NÜRNBERGER LAND – Nach über 35 Jahren in der Geschäftsführung der Lebenshilfe Nürnberger Land verabschiedete das Sozialunternehmen den jahrzehntelangen Geschäftsführer Norbert Dünkel. Im Stadthaus Hersbruck lud Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard John neben hochrangigen Gästen aus Politik, Sozialem, der Polizei, Feuerwehr, des THW und langjährigen Wegbegleitern auch den Werkstattrat der Moritzberg-Werkstätten mit Handicap ein.
Über 70 Gäste lauschten der Band „Die Schmetterlinge“, die genau das mit ihrem musikalischen Auftritten seit vielen Jahren verwirklichen und an diesem Vormittag besangen, worum es Norbert Dünkel seit seinem 27. Lebensjahr geht: Eine Begegnung auf Augenhöhe, die Teilhabe am sozialen Leben und die Inklusion.
Stets dem Fortschritt zugewandt
„Am 1. Dezember 1989“, so erinnerte Gerhard John, hatte der Gründungsvater der Lebenshilfe Nürnberger Land, Dr. Bernhard Leniger, Norbert Dünkel eingestellt – damals „noch mit Oberlippenbart und im Einreiher“, wie der Gastgeber später ergänzte. Den Landkreis Nürnberger Land habe er, so Landrat Armin Kroder, über die Jahrzehnte „sozial mitgestaltet und geprägt“, Dünkel nannte er den „Architekt der Inklusion auf Landesebene.“
Mit „positiver Penetranz“, ergänzte Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg, habe er viele Projekte angestoßen, Großes bewegt und erkennbare Spuren hinterlassen. Allen voran das einzigartige Projekt „Schulstarthelfer“, das mittlerweile bayernweit Pate steht, für den begleiteten Übertritt von der Kita zur Schule.
Die Lebenshilfe war im Landkreis eine der ersten Einrichtungen mit inklusiven Angeboten und eröffnete die Integrative Kindertageseinrichtungen in Röthenbach (1990), Hersbruck (1992) und Rollhofen (1994). Es folgte die Erweiterung der Frühförderung um die Medizinisch-Therapeutischen Dienste (1994), der Aufbau einer Hauptverwaltung (1996), der Neubau einer Tagesstätte 2001, das Betreuungszentrum mit Förderstätte und Wohnheim 2003, Erweiterungen der Moritzberg-Werkstätten (Werk II 1996, Werk III 2007), eine Reittherapie ab 2006 und das darauf aufbauende Reittherapiezentrum 2013, die Außenwohngruppen in Rückersdorf (1996), Hersbruck (2004) und Lauf (2009).
Gut 500 Mitarbeiter sind es heute, die Menschen mit Handicap, vom Säugling bis zum Senior, fördern und begleiten sowie von 200 Ehrenamtlichen, die in den landkreisweit mittlerweile 24 Einrichtungen der Lebenshilfe Nürnberger Land für über 1500 Betreuungsplätze sorgen.
„Moderator und Katalysator“
„Ganz nach der Situation kann er mal Moderator, Katalysator oder auch Terminator sein“, rückte Gerhard John seinen langjährigen Geschäftsführer noch mal humorvoll ins rechte Licht, ehe sein Nachfolger Dennis Kummarnitzky abschließend betonte, dass ihm die Lebenshilfe „mehr als dankbar sei“. Kummarnitzky, seit 2019 als Geschäftsführer im Dienst, sieht das Unternehmen auch weiterhin als krisenfesten Arbeitgeber in der Region, für Menschen mit und ohne Behinderung und das bei einer Bilanzsumme von rund 36 Millionen Euro.
Kein gänzlicher Abschied
„Wir brauchen eine gemeinsame Verantwortung für Menschen mit Handicap, (…) es gilt neuen Aufgaben und neuen Herausforderungen zu begegnen – auch im Hinblick auf die politische Zukunft Deutschlands und Bayerns“, so das Plädoyer von Norbert Dünkel. Als Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Lebenshilfe und neues Ehrenmitglied der Lebenshilfe wird Dünkel auch weiterhin seine lieb gewonnenen Wegbegleiter der Lebenshilfe besuchen.