RÖTHENBACH — Röthenbachs neue Mitte wird gepflastert. Allerdings nur zur Hälfte. Die Seite hin zur Sparkasse soll weiterhin frei für ein Gebäude bleiben. Daneben entsteht der künftige Marktplatz. So hat es die SPD mit ihrer Mehrheit im Stadtrat beschlossen – gegen heftigen Widerstand aus den anderen Fraktionen.
Während die Sozialdemokraten von einem ersten Bauabschnitt sprechen, der nun begonnen werden soll, sehen CSU, Freie Wähler und Grüne in dem Vorhaben eine „Zwischenlösung, die so nicht funktioniert“ (FW-Stadtrat Peter Güntert). Sie kritisieren zudem, dass mit der Beauftragung eines Architekten dem Abschluss des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) vorgegriffen werde. Thiemo Graf von den Grünen: „Wir haben die Bürger eingeladen, ihre Ideen einzubringen. Jetzt stoßen wir sie vor den Kopf.“ Viele Röthenbacher hatten sich dafür ausgesprochen, das gesamte Areal unbebaut zu lassen.
Mit der nun beschlossenen Lösung möchte sich die Ratsmehrheit alle Optionen offen lassen – auch die auf einen Investor, der auf dem Filetgrundstück an der Rückersdorfer Straße ein Büro- und Ladengebäude errichtet. Bislang ist die schon 2006 begonnene Suche nach einem solchen Unternehmen allerdings ohne Erfolg geblieben (die Pegnitz-Zeitung berichtete).
Ein Planer wird nun im Auftrag der Stadt ein Konzept für den künftigen Marktplatz – der rund 1200 Quadratmeter groß ist – erarbeiten. Pflaster und Beleuchtung sowie ein Funktionsgebäude samt WC sind vorgesehen. Die westliche Seite der neuen Mitte hin zur Sparkasse, hierbei handelt es sich um noch einmal 1300 Quadratmeter, soll laut SPD-Antrag vorerst unbefestigt bleiben. Die Fraktion stellt sich „eine wirkungsvolle Grenze, etwa in Form einer Hecke“, vor.
Vorgesehen ist auch eine Bürgerversammlung, um Vorschläge für die Gestaltung zu sammeln. Auf den ursprünglichen Zeitrahmen, wonach der halbe Platz im Herbst 2013 fertig sein sollte, wollte sich die SPD nicht mehr festlegen. Von einem „zeitnahen“ Beginn der Planung ist nun die Rede.
Dieter Quast, der stellvertretende Bürgermeister, sieht keinen Widerspruch zum Bürgerwillen: In einem zweiten Abschnitt könne man jederzeit einen großen Marktplatz bauen, zumal dann, wenn sich kein Investor finde. Lutz-Werner Hamann, der den Antrag für die SPD vorstellte, sprach folglich vom „kleinsten gemeinsamen Nenner“. Und er versprach: Man werde trotzdem „nicht ewig“ auf einen Bauträger für das Gebäude im Westen warten.
Jetzt oder erst im Frühjahr?
Zwar verabschiedeten sich alle Fraktionen in der Sitzung noch einstimmig vom Bau einer öffentlichen Tiefgarage unter der neuen Mitte, schließlich gibt es dafür laut eines Gutachtens keinen Bedarf, doch dann fing der Streit an. Die Opposition schlug vor, mit einer Entscheidung über den Marktplatz noch bis zu den Haushaltsberatungen im Frühjahr zu warten. Zu diesem Zeitpunkt ist auch der ISEK-Prozess abgeschlossen.
„Wir sollten außerdem den letzten Schritt tun und alle möglichen Investoren noch einmal ansprechen“, so Karl-Heinz Pröbster von der CSU. Vor allem die Tiefgarage war immer ein Hindernis in den Verhandlungen, sie galt als zu teuer. Lässt sich nun, mit veränderten Vorzeichen, doch ein Unternehmen finden, das in Röthenbach bauen möchte? Die SPD wertet diese Haltung als Verzögerungstaktik: „Mutig ist es, jetzt anzufangen“, so Bürgermeister-Stellvertreter Quast.
