„Neue Mitte“

Teurer Platz für eine klamme Stadt

Hier soll der Röthenbacher Marktplatz entstehen. Vorgesehen sind unter anderem Bänke, Bäume, Platz für Marktstände und ein Brunnen.
Hier soll der Röthenbacher Marktplatz entstehen. Vorgesehen sind unter anderem Bänke, Bäume, Platz für Marktstände und ein Brunnen. | Foto: Andreas Sichelstiel2019/07/neue-mitte-rothenbach.jpg

RÖTHENBACH — Der Röthenbacher Marktplatz, der Hubert-Munkert-Platz, wird teurer als geplant. Im Stadtrat hat das vergangene Woche für heftige Diskussionen gesorgt, schließlich türmt die Kommune derzeit Schulden auf. Trotz Widerstands vor allem von CSU und Grünen wurden die Bauarbeiten vergeben – für 876 000 Euro.

Die letzte Kostenberechnung ging von 715 000 Euro aus, die erste Schätzung im Oktober 2017 sogar nur von 560 000 Euro. Hinzu kommt ein Brunnen für 200 000 Euro.

Auch wenn 60 Prozent von der Städtebauförderung des Bunds und der Länder übernommen werden: Eine Kommune, die mit rund 1400 Euro pro Kopf verschuldet ist, kann sich diese Kostensteigerung nicht leisten, findet Karl-Heinz Prö­b­ster (CSU). Er, die Grünen-Fraktion und der FW-Stadtrat Roland Lächele wollten mit der Vergabe warten. „Im Herbst hätten wir einen besseren Preis bekommen“, so Pröbster.

Zwei Ausschreibungen waren nötig

Die Stadt musste ohnehin zwei Ausschreibungen machen: In der ersten, offenen Runde ging kein Angebot ein. Erst in einer zweiten Runde, bei der gezielt Firmen angeschrieben wurden, meldeten sich zwei Bewerber. „Einem Unternehmen ist ein Auftrag weggeplatzt, da hatten wir Glück“, sagt Bürgermeister Klaus Hacker.

Während Pröbster glaubt, dass Röthenbach zu viel bezahlt, ist sich der Rathauschef sicher: Billiger geht es im Augenblick nicht. „Das ist konjunkturbedingt“, sagt Hacker. Erich Dannhäuser, Sprecher der SPD-Fraktion, sieht das genauso. „Sicher war das eine Entscheidung mit Bauchschmerzen, aber so ist eben derzeit die Preisentwicklung am Bau.“ Die SPD fürchtete zudem Regressansprüche des Billigstbietenden.

„Wir haben auch eine Pflicht, das Ding fertigzustellen“, sagt Dannhäuser mit Blick auf die Brachfläche im Herzen der Stadt, die es in dieser Form fast ein Jahrzehnt lang gab. 2009 wurde die alte Bebauung abgerissen, erst in diesem Jahr ist auf der einen Platzhälfte das Wohn- und Geschäftshaus des Projektentwicklers Schultheiß fertiggestellt worden.

Die CSU reagiert nun unter anderem mit der Forderung nach einer Vorverlegung der Röthenbacher Haushaltsberatungen. Der Etat würde normalerweise im Frühjahr 2020 und damit mitten im Kommunalwahlkampf verabschiedet. „Wir haben bis 2022 eine Deckungslücke von 3,4 Millionen Euro“, so CSU-Fraktionssprecher Pröbster. Die Lage sei ernst. Hacker sagt, er sei nicht grundsätzlich gegen eine Verschiebung, „aber genauere Zahlen haben wir, wenn wir später dran sind“. Nun soll die Kämmerei Stellung beziehen.

Definitiv geplatzt ist mit der Vergabe der von der CSU beantragte „Stadtstrand“. Die Junge Union hätte gerne Sand auf dem Hubert-Munkert-Platz aufgeschüttet und diesen so übergangsweise, bis zum Beginn der Bauarbeiten, genutzt. „Dafür haben wir jetzt kein Zeitfenster mehr“, sagt der Bürgermeister. Bald sollen die Bagger rollen.

Redaktioneller Hinweis: In einer ersten Fassung dieses Textes war von einem „Kristall-Brunnen“ die Rede. Das „Kristall“-Kunstwerk von Lena Policzka hat mit dem Brunnen jedoch nichts zu tun und steht am anderen, hinteren Platzende, also in der Nähe des Luitpoldplatzes. Mehr über die Skulptur unter https://n-land.de/lokales/roethenbach/ein-kristall-fuer-den-luitpldplatz.

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