RÖTHENBACH – „Damit konnte man nicht rechnen“, sagt Ingrid Gayduschek, die Röthenbacher Kämmerin. Eingestellt hatte sich die Finanzverwaltung der ohnehin klammen Kommune im Frühjahr 2020 nämlich auf das Schlimmste, auf einen massiven Einbruch bei den Steuereinnahmen durch die Pandemie. Doch zum Ende des Haushaltsjahrs steht fest, dass Röthenbach 1,79 Millionen Euro mehr als erwartet zur Verfügung hat.
Die Krise hat den vor Ort ansässigen Unternehmen offensichtlich weniger anhaben können als befürchtet. Sie zahlten 9,27 Prozent mehr Gewerbesteuer als 2019, insgesamt 1,09 Millionen Euro. Einen Gewerbesteuerausgleich vom Freistaat bekam Röthenbach unter anderem deshalb nicht, wohl aber 272 000 Euro außerordentliche Finanzzuweisung. Über 151 000 Euro Ersparnis stehen voraussichtlich in der Jahresrechnung, weil Mitarbeiter der Kommune von Mai bis August in Kurzarbeit waren. Und schließlich: Röthenbach hat etwa 300 000 Euro weniger ausgegeben, weil Feste ausfielen und Einrichtungen wie das Jugendzentrum, das Museum oder die Bibliothek zeitweise geschlossen waren.
Alleine 85 000 Euro brachte die Absage des Blumenfests und 115 000 Euro die Entscheidung, das Freibad nicht zu öffnen. Darüber war Ende Mai/Anfang Juni lang diskutiert worden (die Pegnitz-Zeitung berichtete). Das finanzielle Argument war damals nicht das einzige, es gab auch Bedenken, wie ein Betrieb unter Corona-Bedingungen überhaupt zu realisieren sei, doch es war das ausschlaggebende. Die Schließung sei „der richtige Weg gewesen“, bilanziert Wolfgang Hellmann (CSU), damals hätten sich die Stadträte „alle gemeinsam gegen viel Widerstand gestellt“.
Die etwa 66 000 Euro, die für Masken, Desinfektionsmittel, CO2-Messgeräte und anderen Pandemie-Bedarf ausgegeben wurden, fallen angesichts der massiven Einsparungen kaum ins Gewicht.
Allerdings gibt es auch schlechte Nachrichten: Die Röthenbacher Bürger zahlten 2020 weniger Einkommenssteuer, wohl weil bei manchen Kurzarbeit angesagt war. Dementsprechend sank der Einkommenssteueranteil der Stadt im Vergleich zum Vorjahr um 4,56 Prozent von 7,31 auf 6,98 Millionen Euro.
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Und Reichtum ist ohnehin nicht ausgebrochen – die Mehraufnahmen kommen nicht etwa aufs Sparbuch, sie machen es vielmehr möglich, ohne einen bereits geplanten 3,5-Millionen-Euro-Kredit auszukommen.
„Die Lage bleibt ernst und die schwierigen Jahre werden erst kommen“, meint die Kämmerin. Gayduschek hat die Konjunkturprognosen im Hinterkopf, die erst 2024 mit dem Erreichen des Vor-Corona-Niveaus rechnen. Dabei ist freilich noch nicht klar, wie sich die Röthenbacher Betriebe schlagen werden.
Man habe die Pandemie „vom Finanziellen her bisher gut umschifft“, sagt Bürgermeister Klaus Hacker. Er freut sich aber auch auf Zeiten, in denen die Stadt wieder Geld für Feste ausgeben kann.