HERSBRUCKER SCHWEIZ – Wie berichtet will die Bahn für die Elektrifizierung ihrer Strecken in Nordostbayern eine Stromtrasse errichten, die durch die Hersbrucker und Oberpfälzer Alb und durch den Naturpark Veldensteiner Forst führen soll. Nun hat die Gegenseite um die Interessengemeinschaft „Bahnstrom – so nicht“ Alternativen vorgestellt.
Gerhard Pirner, Diplomingenieur für Elektrotechnik aus Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzbach, hat auf Anregung des Landtagsabgeordneten Harald Schwartz (CSU) sowie der betroffenen Gemeinden drei unterschiedliche Planungsvarianten erarbeitet. Denn zu groß seien die Eingriffe in die Natur, die mit dem Vorhaben der Bahn einhergehen.
Für alle drei Alternativen brauche es keine neue Trasse. „Es gibt genügend Strominfrastruktur, die bereits vorhanden ist. Man muss nicht eine zusätzliche Infrastruktur aufbauen, sondern kann aus dem öffentlichen Netz über Umrichter in die Bahnleitungen einspeisen“, sagte Pirner dem Regionalsender otv. Diese Variante habe die Bahn auch schon bei anderen Neubauprojekten gewählt, etwa auf der Strecke Lindau-München im Allgäu.
Versorgung gesichert
Die erste Variante sieht eine dezentrale Stromeinspeisung über Umrichterstationen in Hohenstadt, Schnabelwaid, Irrenlohe und Wiesau vor. Die Versorgung der Umrichter würde durch 110-Kilovolt-Leitungen des öffentlichen Netzes sichergestellt, die sich jeweils in unmittelbarer Nähe der Umrichterstandorte befinden. Die Variante hält die Bahn jedoch nicht für funktionsfähig. Man könne nur einzelne Umrichter wie im Allgäu, aber keinesfalls vier zusammenhängende Umrichter betreiben. Es liegt jedoch ein Gutachten der „Bahnstromuniversität“ Dresden vor, das bestätigt, dass der Betrieb des gesamten deutschen Bahnstromnetzes dezentral mit bis zu 180 Umrichtern möglich wäre.
Die zweite Möglichkeit wäre laut Pirner die zentrale Einspeisung in die Bahnstromleitung Regensburg-Wiesau und ein dezentraler Umrichter in Schnabelwaid. Bei dieser Lösung würde zwar eine neue Bahnstromleitung von Regensburg bis Wiesau, eventuell unter Mitführung auf bestehenden Leitungen, gebaut, aber eine Leitung über die Alb und durch den Veldensteiner Forst wäre überflüssig. Diese Lösung könne die Bahn nicht als nicht machbar bezeichnen, da der einzelne Umrichter in Schnabelwaid genau der Lösung entspricht, die die Bahn bereits im Allgäu nutzt.
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Kabel durch die Erde
Die dritte Variante wäre eine sogenannte galvanische Trennung des Bahnstromnetzes, damit ließe sich auch eine Erdverkabelung durch sensitive Gebiete realisieren. Diese sieht vor, das neue Bahnstromnetz wie von der DB gewünscht zu realisieren, aber durch Netzkupplungen (sog. Trenntrafos, d. Red.) in Ottensoos und Burgweinting galvanisch zu trennen. Damit steht eine eigene Gesamtkapazität des neuen Netzes von 8000 Kilometern zur Verfügung und es wird eine Erdverkabelung durch sensitive Gebiete möglich. Diese Lösung wurde von der Bahn als funktionsfähig bezeichnet.
Pirners Planungsentwurf hat Harald Schwartz mittlerweile der Abteilung Raumordnung des bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Begutachtung vorgelegt. Weiter soll ein externes wissenschaftliches Gutachten zu den alternativen Vorschlägen in Auftrag gegeben werden. Die Bahn ist jedoch bislang unbeeindruckt: Sie hält immer noch an ihrer Trassenplanung fest.