Zwei der drei Schwarzenbrucker Bürgermeister-Kandidaten in der Diskussion

Nur zwei im Weggla

Die Bürgermeister-Kandidaten Mario Rubel (links) und Sebastian Legat (rechts) in der Diskussion mit BR-Kult-Moderator Matthias „Matuschke“ Matuschik. | Foto: Gisa Spandler2020/01/Schwarzenbruck-Drei-im-Weggla-scaled.jpg

Die Bunte Liste wählte für ihre Wahlkampfveranstaltung den klassischen fränkischen Bratwurst-Snack als originelles Motto.
Doch CSU-Bürgermeister-Kandidat Markus Holzammer musste absagen. Die beiden verbliebenen Bewerber lieferten sich ein faires Streitgespräch.

So richtig gegrillt wurden die zwei im Weggla nicht, weder von Moderator Matthias Matuschik noch vom Publikum, noch droschen sie gegenseitig böse aufeinander ein. Aber die Tatsache, dass der dritte Bürgermeister-Kandidat bei der Wahlkampf-Veranstaltung der Bunten Liste, Markus Holzammer (CSU), krankheitsbedingt absagen musste, tat der Streit-Kultur nicht wirklich gut. Von den angekündigten „Drei im Weggla“ blieben daher nur zwei und in vielen Punkten sind die beiden verbliebenen Bewerber – Sebastian Legat (SPD) und Mario Rubel (parteilos, kandidiert für die Grünen) – durchaus nah beieinander.
Vor dem eigentlichen Informationsteil begrüßten die beiden Spitzenkandidaten der Schwarzenbrucker Bunten, Tim Schenk und Lisa Ohneberg, die Gäste und stellten ihre Gruppierung kurz vor. Die sieht sich als junge Partei mit Visionen, setzt auf Vielfalt und möchte über den Tellerrand hinausschauen. Dem schloss sich auch David Filgertshofer in seinem Grußwort an, der Spitzenkandidat der Bunten Liste im Kreistag.

Stichwortgeber Matuschke
Kult-Moderator und Kabarettist Matthias „Matuschke“ Matuschik fungiert als Stichwortgeber zu den Fragen, die Bürger im Vorfeld eingereicht haben. Ehrensache, dass er dem Frage-und-Antwort-Spiel durch seine lockere und gespielt respektlose Art immer wieder die nötige Würze verpasst. Kontroverse Meinungen treten beim Thema Kultur zutage. Sebastian Legat verspricht, sich dafür einzusetzen, dass es eine vielfältige und offene Kulturszene geben wird. Die Schwierigkeiten, die die Kultur-Kooperative Laissez faire hat, ein Schleusenhäuschen am Alten Kanal als Kulturort zu etablieren, erklärt er, derzeit geschäftsleitender Beamter der Gemeinde, indem er auf geltende Vorschriften verweist. Rubel sieht diese Probleme nicht und lobt den großen Einsatz der jungen Leute, von denen im übrigen ein großer Teil auf der Bunten Liste steht.

Platz für junge Familien?
Matuschik will wissen, was Schwarzenbruck jungen Familien bietet. Legat zählt auf, erwähnt Kitaplätze, Spielplätze, Veranstaltungen, Kinderbetreuung, doch Rubel lenkt bald auf knappen, bezahlbaren Wohnraum und kommt auf sein Vorbild Wendelstein zu sprechen. Dort wandelt man Flächen nur noch dann in Bauland um, wenn sie in gemeindlicher Hand sind, um Spekulationen zu verhindern.

Zum Rundumschlag ausgeholt
Anschließend holt er gleich zu einem Rundumschlag aus, bemängelt, dass es derzeit keinen Jugendraum gibt, keinen Sozialarbeiter, keine Hebamme und die Gehwege für Kinderwägen schlecht geeignet sind. Legat kontert: Er werde nicht nur für Kinder, sondern die gesamte Bevölkerung Verbesserungen schaffen, Barrierefreiheit ist dabei ein Thema, ein Jugendparlament, in dem die Jugend mitbestimmen kann, ein weiteres. Weiter schwebt ihm eine Generationen-Kooperation vor, Alte helfen Jungen und umgekehrt. Als beim Stichwort Mehrgenerationenhaus der Begriff „Seniorenspielplatz“ fällt, kriegt sich Matuschik kaum noch ein. Der running gag für den Abend ist geboren. Ein Jugendparlament stünde auch in seinem Wahlprogramm, beteuert Rubel und fragt Legat, wieso man das nicht schon längst habe. Weil er nicht im Gemeinderat sitze, erklärt Legat seine Kompetenzen, nicht zum einzigen Mal an diesem Abend.

Maßnahmen für bessere Umwelt

Fünf Maßnahmen für eine bessere Umwelt will Matuschik von Mario Rubel hören. Der will die Gemeinde energieautark machen, den Fairtrade-Gedanken auf den Bio-Gedanken ausdehnen, Grünflächen bunter machen, einen mächtigen Baum wachsen lassen und einen ökologischeren Nahverkehr initiieren. Hier geht Legat nicht mit, zwar kann er sich wie Rubel ein 365 Euro-Ticket vorstellen, aber ein regelmäßiger Busverkehr wird seiner Meinung nach nicht genügend genutzt werden.
Gibt es in Schwarzenbruck sozialen Wohnungsbau, fragt der Moderator. Die SPD will in den Bebauungsplänen einen „Mindestanteil von sozial verträglichem“ Wohnungsbau festschreiben, versichert der rote Kandidat, und dass man Wohnungen, deren Sozialbindung demnächst ausläuft, auf freiwilliger Basis unter den bisherigen Bedingungen weiterführen wolle. Befragt zu seiner Wirtschaftsaffinität fordert der Grünen-Kandidat, man solle auf die vielen Logistiker in Schwarzenbruck verzichten und stattdessen mehr auf die Gesundheitsbranche und medizinisches Know-how setzen.

„Kommunikation nicht optimal“
Das Thema Kläranlagenbau kommt selbstverständlich auf den Tisch und spaltet die Kandidaten. Rubel meint, es sei nicht korrekt überprüft worden, welche Variante die günstigere sei, der Neubau oder der Anschluss nach Nürnberg. Legat räumt zwar ein, dass die Kommunikation mit den Bürgern nicht optimal gelaufen sei, erwähnt aber, dass die Abwägungen über die Kosten der Varianten von verschiedenen Ämtern geprüft und stets für korrekt befunden wurden.
Nach der Pause konnten sich Bürger aus dem Auditorium zu Wort melden. Zwar wiederholten sich hier vielfach die Themen und die Antworten, doch schafften es die beiden Protagonisten immerhin beim Thema Sozialwohnungen, Kindergartenbau in Gsteinach und Energiewende kontrovers zu diskutieren und die Erwartungen einer hitzigen Wahlkampfschlacht, die Moderator Matuschik zu Beginn gehegt hatte, zumindest ansatzweise zu erfüllen.

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