„Tafeln sind Orte der Begegnung“ – Anlaufstelle für Integration

Mehr als nur Lebensmittel

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NÜRNBERGER LAND – Die Tafel im Nürnberger Land hilft Bedürftigen. „Uns ist dabei egal, aus welchem Land diese Menschen stammen“, so der Tenor einer Sitzung des Bundesvorstands in Feucht.

Die alte Frau schiebt ihren Rollator das Stück von ihrer Wohnung bis zum Tafel-Laden, wann immer dieser geöffnet hat. Eine gefühlte Ewigkeit braucht sie dafür, muss Pausen einlegen. Ob sie ihr die Lebensmittel nicht nach Hause liefern sollen?, will ein Tafel-Mitarbeiter wissen. Nein, sagt die alte Frau energisch. Schließlich geht es bei der Tafel um viel mehr als nur Lebensmittel. Die Ausgabestelle ist der einzige Ort für die alte Frau, an dem sie auf andere Menschen trifft.

„Wir sind ein Ort der Begegnung“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Tafel. Es gehe vor allem um Teilhabe an der Gesellschaft – auch für Flüchtlinge. Viele kämen zur Tafel, um sich dort mit anderen auszutauschen, die Gelegenheit zu einem Plausch und einem gemeinsamen Kaffee zu nutzen. Auch in Feucht und Altdorf schauen Asylbewerber bei den Kaffeerunden vorbei. Bislang seien die neuen und alten Kunden noch beim „Abtasten“, sagt Gerhard Hampl, Vorsitzender der Tafel im Nürnberger Land.

Was übrig bleibt, geht ins Asylheim

Wie die Tafeln das Thema Asylbewerber handhaben, wird in den Landkreisen unterschiedlich geregelt. Anerkannte Flüchtlinge erhalten einen Einkaufspass und werden behandelt wie jeder andere Tafelkunde. Bei nicht anerkannten Flüchtlingen herrscht Spielraum.

An den zehn Ausgabestellen im Landkreis erhalten derzeit 115 anerkannte Flüchtlinge mit Tafelausweis Lebensmittel.

Was übrig bleibt, verteilen die Tafel-Mitarbeiter an weitere 120 bis 200 Asylbewerber. Etwa 1700 Personen unterstützt die Tafel im Landkreis insgesamt. „Wir sehen mit den Flüchtlingen eine kleine Mehrbelastung, die unsere Mitarbeiter aber gerne auf sich nehmen“, so Hampel weiter. „Es ist sehr schön zu sehen, wie sie sich über die Abgabe von überwiegend Obst und Gemüse freuen.“

Bundesvorsitzender Brühl betont: „Wir sind die größte Organisation, die sich flächendeckend um Flüchtlinge kümmert.

Wir unterstützen Menschen ohne Ansehen der Person, ob das nun Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Geschlecht ist.“

Verständnis für Menschen in Not

Doch auch die insgesamt 62.000 Tafel-Mitarbeiter im Bundesgebiet stoßen an ihre Grenzen. Wenn in kurzer Zeit viele Asylbewerber auf einmal kommen.

Etwa als eine Unterkunft für bis zu 500 Menschen in einer ehemaligen Druckerei in Schwaig aus dem Boden gestampft worden war (wir berichteten). „Da war die Tafel kurz überfordert“, sagt Hampl. Ein Großteil der anderen Tafelkunden zeige Verständnis für die Menschen in Not.

Eine Herausforderung stellt nicht nur die Zahl der Flüchtlinge dar. „Es kommt eine Welle der Altersarmut auf uns zu“, ist sich Brühl sicher. Er sieht bei der Bewältigung der Probleme auch die Politik in der Pflicht.

Die Tafel sei ein Verein, getragen von Ehrenamtlichen, ohne staatliche Zuschüsse. „Wir können das nicht alleine stemmen.“

 

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