FEUCHT – Die meisten Menschen verbinden den Beginn des Raumfahrtzeitalters heute mit den großen, medienwirksamen Ereignissen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Sputnik I, dem ersten Satelliten, den die Sowjetunion 1957 ins All brachte, dem ersten Menschen im All, Juri Gagarin 1961, und allen voran der ersten Mondlandung der USA mit Apollo 11 im Juli 1969. Doch diese Pioniertaten konnten nur stattfinden, weil in den Jahrzehnten vorher essenzielle theoretische Grundlagen geschaffen und praktische Vorarbeiten geleistet wurden.
Frank H. Winter, ehemaliger Kurator am Air & Space Museum in Washington, fasste die herausragende Bedeutung von Hermann Oberths Buch 1996 wie folgt zusammen: „Oberths Rakete sorgte weltweit für Aufsehen, als das Buch erschien. Es war knapp 87 Seiten lang und deckte das Spektrum der bemannten und unbemannten Raumfahrt ab. Zu den darin diskutierten Fragen gehörten der Bau von mehrstufigen Flüssigkeitsraketen, Steuerung und Navigation, Aerodynamik, Lebenserhaltungssysteme (einschließlich Raumanzüge), psychologische Auswirkungen der Raumfahrt, Wiedereintritts- und Erholungstechniken sowie ein Raumstationskonzept zusammen mit möglichen Missionen. Darüber hinaus war Oberths Prämisse, dass diese Technologie sowohl auf dem Stand der Technik als auch potenziell profitabel für die Menschheit sei. Die Rakete löste eine internationale Raumfahrtbewegung aus, mit der auch eine Fülle von weiteren Büchern zu diesem Thema einherging.“
Was in der Raumfahrt auf Oberth zurückgeht? „Einfach alles!“
Noch knapper formuliert es Prof. Dr. Ulrich Walter. Auf die Frage, was denn in der modernen Raumfahrt auf Hermann Oberth zurückgehe, antwortet der ehemalige Astronaut und Lehrstuhlinhaber für Raumfahrttechnik an der TU München kurz und knapp: „Einfach alles! Die beiden Bücher ‚Die Rakete zu den Planetenräumen‘ 1923 und ‚Wege zur Raumschiffahrt‘ 1929 haben die Grundlagen für die moderne Raumfahrt geschaffen.“
Anlässlich des Jahrestags hat das Oberth-Museum eine Sonderausstellung zu dem Buch und seiner Wirkung zusammengestellt, die von 1. August bis 31. Oktober im Feuchter Pfinzingschloss zu sehen ist.
Info: Die Ausstellung ist wochentags zu den Dienstzeiten der Ämter im Pfinzingschloss (Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr, Dienstag von 13 bis 15.30 Uhr und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr) sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Führungen können unter Telefon 09128/3502 oder per E-Mail an [email protected] vereinbart werden.