Dieter Bednarz liest in Lauf

Keine Angst vor dem Älterwerden

Autor Dieter Bednarz liest am Mittwoch in Lauf. | Foto: Hasan Demirci2020/02/Autor-Dieter-Bednarz-Foto--Hasan-Demirci-Kopie-2-scaled.jpg

LAUF. Viele Jahrzehnte arbeitete er als Journalist unter anderem für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und interviewte Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Plötzlich im Ruhestand, musste Dieter Bednarz mit der neu gewonnenen Zeit umzugehen lernen. Teils autobiografisch, teils in Form eines Sachbuchs schildert der 64-Jährige, wie er sich langsam zurechtgefunden hat, spricht mit Experten und Sachverständigen über zentrale Fragen des Alters und gibt Tipps für die Zeit „danach“. Am Mittwoch, 5. Februar, um 19 Uhr, liest Dieter Bednarz in der Stadtbücherei in Lauf.

Herr Bednarz, der Titel Ihres Buches klingt ermutigend: „Zu jung für alt. Vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Arbeitsleben“. Seit 2017 sind Sie im Ruhestand. Hand aufs Herz, wie viel Freiheit verspüren Sie tatsächlich?

Mittlerweile ist es ein Gefühl der Freiheit, denn es ist schon ein großer Luxus, dass ich mir heute überlegen kann, welche Themen mich interessieren, und darüber schreibe oder Vorträge halte. Aber es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis ich mein neues Leben annehmen konnte. Ich bin vom Alter wirklich kalt erwischt worden.

Sie beschreiben sehr humorvoll, wie Sie als später Vater privat im Höhenflug waren und plötzlich merkten, zum Beruflichen, da gibt es einen immer größeren Graben.

Ich dachte, 50 ist nur eine Zahl, ich fühlte mich in der Tat zeit- und schwerelos. Doch dann geriet ich aus der Alterslosigkeit an die Alters­front …

Ihr „Schicksal“ teilen ja viele Arbeitnehmer. Mit Mitte/Ende 50 kommt plötzlich das Angebot des Arbeitgebers, doch langsam mal an den Vorruhestand zu denken. Können Sie den Moment noch beschreiben, als es so weit war?

Ich habe den Umbruch schon zwei, drei Jahre gespürt. Die Medienbranche hat sich durch die Digitalisierung ja rasant verändert. Viele Kollegen hatten das Metier längst verlassen oder mussten gehen. Dennoch dachte ich lange, mein Wissen und Know-how würden noch eine Weile gebraucht. Immerhin war ich 30 Jahre lang als Korrespondent im Einsatz. Ich fühlte mich wichtig, gebraucht. Doch das war ein Irrtum.

Sie sind für die Buchrecherche zu einer Personalberaterin gegangen – und die hat ihnen knallhart gesagt, Sie seien nicht mehr vermittelbar.

Ja. Ich wollte wissen, ob ich auf dem Arbeitsmarkt noch eine Chance hätte, wenn ich wollte. Die Antwort war frustrierend: Zu alt. Zu teuer.

Das Ehrenamt gilt als Königsdisziplin des Alters. Auch Sie wurden bei einer Freiwilligenagentur vorstellig. Warum lief das nicht?

Wenn ich Aalzüchter gewesen wäre oder Ingenieur oder wenigstens jemand mit handwerklichen Fähigkeiten, hätte es dort nicht schlecht ausgesehen. Aber als Journalist mit Schwerpunkt Außenpolitik … Die haben nur ein einziges Mal jemanden mit einer ähnlichen Qualifikation vermittelt, als Berater in die Mongolei. Wenn der Job mal frei wird, mache ich ihn.

Sie hätten ja auch in der Nachbarschaftshilfe arbeiten können, oder als Flüchtlingshelfer.

Ich habe in der Tat darüber nachgedacht, doch für mich war das (noch) nichts. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich mir in einigen Jahren eine ehrenamtliche Aufgabe in diesem Bereich suchen werde.

Altersforscher wie der bekannte Heidelberger Professor Andreas Kruse, der den Altenbericht der Bundesregierung mitgeschrieben hat, sehen im Ehrenamt eine große Chance für das Alter. Werden die Alten da nicht auch ein bisschen gesellschaftlich instrumentalisiert?

Im Alter eine ehrenamtliche Aufgabe zu finden, die einen erfüllt, ist ein großes Glück. Gleichwohl darf es nicht so sein, dass es so eine Haltung gibt, jeder müsse sich engagieren, und da politischer oder gesellschaftlicher Druck entsteht. Die Freiheit nach einem langen Berufsleben ist wohlverdient. Die Alten müssen nicht ausgleichen, wofür der Staat nicht aufkommt.

Am Ende haben Sie wieder zu schreiben begonnen – über das Alter und wie es Ihnen damit geht. In Ihrem Buch unternehmen Sie eine Recherche-Reise quer durch Deutschland, zu Experten der Altersforschung, zu Menschen, die ihren Weg im Ruhestand gefunden haben. Was haben Sie dabei gelernt?

Ich habe viele Menschen getroffen, die sich im Ruhestand wirklich befreit fühlen, die ein Hobby haben, das auch im Alter noch identitätsstiftend ist, oder die eben im Ehrenamt aufgehen. Manche haben auch wieder zu lernen begonnen, besuchen eine Universität oder Kurse. Es gibt kein allgemeingültiges Modell, den Übergang in den Ruhestand und das Alter gut zu meistern. Eines nur ist sicher. Man sollte sich darauf vorbereiten und nicht denken, das mache ich dann schon irgendwie. Das sogenannte Alter kann nämlich früher kommen, als man denkt.

Lesung

Am Mittwoch, 5. Februar, um 19 Uhr liest Dieter Bednarz in der Stadtbücherei Lauf in der Turnstraße aus seinem Buch „Zu jung für alt. Vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Berufsleben“. Eintrittskarten für die Veranstaltung gibt es in der Stadtbücherei zu den üblichen Öffnungszeiten. Die Lesung ist eine Kooperationsveranstaltung der Koordinationsstelle Seniorenarbeit am Landratsamt Nürnberger Land und der Stadtbücherei.

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