RUMMELSBERG – Die Stelle der Klinikseelsorge am Krankenhaus Rummelsberg ist neu besetzt. Diakonin Yvonne Jacoby folgt auf Diakon Walter Pfeufer.
Rummelsberg ist für Yvonne Jacoby keine Unbekannte – ganz im Gegenteil. 1989 leistete sie ihr Vorpraktikum zur Diakonin in Rummelsberg ab und absolvierte die einjährige Ausbildung an der Krankenpflegehilfeschule am Krankenhaus. Und auch ihre Diakoninnengemeinschaft ist in Rummelsberg nach wie vor beheimatet. Die letzten neun Jahre war sie als Hauskoordinatorin im Seniorenpark Neulichtenhof in Nürnberg tätig und kümmerte sich um die Vermittlungen der Serviceleistungen der Rummelsberger Diakonie, die Essensversorgung, Ein- und Auszüge der Bewohner, Veranstaltungen, Personal und vieles mehr.
„Es wurden immer mehr Management-Aufgaben und weniger die Arbeit mit den Senioren selbst“, erinnert sie sich und war somit zuletzt innerlich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Mit dem Stellenangebot in Rummelsberg schließt sich somit ein Kreis. „Innerhalb einer Woche war mir klar, dass ich das mache“, sagt Jacoby, die in Hersbruck wohnt.

Die Mutter dreier Kinder war zuerst in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, während ihrer Elternzeit hat sie sich weitergebildet und war vier Jahre als freie Referentin im Bereich der Erwachsenenbildung tätig. Weiterhin absolvierte sie noch eine Ausbildung zur Geronto-Therapeutin mit dem Schwerpunkt Demenz. Nahtlos hat Jacoby in einem privaten Alten- und Pflegeheim als Leitung zusammen mit Betreuungskräften die Angebote der sozialen Betreuung aufgebaut und umgesetzt.
Der Tod im Alltag
„Bei der Arbeit im Seniorenheim stellt man fest, dass die Senioren immer später ins Heim kommen und die Verweildauer immer kürzer wird. Im Krankenhaus gibt es andere Schicksale und die Menschen haben ganz andere Lebensfragen als Senioren, die sich am Lebensende befinden“, erklärt sie und fährt fort: „Im Krankenhaus wollen die Patienten wissen, wie es weitergeht. Im Seniorenheim stellen sich die Bewohner die Frage, wann ist das Ende erreicht.“
Über das Angebot des Krankenhauses musste Jacoby nicht lange nachdenken. „Raus aus der Komfortzone, Mama“, so lautete das einhellige Statement ihrer drei erwachsenen Töchter. Jacoby möchte in der Seelsorgearbeit am Krankenhaus möglichst alle erreichen. „Es wird sicherlich eine Gratwanderung, wo vor allem die Zeit eine ganz wichtige Rolle spielt, da ich mit weniger Stunden angestellt bin als mein Vorgänger. Die Zeit ist in meiner Position aber auch ein Privileg, denn ich habe Zeit und kann mir diese einteilen, wie ich es für notwendig halte. Ich möchte den Menschen geben, was sie brauchen. Dabei nicht nur die Rituale der evangelischen Kirche vermitteln – sondern auch für alle anderen da sein“.
„Komme nicht zum Missionieren“
Dabei erinnert sie sich an eine Begegnung in den ersten Wochen, als ein Patient erwiderte, es mache nicht viel Sinn mit ihm zu reden, da er nicht gläubig sei. Die Antwort der 51-jährigen Seelsorgerin: „Ich komme ja nicht zum Missionieren. Ich rede gerne mit ihnen über alles und wir können auch spazieren gehen.“ Am Ende verbrachte sie mit dem Patienten über eine Stunde und er bedankte sich für die gemeinsame Zeit und das Zuhören.
Spiritualität ändert sich
Die Kirche an sich empfindet sie in einem Entwicklungsprozess. „Die Spiritualität der Menschen verändert sich. Die Kirche muss darauf reagieren, sich im wahrsten Sinne auf den Weg zu den Menschen machen. Sie muss hingehend und zugehend sein“, so Jacoby. Sie möchte keine Ratschläge geben, sondern Mut, Hoffnung und eine Perspektive – gerade wenn sie an die Langlieger denkt, die oft Wochen und Monate im Krankenhaus verweilen. „Die Kunst wird es sein, diese Menschen seelisch aufzufangen, Trost und Kraft zu geben – aber auch für die Angehörigen da zu sein. Gerade letztere sind bei Diagnose-Stellung und Co. nicht zu vernachlässigen.“
Auf die Frage, wie sie die Corona-Pandemie auf der vorherigen Stelle erlebt hat, antwortete Jacoby, dass die Senioren trotz zahlreicher Einschränkungen diese relativ gut weggesteckt hätten. Das wesentlich Schlimmere sei der andauernde Krieg. „Den Angriffskrieg von Russland können die Senioren nicht verarbeiten. Viele Erlebnisse und schreckliche Erfahrungen aus ihrer eigenen Geschichte zu Kriegszeiten aus ihrer Vergangenheit kommen wieder hoch und das ist weitaus schlimmer, weil niemand gedacht hätte, dass so etwas nochmals kommt.“
„Ich bin da, mich gibt es“
Was ihr ganz wichtig ist: „Ich bin da, mich gibt es auch für Mitarbeitende – in aller Verschwiegenheit. Wir haben hier eine hohe Belastung im Gesundheitswesen und die Pandemie verstärkt dies aufgrund von Krankheitsausfällen. Meine Botschaft: Ich bin für Sie da und hoffe, als ein gutes Gegenüber gesehen zu werden.“
Beim Gedanken an den anstehenden Abriss der Kapelle wird Jacoby traurig. Die bisherige Kapelle muss aufgrund des Ersatzneubaus des Wichernhauses Anfang des kommenden Jahres weichen. Zum Ausgleich wird der bisherige Aussegnungsraum umgestaltet, damit sowohl Mitarbeitende als auch Patienten weiterhin einen Ort der Stille haben. „Auch diese Ersatz-Maßnahme für den Übergang zeigt die Wertschätzung der Verantwortlichen und die Bedeutung der Seelsorge. Die Wurzeln des Krankenhauses werden nicht verkannt und darüber freue ich mich,“, fasst Jacoby zusammen. db
Info
Die Diakonin ist täglich von 8 bis 14.30 Uhr im Krankenhaus unter Telefon 09128/5048316 erreichbar – für Patienten, Angehörige und Mitarbeitende.