SCHWARZENBRUCK – Am Samstag trafen sich Vertreter der neun Kommunen der Allianz Schwarzachtalplus zu einer Projektwerkstatt, um gemeinsam mit den Bürgern die Arbeit am ILEK-Prozess fortzusetzen. Deren Beteiligung war allerdings gering.
„Wer von den Anwesenden ist denn weder Angestellter noch Vertreter der Politik?“ fragt Eckart Paetzold in die Runde. Gemurmel erfüllt die Bürgerhalle Schwarzenbruck. Sieben Hände heben sich. Sieben von insgesamt 55 Teilnehmern der „Projektwerkstatt ILEK Schwarzachtalplus“. Das sei eine Bürgerversammlung ohne Bürger, kommentiert der grüne Altdorfer Stadtrat das Zahlenverhältnis.
Dabei bietet sich an diesem Samstag die Gelegenheit, von Angesicht zu Angesicht mit den Bürgermeistern über die Zukunft der Region zu diskutieren. Zur Erinnerung: Mit an Bord des „Interkommunalen Ländlichen Entwicklungskonzepts“ (ILEK) sind die Gemeinden Berg, Burgthann, Leinburg, Schwarzenbruck, Winkelhaid, die Stadt Altdorf, sowie die Märkte Feucht, Postbauer-Heng und Pyrbaum. Es geht um große Themenfelder, die gemeinsam angepackt werden sollen.
Wie groß, deuten schon die Überschriften der sechs Arbeitsgruppen an, zu denen man mit den Bürgern Ideen und Konzepte sammelt: „Siedlungsentwicklung und Ortskerne“, „Arbeit und Wirtschaft“, „Daseinsvorsorge, Infrastruktur und Verkehr“, „Tourismus, Kultur und Erholung“, „Energie, Ortsbild und Kulturlandschaft“, oder „Land- und Forstwirtschaft“.
Die Bürgermeister sitzen als Gastgeber für die Arbeitsgruppen an sechs Tischen, notieren mit Filzstiften die Vorschläge der Teilnehmer auf große Papierbögen und diskutieren mit ihnen über die Ideen. Hinterher dürfen alle Anwesenden mit Stickern ihre besonderen Herzensangelegenheiten markieren. Dann werden geeignete Maßnahmen besprochen und über mögliche Träger nachgedacht.
„Mehr Begegnungsräume“, „Bessere Beschilderung“, oder „Fassadenprogramm“ steht zum Beispiel auf dem Plakat von Rathauschef Erich Odörfer (Altdorf). Es geht an seinem Tisch um „Siedlungsentwicklung und Ortskerne“. Zum Thema „Daseinsvorsorge, Infrastruktur und Verkehr“ sammelt Feuchts Bürgermeister Konrad Rupprecht Ideen an Tisch drei, spricht mit den Teilnehmern über „zentrale Rufbussteuerstellen“, die Wasserversorgung oder eine Anlaufstelle für Bürger, die sich telefonisch über Ausleihmöglichkeiten von Gartengeräten und Baumaschinen in der Nähe informieren wollen.
Lebhafter Austausch
An Tisch vier brüten die Anwesenden gemeinsam mit Bürgermeister Helmut Himmler aus Berg über „Tourismus, Kultur und Erholung“, notieren „Qualität der Radwege“, „Open-Air-Kinos“ oder „Flyer für Museums-Tour mit Gastronomie“ auf das Papier. Der Austausch ist lebhaft, man setzt sich angeregt mit den Ideen auseinander – und spekuliert auch über die mangelnde Anteilnahme der Bürger aus den Gemeinden. Keiner der Anwesenden streitet ab, dass man sich hier mehr erhofft hätte.
„Es sind immer die gleichen engagierten Gesichter, die man trifft, der Normalbürger bleibt leider abstinent“, fasst Lothar Trapp vom Marktgemeinderat Feucht die Situation zusammen. Dabei gehe es beim ILEK im Kern um die wichtige finanzielle Förderung von Gemeinschaftsprojekten durch die Europäische Union, wie der Feuchter Bürgermeister Rupprecht die Bedeutung des Projekts erklärt. Das Motto laute „Arbeitet zusammen, dann bekommt ihr bessere Zuschüsse.“ So würden zum Beispiel Wanderwege mit 50 oder mehr Prozent bezuschusst. Zudem könne man viele Projekte nur gemeinsam stemmen. Die Zusammenarbeit der Gemeinden sei zwar traditionell gut, doch durch den ILEK-Prozess könne sie noch intensiviert werden.
