Debatte um Nutzung des Blumenpavillons

Glühwein, Zahnkranz, Erdbeereis

50er-Jahre Retro-Schick: So stellt sich Martin Glienke (SPD) die Zukunft des ehemaligen Blumenpavillons an der evangelischen Kirche vor. | Foto: Martin Glienke2020/11/Schwarzenbruck-Eiscreme-scaled.jpg

SCHWARZENBRUCK – Fairtrade-Verkauf, Fahrradwerkstatt, Eisdiele: Für die Wiederbelebung des ehemaligen Blumenpavillons gibt es viele Ideen. Doch bis irgendeine davon umgesetzt werden kann, gibt es noch einige rechtliche Hürden zu überwinden.

Dass jemand einen Strauß Rosen im Blumenpavillon an der evangelischen Kirche gekauft hat, ist lange her. Seit Jahren steht der Blumenpavillon schon leer. Die Gemeinde möchte die toten Schaufenster wieder mit Leben füllen. Mehrere Gruppen und Institutionen, darunter die Bücherei, das Kulturnetzwerk und das Quartiersmanagement, interessieren sich bereits dafür.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Glienke die Gemeinde in einem Antrag darum gebeten, die Vergabe des Blumenpavillons nur in vorheriger Rücksprache und in enger Kooperation mit dem Gemeinderat anzugehen. Weiter fordert Glienke sie auf, auch alternative Nutzungskonzepte zu prüfen und in Erwägung zu ziehen. Die bisher bestehenden Vorschläge – (Vor-)leseort, Ausstellungsflächen und Raum für Gespräche – sind dem SPDler zu spezifisch auf kleine Teilgruppen der Bevölkerung zugeschnitten. Er stellt sich einen „Ort der Zusammenkunft für Jugendliche, Familien, Senioren, für Arm und Reich“ vor.

Eine Eisdiele mit Doppelnutzung

Die Idee: Eine Eisdiele soll den leeren Platz wiederbeleben. „Das wäre wirklich etwas für jeden. Ein Ort, an dem sich die Leute begegnen und an den sie gerne kommen“, wirbt Glienke für das Projekt. „Als Gemeinderat weiß ich, dass mehrere Schwarzenbrucker Vereine und Organisationen bereits Interesse angemeldet haben. Das schließt sich jedoch nicht aus, denn im Winter steht das Gebäude ja leer. Wenn man also beim Umbau eine Doppelnutzung bereits einplant, kann in den kalten Monaten die Bücherei Vorlesestunden abhalten, die Kirchen könnten einen Fairtrade-Verkauf organisieren und Glühwein ausschenken und das Kulturnetzwerk könnte Ausstellungen organisieren“, führt er den Plan weiter aus.

Um die Bürger mit ins Boot zu holen, hat er eine Online-Petition gestartet und innerhalb gut einer Woche über 400 Unterstützer gefunden, gut 340 davon kommen direkt aus Schwarzenbruck. Er freue sich sehr über den Zuspruch, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. „Jetzt sind das nächste Ziel die 1000.

Bunter Rückenwind

Vollen Rückenwind bekommt Glienkes Vorschlag von der Bunten Liste. Gemeinderatsmitglied Tim Schenk freut sich über die Idee. „Das ist genau das, was Schwarzenbruck fehlt: Eine Begegnungsstätte, an der alle zusammenkommen können, über Alters- und Einkommensgrenzen hinweg“, findet er und geht noch einen Schritt weiter: „Eine Eisdiele allein tut es natürlich noch nicht. Aber es wäre ein guter Anfang mit dem man arbeiten könnte. Wir werden das auf jeden Fall unterstützen.

Auch die Grünen sind dem nicht abgeneigt. Ihnen liegt vor allem daran, den Ortskern zu beleben. Ob per Eisdiele, Mehrgenerationen-Café, Fahrrad-Werkstatt mit Repair-Café, Kulturtreff oder eine der vielen anderen Ideen – darauf möchte sich Mario Rubel zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen. „Wir können uns vieles vorstellen“, sagt der Fraktionsvorsitzende. „Von Bedeutung ist hierbei für uns, dass das Konzept möglichst viele Menschengruppen anspricht und auch die Vertragsgestaltung möglichst flexibel und offen gestaltet wird“, erklärt er und verweist auf das Potential und die Chancen, die die Grünen hier für das Miteinander in Schwarzenbruck sehen. „Positive Gedanken schaffen positive Plätze“, ist er überzeugt.

Etwas verhaltener reagieren die Freien Wähler auf das Projekt. „Leider kann man nach meiner Auffassung zu dem Thema noch wenig sagen und sich auch noch keine Meinung bilden solange wir nicht wissen was mit dem Pavilion überhaupt möglich ist, beziehungsweise was damit geschehen darf“, findet etwa Alfred Merten (FWG). Ähnliche Position bezieht auch die Schwarzenbrucker CSU. „Bestimmt werden sich viele Bürger über eine Eisdiele in Schwarzenbruck freuen – wir von der CSU auch“, sagt Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Hopf. Auch seine Partei möchte das Gebäude nicht unnötig lange leer stehen sehen. „Wir sind hier für eine bestmögliche und verwirklichbare Nutzung offen“, führt Hopf weiter aus.

„Keine falschen Hoffnungen“

Das große Aber: Die Rechtslage ist bis jetzt noch nicht eindeutig entschieden. Der jetzige Pächter des Geschäfts ist der Gemeinde zwei Jahre Pacht schuldig und nirgendwo auffindbar. Vermutet wird, dass sich der Mann im Ausland aufhält. Die Klage gegen ihn läuft und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gemeinde ihn los ist. Bis das Verfahren jedoch abgeschlossen ist, ist und bleibt er Pächter. „Als langjähriger ehrenamtlicher Verwaltungsrichter erlebe ich, dass in der momentanen Pandemiesituation sich derartige Verfahren eventuell noch länger hinaus zögern“, erklärt der CSU-Vorsitzende.

Die Diskussion über eine konkrete Verwendung der frei werdenden Flächen komme daher sehr verfrüht. Auch Petra Hopf (CSU) äußert sich stellvertretend für Bürgermeister Markus Holzammer (CSU), der sich derzeit im Urlaub befindet, vorsichtig. Sie ist ebenfalls als ehrenamtliche Sozialrichterin tätig und weiß, wie zäh derlei Klageverfahren vor sich gehen können. „Das kann sich Jahre hinziehen, wenn man Pech hat“, sagt sie. „Wir möchten daher jetzt noch keine falschen Hoffnungen bei den Bürgern wecken, sondern Schritt für Schritt vorgehen und erst den Ausgang des Verfahrens abwarten. Im Moment ist das alles noch nicht spruchreif und Ideen zwar schön und gut, aber im Endeffekt nur Spekulationen“, erklärt sie ihre Sicht.

Entschieden wurde in der jüngsten Sitzung trotz kontroverser Diskussion noch nichts. Da nicht alle Mitglieder des Schwarzenbrucker Gemeinderates zugegen waren, haben die Anwesenden nach Vorschlag der Grünen beschlossen, die Diskussion erst in der nächsten Sitzung fortzuführen. „Der Pavillon ist ja aktuell noch vertraglich gebunden“, begründet Rubel. „Wir haben also Zeit.

INFO:
Wer sich für die Idee der Eisdiele erwärmt, kann noch gut zwei Monate unter www.openpetition.de/!eisdiele dafür unterzeichnen.

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