Kosten belaufen sich auf rund 26 Mio. Euro

Hausgemachte Energie

Blick vom Faulturm auf das Herzstück der Kläranlage, die Reaktionsräume, die das Schmutzwasser nacheinander durchfließt, um dann in verschiedenen Stufen gereinigt zu werden. Fachleute sprechen von Kaskaden. Im Hintergrund die alte Trocknungsanlage, die der KZV als Abstellhalle für Fahrzeuge nutzt. | Foto: Alex Blinten2021/08/Schwarzenbruck-Klaeranlage-scaled.jpg

SCHWARZENBRUCK – Die neue Schwarzenbrucker Kläranlage wird einen Großteil des für den Betrieb benötigten Stroms
mit Photovoltaik, einem Blockheizkraftwerk und Wasserkraft selbst erzeugen. Die Anlage gilt als Projekt mit bundesweitem Modellcharakter.

In Schwarzenbruck entsteht derzeit eine der modernsten Kläranlagen Bayerns. Der Kanalzweckverband Schwarzachtal (KZV) baut unmittelbar neben der bestehenden Anlage oberhalb der Schwarzachklamm eine Pilot-Anlage, die ihren Betrieb mit selbsterzeugter Energie sicherstellt. Energieintelligent nennen die Fachleute das. Bundesweit hat das Projekt Modellcharakter. Die Arbeiten dafür liegen bislang im Zeitplan. Wenn nichts Unvorhersehbares eintritt, wird das Abwasser aus dem KZV-Bereich ab Spätsommer kommenden Jahres über die neue Kläranlage gereinigt.

Horst Wagner ist zuversichtlich, dass das anschließende Monitoring positiv verläuft. Über ein Jahr wird dann genau beobachtet, wie sich die auf dem Kläranlagengelände erzeugte Energie zum Betrieb der Anlage einsetzen lässt und wie groß die Energieersparnis ist. Der Geschäftsführer des Kanalzweckverbands peilt eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit an. Ganz abgehängt von der Energieversorgung von außen wird die Kläranlage aber auch bei optimalem Einsatz aller alternativer Mittel nicht.

650 000 Kilowattstunden im Jahr

Strom wird in der neuen Anlage erzeugt mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW), mit Photovoltaikanlagen und mit Wasserkraft. Die Kombination soll dazu beitragen, 650 000 Kilowattstunden Strom im Jahr zu erzeugen. Das BHKW wird gleichzeitig Strom und Wärme liefern, mit der Wärme wird man dann die Verwaltungsgebäude heizen. Die Wasserkraft liefert den Strom über Turbinen, die in den in die Schwarzach fließenden Abwasserstrom eingebaut werden. Und die Photovoltaik-Elemente werden auf verschiedenen Gebäuden der Kläranlage angebracht. Auch wenn eine hundertprozentige Energie-Autarkie nicht möglich ist, wird sich die Investition laut Wagner langfristig rechnen. Zumal der KZV rund vier Millionen Euro Zuschüsse erhält, die in das Projekt fließen. Schwarzenbruck sei damit auf einem guten Weg, betont der Geschäftsführer.

Hier ist das sogenannte Mannloch am 700 Kubikmeter Schlamm fassenden Faulturm, erläutert KZV-Geschäftsführer Horst Wagner. Das runde Tor wird demnächst verschlossen. Foto: Alex Blinten2021/08/Schwarzenbruck-Klaeranlage1.jpg

Und die Kosten? 17,8 Millionen waren veranschlagt, als das Projekt erstmals im Schwarzenbrucker Rathaus vorgestellt wurde. Dann wurde es kontinuierlich mehr, zwischenzeitlich liegt man bei knapp 30 Millionen Euro. Abzüglich der vier Millionen Euro an Zuschüssen müssen 26 Millionen über Gebühren und Beiträge der Kunden finanziert werden. Zum Projektkonsortium gehören die Gemeinden Schwarzenbruck, Burgthann und die Stadt Altdorf sowie alle an die Kläranlage Schwarzenbruck angeschlossenen Anwohner.

Vierte Reinigungsstufe

Derzeit noch kein Thema ist der Einbau einer vierten Reinigungsstufe, mit der etwa Medikamentenrückstände aus dem Klärwasser herausgefiltert werden können. Eine solche technisch ausgesprochen anspruchsvolle Reinigung wird zwar irgendwann vorgeschrieben, Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg, sieht die Kläranlagen in der Region allerdings erst mittelfristig in der Pflicht. Horst Wagner glaubt nicht daran, dass die vierte Reinigungsstufe in den nächsten zehn Jahren in Schwarzenbruck zugebaut wird. Vorgesorgt hat der KZV aber bereits und auf dem Gelände der neuen Kläranlage dafür eine Vorbehaltsfläche eingeplant.

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