CSU, Freie Wähler und Grüne dagegen monieren, dass es der Stadt an einem klaren Plan fehle. Wolfgang Gottschalk (CSU): „Das hier ist wieder nur ein Provisorium.“ Graf, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, meint: „Wir müssen uns trauen, einen Strich zu ziehen.“ Seine Fraktion hat sich schon auf einen komplett unbebauten Marktplatz festgelegt – das sei schließlich Bürgerwille. Trotzdem votierte auch sie für weiteres Abwarten: „Drei Monate sind kein relevanter Zeitverzug gemessen am Mehrwert“. Der SPD-Antrag wurde mit 13 zu 12 Stimmen beschlossen.
Solange immer mehr Unternehmen aus der Mitte wegziehen und Läden leer stehen, solange braucht Röthenbach auch keinen Marktplatz.
Abgesehen davon: Wie sollen denn die Bürger flexibel in die Stadtmitte kommen ohne Auto? Oder wie möchte man ohne wirkliche Busverbindung den Markt attraktiv für Rückersdorfer machen? Die fahren lieber gleich mit der Bahn nach Lauf, weil die Busse zwischen Rückersdorf und Röthenbach zu vernachlässigen sind und niemand 2km laufen möchte, bevor er einen Markt erreicht.
Die Idee eines Marktes ist zwar nett, allein für Röthenbach wird sie nicht tragfähig sein.
Der Marktplatz ist die beste Lösung! Über dem NKD sind auch noch Büroflächen frei und das schon sehr lang. Wer braucht ein neues Gebäude, wenn nicht mal einzelne (moderne) Räume gemietet werden?!
Röthenbach braucht den Marktplatz für den Wochenmarkt, Veranstaltungen wie Gewerbetag, Stadtfest und Martinisonntag… Eine gepflasterte schöne Fläche ist besser als jede Tiefgarage, ein weiteres leerstehendes Gebäude oder der schlecht geschotterte Platz.
Oh Mann – „aus Fehlern anderer lernen“ ist nicht die Stärke deutscher Politiker ! Wer meint, Innenstädte durch Marktplätze aufzuwerten, die alle paar Wochen vielleicht mal irgendwie genutzt werden (können) – der irrt. Der verbaut einen Haufen Geld und bewirkt nichts, aber auch gar nichts. Einfach mal mit offenen Augen durch andere vergleichbare Städte und Gemeinden laufen und diejenigen fragen, die so einen Polit-Quark schon hinter sich haben. Leider zahlen sowas nie diejenigen, die die Pfoten heben, sondern immer andere. Gäbe es eine Amtshaftpflicht für Politiker, dann würde der Quast-Ausspruch „Mutig ist …“ echte Bedeutung erlangen.
Genau, in Röthenbach wohnt man nicht, nach Röthenbach geht man nicht einkaufen, durch Röthenbach fährt man durch. So war das schon immer.
Herr Maußner, das kann man so und so sehen. SIE fahren vielleicht nur durch unsere Stadt, WIR leben aber dort und kaufen dort auch ein. Eine etwas engstirnige Sicht der Dinge!
Auch ich als Röthenbacher kaufe zu 80% in Röthenbach ein und ich frage mich wieso die Leute davon ausgehen, dass niemand hier einkauft….
Der Ausspruch von Dieter Quast, geht übrigens auf den CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Gottschalk zurück, der in der Sitzung zuerst davon gesprochen hatte, dass der Stadtrat in der einen oder anderen Weise „mutig“ zu sein hätte. Der 2. Bürgermeister hat dessen Worte in der nächsten Wortmeldung lediglich aufgegriffen um seinen Vorredner zu zitieren!
Schade dass hier vom Journalisten der PZ ungenaue Zusammenhänge hergestellt werden.
Herr Gronau,
dass Sie zu 80% in Rückersdorf einkaufen nehme ich Ihnen schlicht nicht ab. Das mag für Lebensmittel zutreffen, doch wage ich gelinde Zweifel bei Elektronik, Schuhe, Kleidung, Fahrzeugen/Fahrrädern, Möbeln, Betten – ja, es gibt durchaus auch Matrazen in Röthenbach – und dergleichen anzumelden.
Und auf meine Meinung, dass ein Markt nicht tragfähig wäre, weil der Nahverkehr zu schlecht ist, gehen Sie auch gar nicht ein. Tragen Sie doch das Risiko eines Händlers/Selbstständigen mal selber, dann wissen Sie, dass Politiker oder angehende Politiker gerne viele Worte machen, aber selber das Risiko nicht tragen würden.
Schaffen Sie die Rahmenbedingungen, dass das untere Pegnitztal endlich zusammenwächst, dann entstehen solche Märkte ganz von alleine.