Aktion auf Laufer Marktplatz

Kritik an Flüchtlingspolitik

Der Radiomoderator und Kabarettist Matthias Matuschik (rechts) spottete über Markus Söder und die Umfragewerte der Union. Gemeinsam könne man „die CSU auf die Oppositionsbank setzen“, so der Mut-Politiker.
Der Radiomoderator und Kabarettist Matthias Matuschik (rechts) spottete über Markus Söder und die Umfragewerte der Union. Gemeinsam könne man „die CSU auf die Oppositionsbank setzen“, so der Mut-Politiker. | Foto: Kirchmayer2018/10/Matuschik-Seebrucke-Laufer-Marktplatz-Mut-Partei.jpg

LAUF — Acht Tage vor der Landtags- und Bezirkstagswahl fand sich auf dem Laufer Marktplatz ein ungewöhnliches Parteienzweckbündnis zusammen: Die Linke im Landkreis hatte zu einer Aktion gegen die europäische Flüchtlingspolitik geladen, und daran beteiligten sich auch die SPD samt Jusos, die Piraten und die Mut-Partei. Auch der Radiomoderator und Kabarettist Matthias Matuschik trat auf.

„Schluss mit dem Sterben im Mittelmeer“ steht auf dem großen Plakat, das hinter der improvisierten Bühne am Oberen Laufer Marktplatz hinter den Rednern zu lesen ist. Hintergrund der Forderung ist, dass es de facto keine privaten Seenotretter mehr im Mittelmeer gibt, weil Staaten wie Italien und Malta Schiffe entweder festsetzen oder gar nicht erst in ihren Häfen anlegen lassen, erklärt David Filgertshofer, Kreissprecher der Linkspartei im Nürnberger Land, der die Aktion organisiert hat.

Unter dem Hashtag „Seebrücke“ finden aktuell deutschlandweit Aktionen zu diesem Hintergrund statt, alleine am Samstag waren es 14 Stück, darunter in Nürnberg, Regensburg und Berlin. Hinter der Bewegung Seebrücke stecken etliche kleine Organisationen, laut eigener Homepage seien seit diesem Sommer über 100 000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung im Mittelmeer einzustehen.

Bei der Aktion auf dem Oberen Laufer Marktplatz nahe des Hersbrucker Tors haben sich am Samstagvormittag bis zu 100 Menschen versammelt. Organisator Filgertshofer hatte im Vorfeld bei etlichen Parteien angefragt – nur nicht bei der CSU und der AfD. Für eine Teilnahme entschieden sich die SPD und deren Jugendorganisation Jusos, die Piraten, die Bunte Liste, die im Sommer vergangenen Jahres gegründete Mut-Partei und spontan auch die Satirepartei Die Partei.

Dank eines Zufalls gelang dem Organisator ein kleiner Coup: Der bayernweit bekannte Radiomoderator und Kabarettist Matthias „Matuschke“ Matuschik, der am Freitagabend einen Auftritt im Laufer PZ-Kulturraum hatte, konnte für die Aktion gewonnen werden. Der 53-Jährige, der in Würzburg für „Mut“ für den Landtag kandidiert, wurde von seiner Parteikollegin, der Mut-Bezirksvorsitzenden Christine Deutschmann als „Stargast“ angekündigt.

„Matuschke“ erzählte, er selbst sei „Flüchtlings in dritter Generation“. Seine Großmutter sei 1945 aus Oberschlesien vor den anrückenden Russen geflohen, nachdem das „Projekt Nationalsozialismus krachend gescheitert“ sei. In der Oberpfalz fand sie eine neue Heimat.

Da die deutsche Gesellschaft immer älter werde, sei Zuwanderung wie eine „Geschenkpackung“. Rund 300 000 Flüchtlinge seien bundesweit bereits arbeitstätig, so Matuschke. Er lobte die vielen Flüchtlingshelfer, die „einen fantastischen Job gemacht“ hätten.

Spott für Söder

Der Kabarettist verspottete Markus Söders Raumfahrtprogramm, erwies auf die aktuellen Umfragezahlen und forderte die Anwesenden auf, bei der Landtagswahl Flagge zu zeigen. „Es geht so runter mit der CSU, dass ich mit dem jubilieren nicht mehr nachkomme“, so Matuschik. Unter großem Applaus forderte er dazu auf, die CSU „auf die Oppositionsbank zu setzen“.

„Wir haben die Möglichkeit, in Bayern demokratisch regiert zu werden“, so der 53-Jährige, der ergänzte, alle Parteien seien wählbar, nur die AfD und die CSU nicht.

Unter den insgesamt acht Rednern war auch die SPD-Landtagskandidatin des Nürnberger Landes, Andrea Lipka. „Genau in dieser Minute ertrinken wieder Menschen, weil Seerettung kriminalisiert wurde und deshalb kaum noch Schiffe auf dem Mittelmeer unterwegs sind. Wir dürfen Menschen nicht sterben lassen“, forderte Lipka, die sich auch für die Bekämpfung von Fluchtursachen stark machte.

Kathrin Flach Gomez, Bezirkstagskandidatin der Linken, forderte, Asylbewerbern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern und kritisierte die „ausbeutende Politik Europas“ unter anderem in Afrika.

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