MIA-Festival

Wallenstein als Konkurrenz?

Die Soulbuddies hoffen, dass sich MIA und die Festspiele gegenseitig befruchten werden. | Foto: Hornung2018/06/Altdorf-Mia-2017-online.jpg

ALTDORF – Ist die teilweise Überschneidung von MIA (Musik in Altdorf) mit den Wallenstein-Festspiel-Wochen in diesem Jahr von Vorteil oder kannibalisieren sich die beiden Veranstaltungen gegenseitig? Diese Frage stand bei einer Diskussionsrunde der Sponsoren und Organisatoren des Musikfestivals der Soulbuddies bis zuletzt ein bisschen ungeklärt im Raum. Anlass war eine Zusammenkunft der Unterstützer und Organisatoren, bei der Informationen ausgetauscht, aber auch Anregungen gegeben und der Blick auf die Zukunft gerichtet werden sollten.

Soulbuddies-Vorsitzender Günther Kraußer hob die Bedeutung der 19 Unterstützer hervor, deren finanzielle Förderung mehr als 50 Prozent des Budgets ausmachten. „Ohne Sie geht’s nicht“, bestätigte er den Vertretern der Wirtschaftsunternehmen, öffentlichen Behörden und Privatpersonen. Die Anwesenden gaben gern ihr Urteil über das Kultur-Event ab, das nun bereits im dritten Jahr über die Bühne geht, dieses Mal eben gesplittet wegen Wallenstein am 29. Juni und 29. Juli. Otfried Bürger, Leiter der Öffentlichkeit der Sparkasse Nürnberg, glaubt, MIA sei auf dem Weg zu einer Erfolgsgeschichte.
Er erkannte aber gleichzeitig ein Problem, das von anderen in ähnlicher Weise gesehen wurde: Die Darbietungen verfügten über eine „wahnsinnige Qualität“, aber „die wenigsten können mit den Namen etwas anfangen“. Er bezog sich damit auf die Politik der Veranstalter, unverbrauchte, junge, aber stets hoch begabte Künstler-Persönlichkeiten einzuladen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, aber eben hierzulande noch ziemlich unbekannt sind. Dies könnte dem Zuspruch abträglich sein, ebenso wie die Konkurrenz von Massenveranstaltungen bis hin zu Bierzelt-Geschichten mit örtlichen Coverbands, die viele Leute anlocken. Diese Theorie stütze sicher auch das letztjährige Event, so Bürger, als der einzig bekannte Musiker, der Posaunist Nils Landgren, tatsächlich für einen gewaltigen Publikumsschub sorgte.

Kommerziell oder exklusiv?

Günther Kraußer war für diese Analyse dankbar und versicherte gleichzeitig, dass die Soulbuddies genau diese Frage umtreibt: Sollen wir kommerzieller werden oder wollen wir Exklusives für einen nur kleinen Kreis von Interessierten anbieten? Viel werde diskutiert um diese Gratwanderung. Im Moment bemühe man sich noch darum, nicht zu kommerziell, aber eben auch nicht zu elitär zu werden.
Steuerberater Werner Merkel lobte das „tolle Engagement“ der Soulbuddies, das es für ihn immer wert sei, unterstützt zu werden. Außerdem stellte er den elf Wochen alten Pinscherwelpen Pino vor, der ein Maskottchen von MIA werden könnte. Bürgermeister Erich Odörfer bestätigte, dass die Soubuddies durch ihre großartige Arbeit dafür sorgten, dass Musikgruppen, die sonst nicht nach Altdorf kämen, hier Station machten, „ein Image-Gewinn für die Stadt“. Er vertrat zunächst die Ansicht, man solle doch in Zukunft für eine zeitliche Entzerrung zwischen MIA und Wallenstein sorgen, um zu vermeiden, dass das Musik-Event im fünfwöchigen Historienspiel untergeht. Auch Hermann Vogel, Geschäftsstellenleiter der Sparkasse Altdorf, befürchtete, dass MIA neben der umfangreichen Wallenstein-Publicity in der Wahrnehmung etwas zu kurz kommen könnte.
Günther Kraußer und Stefan Eisele von den Soulbuddies wiesen auf die Terminprobleme hin, die sich daraus ergaben, nicht mit der WM kollidieren zu wollen, aber auch nicht nach Wallenstein in die Ferienzeit zu geraten.
Eisele wies daher auch auf die beiden unterschiedlichen Konzepte für MIA 1 und MIA 2 hin, insbesondere der familiäre Charakter des 29. Juli mit entspanntem Picknickambiente könnte doch ein ganz besonderes Format sein, dem das Wallenstein-Festspiel, das dann ja bereits vorüber ist, nicht mehr in die Quere kommen kann. Auch Jörg Hoffmann vom Soulbuddies-Vorstand sah in der Koinzidenz eher eine gegenseitige Befruchtung, weil Altdorf in diesen Sommerwochen sowieso schon im Fokus stünde.
Patricia Ehbauer von Merz Reisen ist sich sicher, dass die Musik bei MIA genau die ist, die sie unterstützen möchte. Diese Erfahrung habe man bereits im vergangenen Jahr gemacht, als die Firma ihre Kunden zum Festival einlud und auf einhellige Resonanz stieß.

„Kulturhauptstadt“ Altdorf

Landrat Armin Kroder schlug vor, erst Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, wenn diese Saison vorüber ist. Er versicherte, dass dem Landkreis Kunst und Kultur wichtig seien und nannte Altdorf „Kulturhauptstadt“ für die bevorstehende Zeitspanne.
Auch er könnte sich vorstellen, dass Wallenstein für MIA eine Chance darstelle, denn die vielen Menschen in der Stadt, die wegen der Festspiele kämen, könnten durchaus auch ein Potenzial für MIA sein. Abschließend hob er noch einen Punkt hervor, der ihm in diesem Sponsorenkreis angenehm aufgefallen sei, nämlich dass sich die Geldgeber nicht in die Event-Gestaltung einmischten: „Ihr lasst die künstlerische Leitung in Ruhe, das ist nicht selbstverständlich.“

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