Hohe Auszeichnung

Von der Orgel zum Orden

Seit 1978 sitzt Sabine Gassenmeier an der Orgel der Leinburger Gemeinde St. Joseph. | Foto: Stefan Gassenmeier2020/01/Leinburg-Sabine-Gassenmeier-Orgel-NEU-online-scaled.jpg

LEINBURG – Sabine Gassenmeier erhält die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

„Ich war erst einmal richtig sauer“, sagt Sabine Gassenmeier. Die Nachricht, die der Brief von Dr. Markus Söder beinhaltete, verwirrte sie. Sie, die gelernte Bankkauffrau, die heute in der Zahnarztpraxis ihres Mannes in Schwarzenbruck arbeitet, soll ausgewählt worden sein, um eine offizielle Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten? „Ich habe ja erst hinterher erfahren, dass mich mein Sohn vorgeschlagen hat“, erklärt Gassenmeier bezugnehmend auf die lobenden Worte des bayerischen Ministerpräsidenten.

„Sie engagieren sich weit über das übliche Maß hinaus für unser Land. Als Organistin Ihrer Gemeinde St. Joseph begleiten Sie seit Jahrzehnten Messen und ökumenische Gottesdienste, als Pfarrgemeinderätin tragen Sie besondere Verantwortung und die deutsch-tschechische Nachbarschaft pflegen Sie mit musikalischen Kontakten. Dafür meinen herzlichen Dank“, schrieb Söder in seinem Brief.

Wie sie heute weiß, dauerte das Auswahlverfahren rund eineinhalb Jahre. „Nach dem Antrag meines Sohnes gab es natürlich Rückfragen. Die Gemeinde musste eine Zusammenstellung und Nachweise meiner Tätigkeiten erbringen“, gibt Gassenmeier Einblicke in das Prozedere der Nominierung. Doch nicht Freude, Ehre und Stolz machten sich nach dem Erhalt der Nachricht in ihr breit. Vielmehr beschlich sie ein ungutes Gefühl, eine Mischung aus Unverständnis und Unbehagen.

„Ich war komplett überfordert mit der Situation. Es hat bestimmt vier Wochen gedauert, bis ich realisiert habe, welche Wertschätzung mir da zuteil wird“, erklärt die 56-Jährige, die es nicht mag, „im Rampenlicht zu stehen“. Ohnehin sehe sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit als „Selbstverständlichkeit“ an.

Die richtige Entscheidung

Doch Gründe, wieso gerade sie die Richtige für die Verdienstmedaille ist, gibt es viele. Seit 1978 ist Sabine Gassenmeier bereits in ihrer Leinburger Gemeinde St. Jospeh tätig. Kaum ein Amt, das sie bis dato noch nicht ausgeübt hat. So betreut sie seit 38 Jahren die Sternsinger, zehn Jahre lang arbeitete sie in der Kinder- und Jugendgruppe. „Werte vermitteln und mit den jungen Menschen interessante Diskussionen führen“ waren ihr Antrieb, sagt sie. Kommunion- und Firmvorbereitung fallen ebenso in ihr Aufgabengebiet wie das Organisieren des traditionellen deutsch-tschechischen Chortreffens und das Mitwirken im Gospelchor.

Angefangen hatte einst alles im Kirchenchor, kurze Zeit später fand sie sich erstmals an der Leinburger Orgel wieder. „1978 ist unsere Organistin weggezogen, also musste dringend Ersatz her. Es war eine kalte Dusche für mich, immerhin saß ich nur wenige Wochen später bei einer Messe am dritten Advent am Spieltisch und durfte zeigen, was ich kann“, erinnert sich Gassenmeier an ihre Anfänge zurück. „Bis heute ist das Pfeifeninstrument ein Stück weit Leben für mich“, betont sie.


Kroder überreicht Medaille am Mittwochabend

Besonders erfeut zeigt sie sich über die gute Situation in ihrer Leinburger Gemeinde: „Zum letzten Gemeindetreffen kamen 45 Personen, die allesamt ehrenamtlich tätig sind.“ So wird Sabine Gassenmeier den Preis heute Abend (19 Uhr) stellvertretend für all diejenigen annehmen, die es ihr gleich tun und sich ebenfalls freiwillig für das Gemeinwohl einsetzen.

Stattfinden wird die zeremonielle Übergabe in ihrem zweitem Wohnzimmer, dem Foyer des Gemeindezentrums Leinburg. Überreichen wird die Medaille Landrat und Bezirkstagspräsident Armin Kroder (FW). Eine „gewisse Nervosität“ könne sie nun nicht mehr leugnen, gesteht Gassenmeier, die diesen besonderen Tag dennoch genau so bestreiten möchte, wie alle anderen auch. „Mittwochs habe ich immer frei. Das passt heute ganz gut, denn so kann ich mich ganz in Ruhe vorbereiten und mir noch eine kleine Dankesrede überlegen“, sagt sie.

Doch der Dank gebührt an diesem Abend allein Sabine Gassenmeier. Der Frau, die das Ehrenamt in Leinburg seit über 40 Jahren lebt.

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