FEUCHT – Feuchts 2. Bürgermeisterin Katharina von Kleinsorgen eröffnet mit ihrem Grußwort den 17. Tag der Raumfahrtgeschichte des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums. Bei der Mitgliederversammlung des Museumsträgervereins wurde der Vorstand um D-2-Astronaut Prof. Dr. Ulrich Walter und Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild einstimmig bestätigt.
Mit dem heute fast völlig vergessenen Raketenpionier Johannes Winkler stand beim diesjährigen Tag der Raumfahrtgeschichte des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums im Pfinzingschloss ein Zeitgenosse und Weggefährte Oberths im Mittelpunkt der Vorträge.
Nicht ohne Grund: Winkler war der erste in Europa, dem der Start einer Flüssigkeitsrakete tatsächlich gelang. So beschäftigte sich Dr. Wolfgang Both (Berlin) intensiv mit Winklers Förderer und Berater, dem Hutfabrikanten Hugo A. Hückel. Reinhard Sagner, einer der Initiatoren der Winkler-Abteilung im Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau, beleuchtete Winklers Verbindungen zu und seine Entwicklungen bei den Junkers-Werken in Dessau.
Originalrakete von Winkler
Das Feuchter Museum zeigt zudem seit Jahresbeginn im neu hergerichteten Wechselausstellungsraum unter anderem eine Originalrakete Winklers aus dem Jahr 1932, die es für die Zeit der dortigen Renovierung vom Deutschen Museum in München als exklusive Leihgabe erhalten hat. Ergänzt wird dieses einmalige Exponat durch eine Fülle von Originaldokumenten aus dem Archiv des Feuchter Museums, so zum Beispiel ein Exemplar von Winklers seltenem Buch „Der Strahlmotor“, in dem er seine raketentechnischen Überlegungen Ende 1932 ausführlich zusammenfasste.
Dass auch Winkler sein Interesse an Raketentechnik und Raumfahrt der Lektüre von Hermann Oberths „Die Rakete zu den Planetenräumen“ verdankt, zeigt sein Brief an den „Vater der Raumfahrt“ von 1926, der ebenfalls im Museum zu sehen ist. Das Original liegt – wie sehr viele andere einzigartige Dokumente zur frühen Raumfahrtgeschichte – im Feuchter Oberth-Archiv.
Treffpunkt der Spezialisten
Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild hatte darüber hinaus wieder eine Reihe von ausgewiesenen Spezialisten gewinnen können, ihre neuesten Erkenntnisse zur frühen Raumfahrtgeschichte vor Fachpublikum aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu präsentieren.
Michael Tilgner (Hamburg) beschäftigte sich erneut mit dem Erfinder Hermann Ganswindt, Uwe Jack (Berlin) präsentierte mit Hellmuth Walter einen Vertreter der zweiten Generation herausragender Raketentechniker und Günter Nagel (Potsdam) befasste sich unter dem Titel „Ein Triebwerks- und Raketenbauer paktiert mit der SS“ mit Helmut von Zborowski. Der Tagungsband mit allen Vorträgen kann über das Museumsbüro bezogen werden.
Einen besonderen Höhepunkt des Tages bildete einmal mehr die Übergabe eines neuen Exponats für das Museum durch Tassilo Römisch (Mittweida). Römisch brachte einen knapp zwei Meter langen Nachbau von Oberths Raketenentwurf „Modell B“ im Maßstab 1:4 mit nach Feucht. Oberth hatte unter anderem anhand des „Modell B“ in seinem Erstlingswerk „Die Rakete zu den Planetenräumen“ 1923 das Potenzial der Flüssigkeitsraketentechnik theoretisch aufgezeigt und damit eine der Grundlagen für die Raumfahrt gelegt.
Museumsvorstand bestätigt
Traditionell am Sonntag nach dem Tag der Raumfahrtgeschichte hält der Trägerverein des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums seine Jahreshauptversammlung ab. In diesem Jahr stand die Neuwahl des Vorstandes im Mittelpunkt des Treffens, der komplett und ohne Gegenstimmen bestätigt wurde.
D-2-Astronaut Prof. Dr. Ulrich Walter führt den Museumsverein weiterhin als Erster Vorsitzender gemeinsam mit dem Zweiten Vorsitzenden Robert Adams, Schatzmeister Klaus-Dieter Schramm und Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild.
Michael Zuber