Umso enttäuschter sei auch er über die mangelnde Teilnahme der Bürger, so Rupprecht. Man habe Werbung in allen möglichen Medien gemacht, habe in den Mitteilungsblättern, im Internet und sogar auf Facebook auf die Veranstaltung hingewiesen. „Wir haben gesagt: Lieber Bürger, du kannst hier mitgestalten, wo es zukünftig hingehen soll in der Region.“ Doch offenbar habe man die Leute doch noch nicht genug erreicht, so dass sie zu dem Schluss kämen: „Oh, da geh‘ ich hin, das betrifft mich“, so der Rathauschef.
Ernüchtert zeigen sich auch die Mitarbeiter des Planungsbüros Schirmer | Architekten und Stadtplaner aus Würzburg, die das Konzept für die Projektwerkstatt erstellt haben und die Gemeinden beim ILEK unterstützen. Vielleicht seien Gemeinde-übergreifende Themen manchen Bürgern zu abstrakt, so ein Erklärungsversuch. Man habe in dieser Veranstaltung auch deswegen das Augenmerk stärker auf die einzelnen Kommunen gerichtet und sich mit möglichen Trägerschaften und einem Zeitrahmen befassen wollen. Größeres Interesse der Bürger sei zu erwarten, sobald es um konkrete Projekte gehe. Die nächste öffentliche Veranstaltung zum ILEK sei im Herbst geplant. Einen genauen Termin oder Ort könne man noch nicht nennen.
Auch das Internet nutzen
Der Burgthanner Bürgermeister Heinz Meyer betont in dem Zusammenhang, dass sich die Bürger natürlich auch noch über die Infoadressen und offiziellen Internetseiten der Gemeinden jederzeit mit Ideen und Vorschlägen an dem Prozess beteiligen könnten. Weitere Informationen und die Zwischenergebnisse der Veranstaltungen findet man auf www.schwarzachtalplus.de
FRANK ERIK WALTER
Wundert sich wirklich jemand darüber, dass der „Normalbürger“ solchen Veranstaltungen fern bleibt ? Der interessierte Bürger hat mittlerweile gelernt, dass derartige Projekte gar nicht dazu gedacht sind, wirklich etwas zu bewegen. Es geht primär darum, Zuschüsse aus irgendwelchen obskuren Fördertöpfen (die wir natürlich mit unseren Abgaben finanzieren) zu erheischen. Dazu werden irgendwelche meist unfähige Planungsbüros mit der Moderation beauftragt, aber greifbare Ergebnisse sind gar nicht zu erwarten, geschweige denn gewünscht. Ausser, sie entsprechen dem, was die Strippenzieher im Hintergrund vorher schon beschlossen haben.
Durch solche Projekte wird auch komplett darüber hinweggetäuscht, dass jeder einzelne Bürger heute schon – ohne Zuhilfenahme von Projektleitern – dazu beitragen kann, die Region zu stärken, indem zum Beispiel vor Ort eingekauft wird, statt Amazon & Co zu unterstützen.
Aber das würde einen generellen Bewusstseinswandel erfordern, der gar nicht das Ziel von ILEK & Co ist und auch nicht sein kann.
Ich wünsche allen am Projekt teilnehmenden Bürgerinnen und Bürgern viel Erfolg und würde mich selbst über kleine Schritte schon freuen.
Wenn man es nicht mal schafft die Straße von Feucht nach Winkelhaid innerhalb von zwanzig Jahren zu sanieren, was soll man sich dann an einem Wochenende mit der Politik zusammensetzen?
Frei nach dem Motto: und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründ ich einen Arbeitskreis! Und Geld muss es kosten!
ich hätte da noch eine Idee: „Wahlen ohne Wähler“-würde viel Ärger ersparen und wäre doch mal was Neues!