HERSBRUCKER SCHWEIZ – „Wir haben kluge Alternativ-Vorschläge erhalten“, lobte Matthias Trykowski die rege Beteiligung der Bürger beim Dialog zur Bahnstromleitung Nordostbayern. Diese würden Ideen ebenso wie Hinweise zu Natur, Denkmälern und Örtlichkeiten enthalten, erklärte der DB-Gesamtprojektleiter Bahnausbau Nordostbayern bei der abschließenden Online-Pressekonferenz.
Seit Juni habe man in 150 Telefon-Sprechstunden und bei 72 Vor-Ort-Terminen mehr als 300 Anfragen per Mail oder Post sowie knapp 1500 Fragen bei Online-Infoterminen gesammelt, blickte Trykowski auf die Dialogphase zurück. Daraus hervorgegangen seien 143 konkrete Planungshinweise. „Das zeugt von der Aktivität der Bürger, die dadurch Beteiligte am Projekt werden“, so Trykowski.
Das scheint der Deutschen Bahn besonders wichtig zu sein. Trykowski betonte daher nochmals, welche Vorteile die Elektrifizierung der Strecken Nürnberg-Hof und Regensburg-Hof habe: Ausbau des Fernverkehrs, Verbesserung des Nahverkehrs, dadurch Vorteile für Wirtschaft und Tourismus sowie ein Beitrag, mehr Waren und Menschen von der Straße auf die Schiene zu bringen. „Durch die Elektrifizierung lassen sich rund 100 000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.“ Voraussetzung sei aber, eigene Leitungen für den Bahnstrom an die Gleise zu legen.
Zweifel im Blick
„Uns war klar, dass bei unserer Trassenplanung nicht alle Applaus klatschen“, gab Matthias Trykowski zu. Dialog beinhalte auch Kritik. Um Zweifel offenzulegen und diese gegebenenfalls nehmen zu können, strebt die Bahn ein wissenschaftliches, externes Gutachten über die Bahnstromversorgung an. Darin sollen laut Trykowski und Achim Saßmannshausen, Leiter Bahnstromleitungen DB Energie, die Varianten, deren Lebensdauer, Investitionskosten und Komplexität des Vorhabens geprüft werden. Die beiden Experten erwarten die Ergebnisse im kommenden Jahr und zwar so, dass sie nach und nach mit ins Raumordnungsverfahren eingespeist werden können.
Wie auch die knapp 150 Anregungen von Bürgerseite. Saßmannshausen empfindet dies als „frühzeitige erfolgreiche Beteiligung“, die eine größere Akzeptanz bei den Einwohnern schaffen könne. Denn sollten die Planer der Idee eine gute Machbarkeit bescheinigen, so Saßmannshausen, könne ein Vorschlag auch als Leitungsvariante übernommen werden.
„Es wird Ideen geben, die nicht umsetzbar sind“, erläuterte Saßmannshausen, „aber alles, was denkbar ist, wird geplant“, sodass es nicht nur eine Trasse geben wird, die im kommenden Jahr im Raumordnungsverfahren von den Behörden begutachtet werde. Denn diese genehmigen letztlich Verlauf und Bau der Bahnstromleitung.
Eine gute Chance auf den Schreibtischen der Behörden zu landen, hat der Vorschlag aus dem Landkreis, die elektrische Versorgung mit der Bahnstrecke zu bündeln – „über Oberleitung oder Masten“, so Saßmannshausen. Die Bahn hatte im Abschnitt Ottensoos-Hohenstadt eine Mitnutzung der bestehenden Freileitungen vorgesehen.
Diese Option sowie den Wunsch nach einer Erdverkabelung hätten die Bahn-Verantwortlichen eigentlich in allen Regionen Nordostbayerns zu hören bekommen. Wo die Bündelung mit Freileitungen möglich sei, wolle man diese auch verwirklichen, führten Saßmannshausen und Trykowski aus. „Mit dem Bayernwerk geht das, aber der angedachte Ostbayernring von Tennet ist dafür zu komplex, die Masten wären zu hoch.“
Straße statt Biotop
Da blieb laut Bahn-Meinung nur der Bau eigener Trassenabschnitte – „mit Masten alle paar hundert Meter und einer Bodenversiegelung von maximal einer großen Lagerhalle“. „Wir versuchen, keine hochwertigen Biotope zu nutzen“, machte Saßmannshausen deutlich. Da passe beispielsweise auch die Anregung aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach gut, den Bahnstrom entlang der B 14 und der B 85 zu verlegen. Diese Alternative gehe ebenfalls gleichberechtigt mit der DB-Planung in die behördliche Prüfung ein, was für den Raum verträglicher sei.
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Was an Kreuzungen, Übergängen oder Brücken geschehe, sei erst im nächsten Schritt ein Thema, ergänzte Trykowski. Da wären sicherlich Erneuerungen nötig. Wo es möglich sei, Übergänge zu beseitigen, wolle man das tun.
Wann diese Überlegungen konkret werden, sei derzeit schwer vorherzusagen. „Wie lange Genehmigungsverfahren dauern, ist schwer einzuschätzen“, waren sich Trykowski und Saßmannshausen einig. Nach dem Raumordnungsverfahren folge das Planfeststellungsverfahren, danach eine Vorentwurfsplanung und dann erst gebe es eine Baugenehmigung.
Auch die Kosten stünden noch in den Sternen, so die Experten. „Die hängen ja vom genauen Verlauf der Trasse ab, also wie beispielsweise der Untergrund ist, und der endgültige Plan steht ja noch nicht fest“, sagte Trykowski. Aber mit einer dreistelligen Millionen-Summe sei zu rechnen.