Stadt setzt jetzt auf eine Gesamtplanung

Röthenbach rauft sich für seine neue Mitte zusammen

Über diese Fläche wird gestritten. Foto: Sichelstiel/PZ-Archiv2013/01/marktplatz_ro__thenbach_schnee_01.jpg

RÖTHENBACH — Heftiger Streit und am Ende doch ein einstimmiges Votum im Röthenbacher Stadtrat: Die neue Mitte an der Rückersdorfer Straße wird nicht erst zur Hälfte fertiggestellt, sondern die Stadt setzt auf eine Gesamtplanung. Sicher ist auch, dass die westliche Seite des Areals hin zur Sparkasse bebaut wird. Bis Juni läuft die Suche nach einem Investor weiter.

Mit seinem aktuellen Beschluss hat der Stadtrat eine umstrittene Entscheidung revidiert, die mit den Stimmen der SPD-Mehrheit Ende November getroffen worden war. Damals war ein Planer beauftragt worden, ein Konzept für den künftigen Marktplatz – also die östliche, rund 1200 Quadratmeter große Teilfläche des insgesamt rund 2500 Quadratmeter großen Areals an der Rückersdorfer Straße – zu erarbeiten. Für CSU, Freie Wähler und Grüne eine „Zwischenlösung“, für die SPD ein erster Bauabschnitt.

Allerdings wollte die Regierung von Mittelfranken, die offensichtlich im Vorfeld nicht konsultiert worden war, für dieses Vorhaben keine Fördermittel bewilligen. Die Behörde monierte das Fehlen einer sinnvollen Gesamtkonzeption. Hätte die Stadt trotzdem losgelegt, hätte sie sogar riskiert, bereits von der Städtebauförderung überwiesene 300 000 Euro für den rund 2,2 Millionen Euro teuren Kauf des Grundstücks zurückzahlen zu müssen.

Die Berichterstattung darüber hatte so viel Unruhe verursacht, dass die Stadt sogar versuchte, einen schriftlich von der Pegnitz-Zeitung an die Regierung übermittelten Fragenkatalog in die Hände zu bekommen. Die Behörde lehnte eine Herausgabe aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ aber ab. Ein „unglücklicher“ – und von ihm bereits vor einiger Zeit als voreingenommen bezeichneter – Zeitungsbericht habe Ansbach zu einer „unwirschen“ Reaktion bewogen, so Dieter Quasts Meinung. Der stellvertretende Bürgermeister führt derzeit die Amtsgeschäfte.

Die Sondersitzung des Stadtrats zum Marktplatz hatte die Opposition beantragt. Quast (SPD) eröffnete sie so: „Die Gestaltung unseres Marktplatzes taugt eigentlich nicht als Wahlkampfthema.“ Wolfgang Gottschalk konterte für die CSU: „Der Marktplatz ist das Herzstück von Röthenbach, kein Wahlkampf­thema.“

Dann folgte eine Diskussion darüber, ob der SPD-Beschluss nun aufzuheben sei, wie etwa von Grünen-Sprecher Thiemo Graf vorgeschlagen, oder ob man ihn nicht schlicht verändern oder ergänzen könne – darauf einigte sich der Stadtrat. Immerhin hatte die Regierung eine goldene Brücke gebaut: Die 2012 getroffene Entscheidung sei „dienlich“ für eine „zeitnahe Konkretisierung der Marktplatzgestaltung“, heißt es in einer Gesprächsnotiz, die ansonsten festhält, dass die Pegnitz-Zeitung den Standpunkt der Regierung korrekt wiedergibt.

Die Sozialdemokraten fühlten sich zumindest in einem Punkt bestätigt: „Der Stadtratsbeschluss hat viel bewirkt, es ist etwas angeschoben worden“, so Lutz-Werner Hamann. Ganz anders die Wahrnehmung der Opposition: Ein umfassendes Konzept für die neue Mitte habe sie doch bereits im November gefordert. „Hier war Brachialgewalt am Werk“, so Peter Güntert (FW) mit Blick auf die knappe Abstimmung damals. Wolfgang Gottschalk (CSU): „Wir wollten keine Bruchstücke machen, sondern etwas Gesamtes.“

Nun verlangt die Regierung aber eine Planung, die weit über das hinausgeht, was bisher Gesprächsthema in Röthenbach war. Diese soll die Ergebnisse aus dem Stadtentwicklungsprozess (ISEK) berücksichtigen und zudem das gesamte Grundstück sowie die Gestaltung der Rückersdorfer Straße und „nördlicher Bereiche“ umfassen. Auf dem sogenannten Böhmsaal-Areal etwa könnte ein Parkdeck entstehen. Denn, auch das wurde in der Sitzung deutlich: Investoren, die für den Westteil ja noch gesucht werden, scheuen den Bau einer Tiefgarage, selbst jetzt, wo diese nicht mehr öffentliche, sondern nur noch private Stellplätze bieten muss, nachdem Röthenbach die Vorstellung einer großen Tiefgarage unter dem Marktplatz aufgegeben hat.

Noch bis Ende Juni hat sich der Stadtrat Zeit gegeben, um einen Investor zu finden, dann muss Röthenbach entscheiden, ob es gegebenenfalls selbst ein Gebäude neben dem Marktplatz bauen will. Dass die bisherigen Verhandlungen nicht einfach waren, ließ Wirtschaftsförderer Bastian Streitberger in der öffentlichen Sitzung durchblicken. Die Diskussion um Stell­plätze und um die Nutzfläche habe „eine zentrale Rolle“ eingenommen. 700 Quadratmeter im Erdgeschoss sind laut einem Plan von 2006 vorgesehen. Zu wenig?

Die Stadt hat jetzt noch einmal eine Ausschreibung gestartet. Quast: „Die Investorensuche geht voran.“ Immerhin gibt es einen Gastronomen, der Interesse angemeldet hat, auch ein Drogeriemarkt als Mieter war im Gespräch. Aber es braucht ein Unternehmen, das sich des ganzen Gebäudes annimmt.

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