LAUF — Bekommt Lauf einen eigenen Unverpacktladen, in dem man verpackungs- und müllfrei einkaufen kann? Die Stadt Lauf würde gerne ein solches Geschäft etablieren und lädt in diesem Zusammenhang zu einer Infoveranstaltung am Mittwoch, 13. März, von 19.30 bis 22 Uhr in den PZ-Kulturraum (Nürnberger Straße 19 in Lauf) ein. (Update vom 10. März 2019: Die Veranstaltung ist ausverkauft.)
Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Benedikt Bisping lädt die Wirtschaftsförderung zu dem Informationsabend zum Thema „Zero Waste“ (Null Abfall) ein.
An diesem Abend spricht Thomas Linhardt, einer der Gründer von „Zero Hero“, dem ersten verpackungsfreien Laden in Nürnberg (siehe Interview unten). Er stellt Zahlen und Fakten vor und verdeutlicht, warum Plastikvermeidung so wichtig ist und wie man im Alltag ganz einfach Müll reduzieren kann. Zudem führt er virtuell durch seinen Laden, zeigt, wie das Einkaufen dort funktioniert und wie groß die Produktauswahl ist.
Diskussion mit Publikum
Anschließend beantwortet er Fragen des Publikums und stellt zur Diskussion, ob und wie sich ein Unverpacktladen in der Pegnitzstadt realisieren ließe. Eingeladen sind alle Erzieher, Lehrer, Köche, Caterer, Einzelhändler, Gastronomen und alle interessierten Bürger.
Einlass ist ab 19 Uhr, die Teilnahme ist kostenfrei.
Interview mit Gründer eines Unverpacktladens
Tetrapack, Plastikfolie, Pappkarton – wer einkauft, kommt um Müll nicht herum. Außer er geht in einen Unverpacktladen, wie den „Zero Hero“ im Nürnberger Stadtteil Gostenhof. Ladengründer Thomas Linhardt spricht im PZ-Interview über das Konzept seines Ladens und erklärt, warum dieses auch in Lauf funktionieren könnte.
PZ: Herr Linhardt, wie muss man sich das Einkaufen in Ihrem Laden vorstellen?
Linhardt: Am besten bringt man diverse saubere Behälter von zu Hause mit: Gläser, Tupperware oder Baumwolltaschen. An einer Waage werden die Behälter leer gewogen und dann können die Kunden sie nach Belieben befüllen. Am Ende wird an der Kasse noch einmal gewogen und das Gewicht des Behälters abgezogen. Auf diese Weise produziert man keinen Müll und kauft meist auch bedarfsgerechter ein, weil man eben nicht zur Großpackung greifen muss, obwohl man nur eine kleine Menge braucht. So landen auch weniger Lebensmittel im Müll.
Zweiter Laden in Erlangen ab Sommer
Sie haben Ihren „Zero Hero“ in Nürnberg im September 2017 eröffnet. Wie läuft es denn inzwischen?
Linhardt: Es ist von Anfang an gut gelaufen. Nach dem anfänglichen Ansturm ist es nicht weniger geworden, sondern es ging stetig nach oben. Wir haben eine feste Stammkundschaft, die nicht nur aus Nürnberg, sondern aus einem Radius von 40 bis 50 Kilometern zu uns kommt und dann alle zwei Wochen einen Großeinkauf macht. Deshalb eröffnen wir auch im Sommer einen zweiten Laden in Erlangen.
Glauben Sie, dass ein solches Konzept auch in Lauf funktioniert?
Linhardt: Generell ja. Es gibt ja nicht nur in Lauf kaufstarke Kundschaft. Auch hier gehe ich davon aus, dass das Einzugsgebiet deutlich größer wäre. Aber um das herauszufinden und auch nachzufragen, wo ein geeigneter Standort für den Laden sein könnte, organisiert die Stadt Lauf ja den Infoabend am 13. März.
Was bekommt man in Ihrem Laden denn alles?
Linhardt: Wir haben ein großes Sortiment, angefangen von Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Linsen, Reis oder Getreide, das man bei uns auch frisch mahlen kann, über Obst und Gemüse bis zu einer Gewürzecke. Dann haben wir eine große Auswahl an Müslis und Backzutaten, Molkereiprodukte, Essig und Öl zum Abzapfen, aber auch Seifen, Cremes oder Shampoo, die man sich im Pfandglas mit nach Hause nehmen kann. Dazu bieten wir Bürsten, Kämme, Edelstahldosen oder Strohhalme aus Stahl und Metall als Alternative zum Plastikprodukt an.
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Keine Wurst- und Fleischtheke
Gibt es denn auch Dinge, die Sie unverpackt nicht anbieten können?
Linhardt: Ja, Butter ist so ein Beispiel. Da haben wir noch keinen Lieferanten gefunden, der das in Großpackungen oder unverpackt anbietet. Auch Hafer- oder Mandelmilch gibt es aktuell nur im Tetrapack. Wir überlegen schon, ob wir die nicht selbst herstellen könnten. Aber das ist bei einem jungen Start-up wie unserem oft auch eine Frage des Budgets und des Arbeitsaufwands. Und ich kenne auch keinen Unverpacktladen, der eine Wurst- und Frischfleischtheke anbietet. Denn da gelten noch einmal ganz andere Hygienebestimmungen.
Wie sind Sie eigentlich auf die Idee mit dem Laden gekommen?
Linhardt: Mein Geschäftspartner Arthur Koenig und ich sind Quereinsteiger. Er kommt aus der IT-, ich aus der Werbebranche. Ich habe mich aber schon immer für Lebensmittel interessiert. Als 2014 die ersten Unverpacktläden öffneten, fand ich die Idee super. Ende 2016 habe ich dann meinen Job an den Nagel gehängt und mich voll auf „Zero Hero“ konzentriert. Das hat Mut gekostet, aber es hat sich gelohnt.
Mehr Info zum Laden unter www.zerohero-nuernberg.de.
Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 10. März, um 10.45 Uhr aktualisiert.