Netzwerktreffen im Wenzelschloss zum Thema fehlender Platz für Kunst

Die Kultur braucht im Landkreis neue Räume

Früher waren hier Büros, doch als die Druckerei der Pegnitz-Zeitung auszog, gab es viel Platz im Verlagsgebäude an der Nürnberger Straße in Lauf – PZ-Verleger Lambert Herrmann schuf deshalb den „PZ-Kulturraum“. Er ist inzwischen ein eigenes kleines Theater, geleitet von Rainer Turba (vorne links). | Foto: Lorenz Märtl2019/07/rainer-turba-pz-kulturraum.jpg

NÜRNBERGER LAND — Das Nürnberger Land soll die Stadt Nürnberg bei der Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 unterstützen und die Kulturschaffenden aus Land und Stadt sollen sich deshalb besser kennenlernen. Mit dem Titel „Kulturräume“ war ein erstes Netzwerktreffen im Laufer Wenzelschloss überschrieben.

Räume für Theater, Bildende Kunst und Co. braucht es nämlich sowohl im Landkreis als auch im Zentrum der Metropolregion. Nur: Wo befinden sich diese Räume, wie kommt die Kultur an sie heran, wer bezahlt den Platz?

Leerstehende Denkmäler als Lösung?

Maria Trunk vom Amt für Kultur und Freizeit gewährte in einem Workshop zum Thema erste Einblicke in eine neue App, mit deren Hilfe leerstehendes Baukulturerbe als Kulturraum erfasst werden soll. Dies geschieht im Rahmen des europäischen Projekts „Forget Heritage“, dessen Ziel es ist, gemeinsam „innovative, reproduzierbare und nachhaltige Management-Modelle“ für historische Gebäude zu konzipieren.

Die Ansiedlung von Kreativ- und Kulturbetrieben soll eine Aufwertung der denkmalgeschützten Areale bewirken. Diese App könnte auf die gesamte Metropolregion ausgeweitet werden und Plattform für Bürger und Entscheider sein, auf der sich Angebot und Nachfrage zwischen Eigentümern und Kulturschaffenden selbst finden.

Mehr Raum in der Region

So sah es auch Sebastian Schnellbögl, der im Leerstandsmanagement der Stadt Nürnberg innovative Projekte betreut. Aus seinen Erfahrungen mit dem Projekt „Bau 74“ innerhalb des Quelle-Areals berichtete er, dass es bisher kaum Daten über den Raumbedarf der Kulturschaffenden gibt. Deswegen müsse für ein kontinuierliches Raumangebot gesorgt werden, um kreatives Potenzial nicht durch Abwanderung zu verlieren.

Ein Beispiel, wie sich ein Kulturraum über die Jahre positiv entwickeln kann, ist der Kulturraum der Pegnitz-Zeitung. Er entwickelte sich 2006 aus Räumlichkeiten, die früher von der Druckvorstufe genutzt wurden, nach dem Wegzug der Druckerei des Fahner-Verlags aus Lauf aber frei waren.

PZ-Verleger Lambert Herrmann stellte das Projekt vor. Aus anfangs 200 Zuschauern im Jahr wurden zwischenzeitlich etwa 6000. „Der PZ-Kulturraum hat sich zu einem kleinen Theater entwickelt, auf das wir sehr stolz sind und das auch gut zu uns als Medienhaus passt“, sagte Herrmann. Ohne diesen Hintergrund wäre das Projekt kaum zu verwirklichen gewesen.


Oder doch lieber Gewerbebrachen

Kulturräume größerer Dimension in ehemaligen Industrie- und Gewerbebrachen entwickelt „Coloured Fields“, dessen Geschäftsführer Bertram Schulze die alte Spinnerei in Leipzig und das Kraftwerk Bille in Hamburg vorstellte und auch auf das Nürnberger Projekt „Auf AEG“ einging. Sein Ziel sei es, geschlossene Areale attraktiv zu gestalten, die Qualität der Künstler mit Aktionen zu fördern und vor allem eigene Ideen zu entwickeln.

Die Diskussionen und Gespräche zeigten auf, dass es dringend notwendig ist, eine Plattform für Künstler zu schaffen. Leerstand – nicht nur in historischen Gebäuden – muss erfasst und sinnvoller Verwendung zugeführt werden. Eventuell, so die Anregung, könnte die Sparkasse Nürnberg eine Infoplattform für eine solche Leerstandsbörse sein.

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