Freistaat würdigt Rückersdorfer Bauhofmitarbeiter

Medaillen für Lebensretter

Horst Distler (links) erhielt vom Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder die Christophorus-Medaille. | Foto: Bayerische Staatskanzlei/Rolf Poss2018/04/Ehrung-Horst-Distler-Lebensretter-Soder.jpg

RÜCKERSDORF/ECKENTAL/MÜNCHEN — Ministerpräsident Markus Söder hat heute in der Münchener Residenz Medaillen an 99 Lebensretter aus dem Freistaat verliehen. Darunter waren zwei Mitarbeiter des Rückersdorfer Bauhofs. Sie halfen einem Eingeklemmten. Der Mann schwebte nach einem Arbeitsunfall in Lebensgefahr. Die PZ hat vor der Verleihung mit einem der Lebensretter, Horst Distler, gesprochen.

Er denkt oft an diesen Moment zurück, sagt Horst Distler, auch heute noch. Am 5. Dezember 2016 hat er einem Mann das Leben gerettet. Dafür wird der Röthenbacher, der am Rückersdorfer Bauhof arbeitet, gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Gärtnermeister Thomas Prögel, mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet.

Beide sind an jenem Tag damit beschäftigt, nach Baumfällarbeiten in der Nähe des Rückersdorfer Bahnhofs aufzuräumen, als sie Schreie hören. Ein Angestellter einer Nürnberger Baufirma ist beim Entladen seines Lastwagens zwischen einem Kran und einer Metallkiste auf der Ladefläche eingeklemmt worden. Während Prögel einen Notruf absetzt und auf das Eintreffen von Feuerwehr und Rettungsdienst wartet, um sie schnell einzuweisen, läuft ­Distler zum Lastwagen. Als er dort ankommt, ist der Eingeklemmte bereits blau angelaufen. „Er war nicht mehr ansprechbar, hatte keinen Puls“, sagt der Ersthelfer. Distler überlegt, wie er den Mann befreien kann – doch die Fernbedienung des Krans trägt dieser am Körper, sie wurde ebenfalls eingeklemmt. Einen großen Metallhaken kann er wegziehen und dem zu diesem Zeitpunkt 57-Jährigen damit ein wenig Luft verschaffen. Doch das reicht nicht.

Die rettende Idee kommt von den ersten Feuerwehrleuten, die den Bahnhof erreichen: Zwischen der Metallkiste und der Bordwand des Lastwagens sind noch zehn Zentimeter Platz. Diesen Spielraum nutzen sie und drücken die Kiste mit dem hydraulischen Spreizer zur Seite. Der Bauarbeiter kann befreit werden. Er muss wiederbelebt werden.

„Mir wäre es lieber, dem Mann ginge es wieder gut“, sagt Distler heute. Der Eingeklemmte hat nämlich bleibende Schäden davongetragen. Zu lange war sein Gehirn ohne Sauerstoff. Trotzdem, sagen die beteiligten Feuerwehrleute, haben die Bauhofmitarbeiter alles richtig gemacht, „sie haben sich nicht gescheut, zu helfen“. Deshalb haben sie das Duo für die Christophorus-Medaille vorgeschlagen.

Praktisch in letzter Minute gelang es den Feuerwehren aus Lauf und Rückersdorf, den eingeklemmten Bauarbeiter zu befreien. Das sei, so die Ehrenamtlichen, vor allem den engagierten Ersthelfern zu verdanken. | Foto: Feuerwehr Lauf2018/04/ersthelfer-einsatz-ruckersdorf-auszeichnnung-retter-feuerwehr.jpg

 

Diese Auszeichnung verleiht der Freistaat Bayern für Rettungstaten „unter besonders schwierigen Umständen“. Von den 99 Geehrten, die heute in München gewürdigt werden, bekommen 54 diese Medaille, weiteren 45 wird die Bayerische Rettungsmedaille verliehen, weil sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens gehandelt haben.

Auf den Termin in München freut er sich, „das wird sicher interessant“, sagt Distler im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung. Wann darf man schon einmal dem Ministerpräsidenten die Hand schütteln und ist in die Residenz eingeladen?

Neben Distler und Prögel sind zwei weitere Landkreisbürger zu Gast bei dem heutigen Empfang: Dominik und Niklas Rehwinkel warteten im Juni 2017 am S-Bahnhof in Moosbach auf ihren Zug, als ein 14-jähriger Freund an der Bahnsteigkante bewusstlos zusammensackte und ins Gleisbett stürzte. Die beiden Brüder handelten als Einzige, sprangen hinab und zogen den Gestürzten zurück auf den Bahnsteig. Dafür erhalten sie die Rettungsmedaille. Thomas Kerschbaum und Sven Lenglacher aus Eckental werden hingegen ebenfalls mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet. Sie hievten einen bewusstlosen Autofahrer an einem Bahnübergang aus seinem Wagen. Der Mann hatte einen Herzinfarkt erlitten. Er konnte wiederbelebt werden.

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