Gemeinderat Pommelsbrunn

Rede und Antwort zur Elektrifizierung der Bahnstrecken

Die Elektrifizierung der Bahnstrecken soll kommen, Kritiker möchten aber die malerische Landschaft (hier der Blick auf den Eingang zum breiten Teil des Pegnitztals mit Hohenstadt und Hersbruck im Hintergrund) erhalten. | Foto: J. Ruppert2020/10/redwebGR-Pomm-Bahnstrom.jpg

POMMELSBRUNN – „Den ästhetischen Aspekt einer Freileitung kann ich nicht schönreden. Aber es geht nicht nur darum, einen Draht zu spannen“, sagte Matthias Trykowski. Im Pommelsbrunner Gemeinderat stand der Leiter für Großprojekte der Bahn im Freistaat Rede und Antwort zu Fragen der Elektrifizierung der heimischen Schienenstrecken. Bürgermeister Jörg Fritsch verlas am Ende der Debatte eine Stellungnahme der Gemeinde.

Bekanntlich möchte die Bahn 500 Kilometer ihres Streckennetzes in Nordostbayern „unter Strom“ setzen und so „fit für die Zukunft machen“ , wie es in der Projektbeschreibung heißt. Die Elektrifizierung der Routen stößt auf einhellige Zustimmung – allerdings nicht die Art und Weise. Denn seit einigen Monaten ist der Verlauf der Leitungen bekannt. „Die Gemeinde Pommelsbrunn ist erheblich betroffen“, sagte Bürgermeister Jörg Fritsch in der Sitzung im Markgrafensaal mit zahlreichen Zuhörern.

„Erhebliche Eingriffe“

Die Planungen für die Strecken Nürnberg-Marktredwitz durch das Pegnitztal und Nürnberg-Schwandorf beinhalten das Aufstellen neuer Strommasten, ein Unterwerk („eine Steckdose“) in Hohenstadt, eine Trasse zur Schaffung einer Ringstruktur über Hubmersberg und Heuchling in Richtung Oed und mehr. „Das bedeutet erhebliche Eingriffe in die Natur. Auch Biotope sind betroffen“, fasste Fritsch die Kritik zusammen.

Die Vertreter der Bahn wiesen zunächst auf die Vorteile der Elektrifizierung hin, zum Beispiel Klimaschutz, Schnelligkeit, Tourismus, Güterverkehr. Matthias Trykowski nannte die vorgelegte Ausbauvariante einen „offenen Entwurf“ und einen „Vorschlag“. Er verteidigte die vorgesehene separate Bahnstromleitung, die wirtschaftlich, störungsfrei und versorgungssicher sein, weg von bewohntem Gebiet liegen und die Natur schonen soll.

„Bahnstrom verursacht keinen Lärm und keine gesundheitsschädliche Strahlung“, sagte Trykowski. Gleichwohl sei das Projekt „kein Supergeschenk“. Die neuen Masten würden alle 300 Meter aufgestellt und jeweils eine Grundfläche von drei mal drei Metern benötigen. Angesichts der noch vielen Schritte sei die Zeitfrage „Wann seid Ihr fertig?“ nicht zu beantworten, so der Experte.

Fragen über Fragen

Die Pommelsbrunner Gemeinderäte machten von dem Angebot, Fragen zu stellen, rege Gebrauch. Marcus Bauer erkundigte sich nach den Einspeisepunkten für den Bahnstrom und die Ringversorgung von Süden her statt über Hubmersberg. Jörg Fritsch wollte mehr zum Unterwerk in Hohenstadt wissen. Klaus Haas hakte nach, ob der Ringschluss auch woanders zu schaffen wäre. Lisa Albert forderte eine dezentrale Einspeisung des Stroms. Martina Hoffmann brachte Umrichterwerke ins Spiel.

Manche Alternative bezeichnete Trykowski als „nicht zukunftsfähig“ oder „instabil“ und brachte das Problem auf den Punkt: „Wenn ein Güterzug mit Strom losfährt, ist das so als wenn 6000 bis 7000 Haushalte den Ofen gleichzeitig an- und wieder ausschalten.“ Der Experte gab zu, dass der Bund die Strecke Nürnberg nach Schwandorf noch nicht beauftragt hat. Dies werde für Anfang 2021 erwartet.


Beim Anliegen von Franz Altmann, aus optischen Gründen die bereits bestehenden Masten für Leitungen zu nutzen, hielt sich der Bahnfachmann bedeckt. Die „Mitführung“ werde untersucht, könne jedoch schon an statischen Problemen (zu viel Gewicht) oder an zu geringer Höhe scheitern.

Entlang der Autobahn

Trykowski versprach eine Gegenüberstellung von Lösungen. Dazu zählt auch die Idee, eine Trasse entlang der A6 zu führen, was zweiter Bürgermeister Thorsten Brunner ansprach. Hinter der ersten Planung stünden noch viele Fragezeichen und die meisten Fans habe die Variante mit einer Bündelung der Leitungen entlang der Strecken, sagte der Bahnvertreter. Fritsch merkte noch an, dass sich die Möglichkeiten wegen der Täler in Grenzen halten.

Der Bürgermeister hat sich bereits an die heimischen Abgeordneten gewandt. Zudem schrieb er einen Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit dem Wunsch nach einer umweltverträglichen und bürgerfreundlichen Variante. Von der Antwort war Fritsch („Standardformulierungen“) enttäuscht.  Die Stellungnahme der Gemeinde im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung fand im Gremium schließlich einhellige Zustimmung. In dem Schreiben wird der Bahnausbau mit Strom uneingeschränkt befürwortet, zugleich aber auf Alternativen und Besonderheiten vor Ort deutlich hingewiesen.

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