Neuer Waldweg

Vorderhaslacher Gemeinschaftssinn

Sonst nur bei Straßen üblich, der Bedeutung des Projekts aber durchaus angemessen: Revierleiter Markus Stapff, Günter Hummer von der Jagdgenossenschaft, Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf, Bürgermeister Georg Rauh und Forstoberrat Steffen Taeger (vorne v. links) weihen mit dem Durchschneiden eines Bandes im Beisein vieler Waldbesitzer den frisch angelegten Buchtalweg oberhalb von Breitenbrunn ein. | Foto: Porta2020/01/DSC-2781.jpg

BREITENBRUNN – Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Das trifft auf dieses Gemeinschaftsprojekt in Breitenbrunn voll und ganz zu – gut 17 Jahre zogen ins Land, ehe der Buchtalweg auf der Hochfläche bei Vorderhaslach nun (endlich) offiziell eingeweiht wurde.

2003/04 versandete der erste Anlauf, das 24 Hektar große, durch jahrzehntelang geübtes Realteilungserbrecht in unzählige Kleinparzellen aufgesplitterte Waldstück westlich von Vorderhaslach mit einem modernen Weg zu erschließen – und so vielen der 38 (zum Teil weit entfernt lebenden) Besitzern ungehinderten Zugang zu ihrem Stück zu ermöglichen.

Flickenteppich im Wald

Vor allem um in die tiefer im Wald gelegenen, von oben an einen Flickenteppich erinnernden Grundstücke zu kommen, waren deren Besitzer auf das Okay ihrer jeweiligen Nachbarn angewiesen. Wegen Wildverbisses aufgestellte Zäune machten die Sache nicht eben leichter. 2012 startete deshalb, angeregt von der örtlichen Jagdgenossenschaft, der zweite Versuch, eine für alle passende Lösung zu finden. Im Spätherbst des Jahres landete das Projekt auf dem Schreibtisch des Henfenfelder Forstrevierleiters Thomas Stapff.

Acht Jahre, unzählige Gespräche und Grundstücksverhandlungen (jeder Besitzer gab einen Anteil seiner Parzelle für den Weg her) und zwei verworfene Trassen später wurde der 1,2 Kilometer lange, ringförmige, von Wegebauer Erich Haas angelegte und sauber geschotterte „Buchtalweg“ nun seiner Bestimmung übergeben.

Langer Atem

„Für solche Projekte in unseren kleinstrukturierten Privatwäldern ist ein langer Atem nötig“, sagte Stapff. Zumal nicht nur die Interessen der 38 Besitzer unter einen Hut gebracht werden mussten – wäre einer ausgeschert, wäre das Projekt wohl erneut gescheitert – sondern auch die Gemeinde und etliche Behörden „mit ins Boot“ mussten. In diesem Fall sorgte das beinahe für weiteren Aufschub: Im Zuge der Arbeiten fielen undefinierbare Strukturen im Boden auf, die auf eine alte Wallanlage und damit ein möglicherweise zu schützendes Bodendenkmal hindeuteten. Alsbald allerdings hätte das Landesamt für Denkmalpflege Entwarnung gegeben, so Stapff.

Werner Wolf, Leitender Direktor des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sprach bei der Eröffnung im Beisein eines Großteils der Waldbesitzer von einem „sehr erfreulichen Tag“ und einem Musterbeispiel an gemeinschaftlicher Problemlösung: „Zusammenkommen ist ein Anfang, Zusammenarbeiten ein Fortschritt und Zusammenbleiben die Zukunft“, sagte er in Anlehnung an ein berühmtes Zitat des Autopioniers Henry Ford – schließlich sei ohne einen vernünftigen Weg weder die Bewirtschaftung der Parzellen noch der wegen des Klimawandels dringend anstehende Waldumbau möglich.

Offenhausens Bürgermeister Georg Rauh freute sich ebenfalls, dass nach dem langen Vorlauf nun ein „super ausgebauter“ Weg vorhanden sei und bat die Anrainer, gut darauf aufzupassen – „schließlich hat er ganz schön Geld gekostet“, immerhin 99 000 Euro. Der Löwenanteil – 60 000 Euro – davon kamen über ein seit vielen Jahren laufendes Förderprogramm der Bayerischen Forstverwaltung, den Rest teilten sich die Gemeinde (Rauh: „Trotz unserer momentan schwierigen Finanzlage.“) und die Jagdgenossenschaft Breitenbrunn, die 13 000 Euro beisteuerte.

Und zwar „gerne“, wie deren Vorsitzender Günter Hummer ergänzte. Der Weg sei „eine enorme Erleichterung“, zumal eine ordentliche Bewirtschaftung der Wälder heute ohne die schweren Harvester undenkbar sei.

Mehrere Nebeneffekte

Der Weg dient noch drei weiteren, nicht zu unterschätzenden Zwecken, sagte Forstoberrat Steffen Taeger, der für das Nürnberger Land zuständige Abteilungsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt Hersbruck: Als schneller Rettungsweg bei Unfällen im Wald (die forderten 2019 in Bayern 25 Menschenleben), als Wanderweg für Erholung Suchende („Die Tür zum Wald“) und für den Waldumbau, mit dem der Baumbestand in Zeiten des Klimawandels zukunftsfest gemacht werden soll.

Bei einem kleinen Rundgang auf dem „Buchtalweg“ gaben Wolf, Taeger und Stapff denn auch einen kleinen Ausblick auf anstehende Aktionen, bei denen der Weg ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen kann: die Durchforstung der Waldstücke mit zukunftsfesten Baumarten (wie Douglasie, Buche oder Tanne), den Abbau überflüssiger Wildschutzzäune oder der von der Forstverwaltung mit Prämien versehenen Verjüngung des Baumbestands. Und das obwohl Werner Wolf weite Teile des Waldstücks schon jetzt als ein „Beispiel für gelebte Diversität“ lobte.

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