Schärfere Corona-Maßnahmen in Bayern

Veranstalter und Wirte haben Angst

17 statt 70 Gäste? Andrea Lipka mit ihrem Theater Glückserei am Laufer Marktplatz treffen die neuen Regeln hart. | Foto: PZ-Archiv2021/11/lipka_premiere_lauf_gl_ckserei-crop.jpg

NÜRNBERGER LAND – Die schärferen Corona-Maßnahmen, die ab kommendem Mittwoch in Bayern gelten, übertreffen die Befürchtungen der Kulturveranstalter und Gastronomen im Nürnberger Land. „Blocken, Bremsen, Boostern“, unter diesem Motto will die Staatsregierung die vierte Corona-Welle brechen. Zusätzlich zu den beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung haben die Minister am Freitag eine Liste von Regeln erstellt, die kommenden Mittwoch in Kraft treten sollen.


Betroffen sind vor allem ungeimpfte Personen, für die Kontaktbeschränkungen gelten, und die Bereiche Gastronomie, Kultur und Sport.

Besonders hart: Die Landkreise, die eine Inzidenz von 1000 überschreiten, müssen erneut in den Lockdown. Lokale, Sport- und Kulturstätten schließen. Der Handel und die Schulen bleiben geöffnet.
Das Nürnberger Land ist laut RKI mit einer aktuellen Inzidenz von 366,4 noch weit von der Lockdown-Grenze entfernt, aber die Zahlen steigen. Es ist außerdem anzunehmen, dass der offizielle Wert im Landkreis dem Tatsächlichen hinterherhinkt. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen immer mehr Landkreise die 1000er-Inzidenz überschreiten werden“, sagte Söder.

Lipka: „Ich bin schockiert“

Für Andrea Lipka, Betreiberin des Laufer Theaters Glückserei, bedeuten die neuen Regeln eine Befeuerung ihrer Existenzängste, mit denen sie seit dem ersten Lockdown im März 2020 kämpft. „Ich bin schockiert. Uns ist versprochen worden, dass Hygienekonzepte und ein flächendeckendes Impfangebot weitere Einschränkungen verhindern.“

Für viel Geld habe sie ihr Theater mit Luftfilteranlagen ausgestattet und sei freiwillig bei einer Auslastung von 50 Prozent geblieben. „Die neue Vorschrift von 25 Prozent Auslastung bedeutet für mich 17 statt 70 Gäste. Da können ich und alle kleinen Theater auch gleich zumachen.“

Seit Beginn der Corona-Pandemie hält sich Lipka mit der Auflösung ihrer privaten Sparkonten über Wasser, eigentlich müsse sie sich nach Alternativen umsehen. „Aber ich betreibe die Glückserei, um Menschen eine Freude zu machen. Wir brauchen doch die Kultur, damit nicht noch mehr Leute depressiv werden.“
Und der Bedarf sei seit den beiden Lockdowns besonders hoch gewesen. „So viele Gäste haben mir gesagt, wie gut ihnen der Besuch getan hat.“

Die bayerische Regierung gibt laut Lipka aktuell allen die Schuld, außer sich selbst. „Es war im Sommer klar, dass im Herbst die Zahlen steigen werden und nichts ist passiert.“

Angst vor einer Verlängerung

Hans Fensel, Wirt des Restaurants Schloss Oedenberg und Mitglied des Dehoga-Vorstands Nürnberger Land, fürchtet, dass sich die Zahl der Gastronomen, die wegen der Corona-Maßnahmen das Handtuch werfen, nun weiter erhöht. „Ich bezweifle, dass der Lockdown und die Schließung von Bars nur bis zum 15. Dezember gelten.“

Er selbst könne 2G und die Sperrstunde ab 22 Uhr ohne große Verluste umsetzen, doch die Absagen von größeren Familienfesten und Weihnachtsfeiern seien finanziell eine massive Belastung. Der erneut drohende Lockdown macht ihm am meisten Sorgen. „Wir und andere Gaststätten haben mit Mühe unseren Personalstamm nach der Öffnung im Sommer wieder aufgebaut. Wenn die Mitarbeiter jetzt noch mal in die Kurzarbeit müssen, suchen sie sich eine andere Arbeit.“

Für Schausteller sei die Absage aller Weihnachtsmärkte eine Katastrophe, trotz Überbrückungshilfe.
„Aber wir haben keine Wahl. Für das Missachten der Regeln zahlen wir bis zu 5000 Euro. Trotzdem feinden uns manche Gästen wegen der Kontrollen an. Wir bitten deswegen um mehr Verständnis, wir können nichts dafür.“

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