RÖTHENBACH — Neue Straßen, Radwege und Gebäude werden im Landkreis des öfteren eingeweiht, ein Platz dagegen so gut wie nie. Deshalb hatte die kleine Feier auf dem neu gestalteten Platz vor der katholischen Sankt Bonifaz-Kirche in Röthenbach am Sonntag Seltenheitswert. Für knapp 400 000 Euro ist das Areal in den letzten Monaten umgebaut worden.
Zwar müssen noch Bäume gepflanzt, ein Zaun gesetzt und andere kleinere Restarbeiten erledigt werden, aber „nach langen Mühen“ sei die Sanierung des Kirchenvorplatzes nun weitgehend abgeschlossen, freute sich Röthenbachs katholischer Pfarrer, Dekan Wolfgang Angerer bei der Einweihung. Einen „weiten, großzügigen Raum“ wollte man durch die Neugestaltung schaffen, und „keinen Parkplatz, keinen Park und auch keinen Kleingarten“, sagte Angerer, der damit nur leicht anklingen ließ, dass es um das Bauprojekt doch einige Diskussionen gegeben hatte.
Menschen sollen sich hier treffen und verweilen, Kinder spielen, so der Wunsch der Pfarrgemeinde. Räumlich gliedert sich der neue Kirchvorplatz in zwei Achsen. Die erste verläuft wagrecht zum Eingang von Sankt Bonifaz, an ihrem Anfangs- und Endpunkt liegen ein Brunnen und eine Skulptur, beides geschaffen vom Bremer Künster Hans-J. Müller. Er hat dafür Travertin, einen Kalkstein verwendet. Die Skulptur symbolisiert eine Brücke, auf der sich Menschen jeden Alters und Geschlechts begegnen.
Die „Hauptachse“ dagegen führt von der Schützenstraße aus dem Röthenbacher Stadtzentrum quasi direkt in die Kirche hinein und läuft genau aufs Tabernakel zu. Dort, wo sich beide Achsen treffen, ist auf ein „Labyrinth“ in den Boden eingelassen, an dem gestern vor allem die Kinder ihre Freude hatten. Hier soll künftig zum Beispiel das Osterfeuer entzündet werden.
388 000 Euro sind für die Umgestaltung veranschlagt, nicht enthalten darin sind die Kosten für die beiden Kunstwerke, die ein Privatmann gestiftet hat. Zuschüsse von insgesamt 240 000 Euro kommen vom Bezirk, von der Stadt Röthenbach und von der Erzdiözese, für die katholische Pfarrei Sankt Bonifazius bleibt ein Eigenanteil von 148 000 Euro. Davon seien bereits 50 000 Euro an Spenden eingegangen, sagt Dekan Angerer, der allen Gönnern und vor allem den engagierten Helfern von der Kirchenverwaltung dankte.
Ein Großteil des Geldes sei für die Infrastruktur im Boden nötig gewesen, die aber für den Betrachter unsichtbar ist, erklärt Angerer gegenüber der PZ. So wurden zum einen die Treppen im Eingangsbereich der Kirche entfernt und der Zugang stattdessen ebenerdig angelegt. Unter dem Belag aus muschelkalkfarbenen Betonsteinplatten mussten zudem zahlreiche Leitungen verlegt werden, unter anderem Drainagen für die Entwässerung. So wird zum Beispiel mit dem Regenwasser vom Kirchendach der neue Brunnen gespeist.
Bürgermeister Steinbauer freute sich, dass das Ziel, den Platz städtebaulich attraktiver zu machen, erreicht worden sei, schließlich sei das Areal Bestandteil des „Sanierungsgebiets Rückersdorfer Straße“. Er hofft ebenso wie Landrat Armin Kroder, dass der neue Kirchenvorplatz als „Ort der Kommunikation“ angenommen wird.
Über die Ausstellung von Hans-J. Müller im Bonifazius-Turm wird die PZ noch ausführlich berichten.
Die ziemlich grobe, monumentale Formensprache der Skulpturen, die nur ansatzweise und torsoartig ausgearbeitet ist, halte ich nicht für sehr gelungen; außerdem passt sie nicht so recht zu den filigranen Linien des Labyrinths; dessen Farben hätten sich besser am Kirchenbau orientiert, um eine geschlossene Gestaltung zu ermöglichen.
Sind neben den vereinnahmten (Kirchen-)Steuern und dem Kirchgeld immer noch Spenden nötig, noch dazu in dieser Größenordnung?