Die Speck-Erweiterung und ihre Folgen

Neunkirchens neue Mitte ist zum Greifen nah

Blick vom Rathaus auf die neu zu gestaltende Ortsmitte: Die Gebäude müssen wohl alle weichen, sowohl der Küchenstudio-Komplex von der Bildmitte bis nach rechts, als auch die Speck-Gebäude vor der Kirche und links2012/12/55148_NeunkirchenPlatzfuerneueMitte_New_1354900864.jpg

NEUNKIRCHEN — So eine Gelegenheit bietet sich nur einmal in 100 Jahren: Wie es aussieht, kann sich Neunkirchen nun unverhofft früh den Traum von einer attraktiven Ortsmitte mit einem Bürgersaal erfüllen. Im Haushaltsplan für 2013 jedenfalls sind Mittel dafür vorgesehen. Noch ist der Etat nicht beschlossen, aber jede Gemeinderatsfraktion möchte die Gunst der Stunde nutzen.

Wie soll Neunkirchens neue Mitte aussehen? Parkplätze, Bäume oder Ruhebänke am plätschernden Röttenbach vis-à-vis des Rathauses – hübsche Gedankenspiele sind möglich. Konkret ist bislang freilich nur der Wunsch nach einem Mehrzweckgebäude dort mit Saal, das die Bürger und die Vereine nutzen können. Mehr Leben im Ortskern lautet die Devise. Bisher spielt es sich mehr am Rand, in der „Waldschänke“ am Röttenbachgrund ab, wo die „Sandhasn“ Theater spielen und wo gewöhnlich die Versammlungen stattfinden.

4000 Quadratmeter zentraler Fläche tun sich plötzlich auf zwischen Heuchlinger Straße, Hauptstraße und den Gebäuden der Firma Speck Pumpen. „Eine Jahrhundertchance“, wie Bürgermeister Kurt Sägmüller, Bauamtsleiter Jürgen Sommerer und alle Fraktionen in zuletzt eher seltener Einigkeit meinen. Der 2005 formulierte Wunsch nach einem ansprechenden Zentrum ist nun zum Greifen nahe. Niemand hatte wirklich so bald an den großen Wurf geglaubt. Lediglich die inzwischen fortgeschrittene Röttenbachufer-Neugestaltung weiter flußabwärts schien machbar.

Die neuen Vorzeichen gelten, seit klar ist, dass Speck nach Norden groß erweitern möchte (wir berichteten). Und zwar nicht nur auf den früheren Sportplatz, sondern irgendwann auch weiter ausgreifend auf das Grundstück mit der „Waldschänke“, das der Gemeinde gehört. Der vor sieben Jahren angedachte Tausch – die dortigen 9000 Quadratmeter gegen 3300 gegenüber des Rathauses – ist plötzlich möglich. Die Verhandlungen laufen.

Deutlich vernehmbar war aber auch der Aufschrei vor allem bei den mitgliederstarken „Sandhasn“, deren Mietvertrag in der „Waldschänke“ noch lange läuft. Deshalb ist allen klar, dass es eine überzeugende Lösung braucht, ein „Bürger-Mehrzweckgebäude“, wie Bauamtsleiter Sommerer sagt. Die Vereine sollen bei der Planung mitreden.

Mit 100 000 Euro Architektenhonorar rechnet Neunkirchen. Weitere 150 000 Euro sind als Puffer im Haushalt 2013 enthalten, vielleicht werden auch bereits Abbruchkosten fällig. Denn das Küchenstudio dort und auch das längliche Speck-Gebäude, das mit auf dem Grundstück liegt, müssen ziemlich sicher weichen. Wann genau, kann niemand sagen. Weil die Baukosten die Zwei-Millionen-Grenze überschreiten könnten, schreibt die Gemeinde gleich einen europaweiten Architektenwettbewerb aus. Baubeginn? „Vielleicht 2014, 2015 – vielleicht“, sagt Sommerer.

Es wird ein spannendes Jahr in Neunkirchen – soviel steht nach den Haushaltsvorberatungen fest. Für zusammen 1,22 Millionen Euro will die Mehrheit aus CSU und SPD sowohl die neue Mitte und den Bahnhofsvorplatz als auch die Bauhoferweiterung und Abschnitt eins der Turnhallensanierung in Rollhofen anpacken. Viel Planungsarbeit ist dafür nötig. Mit Städtebauzuschüssen ist zu rechnen.

Wie zu erwarten, tragen nicht alle Fraktionen alle Investitionen. Denn mit weiteren Maßnahmen bräuchte es eine knappe Million neuen Kredit, während zugleich künftig die Gewerbesteuer sinken könnte. Munition für die FW, die seit längerem aufs Sparen drängt und sich auf den Bahnhofsplatz und das Ortszentrum konzentrieren möchte. Die CSU dagegen vertritt den SPD-Kurs: Weil die Zinsen niedrig sind, die Baukosten aber steigen, müssen die vier Projekte jetzt erledigt werden.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren