ENTENBERG – Seit etwa sechs Jahren ist das Thema Dorferneuerung in der Gemeinde Leinburg ein Thema. Jetzt steht der Vorentwurf.
Die Orte Entenberg und Oberhaidelbach waren im Gespräch, nach einem Bürgervotum 2014 konzentrierte man sich ausschließlich auf Entenberg. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde nach vielen Treffen des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft, die die Wünsche und Vorstellungen der Bürger eruierte, der erste Beschluss gefasst: Einstimmig beauftragte der Rat das Architekturbüro Gömmel/Wieland mit der Planung eines Anbaus an das Feuerwehrhaus. Vorher stellten Fachbüros ausführlich vor, was in dem Ort erneuert werden muss und was von Seiten der Bürger gewünscht wird.
Wolfgang Neukirchner, Baudirektor am Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach, das auch für die Förderung zuständig ist, stieg mit einer kurzen Zusammenfassung in die Informationsrunde ein und erläuterte die Leistungen, die bisher erbracht wurden – von der Ideensammlung in den Vorstandssitzungen bis zu den Abstimmungen mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Ingenieurbüro Steinbauer. Neukirchner wies darauf hin, dass parallel zu den Vorhaben im Dorf auch die Planung von Hochwasserschutz und Kanalbaumaßnahmen durch die Gemeinde anstünden, die allerdings nicht von Ansbach bezuschusst würden.
Die Ausarbeitung des Entwurfs für die ortsräumliche Planung mit Grünordnung war an die Firma Team 4 Bauernschmitt Enders Landschaftsarchitekten + Stadtplaner vergeben worden. Deren Mitarbeiter Tobias Köstler präsentierte anschließend ausführlich die Ergebnisse der Bestandsaufnahme inklusive der Bewertung und Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen, die zum aktuellen Vorentwurf geführt haben. 14 Maßnahmen mit besonderem Augenmerk auf Straßen, Flächen, Gebäuden und Ökologie im Ort sind in dem Entwurf enthalten. Aufgrund der Lage Entenbergs in der Sohle eines Talkessels ergibt sich eine Hochwasserproblematik, die nach Ansicht geklärt werden muss, „bevor an der Oberfläche etwas passieren kann“.
Bachbett höher legen
Schwerpunkte bei der Vorstellung der 14 Punkte, waren immer wieder der Ausbau der Straßen, die vielfach in sehr schlechtem Zustand sind, die Errichtung von Gehwegen, zusätzliche Begrünungen, optische Abgrenzung durch die Pflanzung von Bäumen, die Verlagerung des tiefen Bachbetts näher an die Oberfläche, der Bau von ausreichend dimensionierten Verrohrungen unter der Wegen oder die Einengung von Fahrbahnen zur Geschwindigkeitsreduzierung.
Die Dorfmitte, die sich derzeit als großer, ungegliederter Platz präsentiert und hauptsächlich als Parkplatz dient, verfügt ebenfalls nicht über eine ordentliche Entwässerung. „Das Wasser fließt hier irgendwie ab“, stellt der Fachmann fest. Hier sei viel zu tun, findet Köstler und schlägt vor: Am dortigen Feuerwehrhaus sollte ein Anbau errichtet werden zur Lagerung von Material der Vereine und zur Präsentation der historischen Feuerwehrspritze. Der Haidelbach sollte geöffnet werden, wobei Zugänge zum Bach möglich sein sollten, um ihn „erlebbarer“ zu machen, eventuell mit integrierten Wasserspielelementen. Ferner fehlen Sitzmöglichkeiten am Brunnen, auch sollte der Platz mehr begrünt werden durch Bäume und Grünflächen. Ein Parkplatz müsste wegen der Veranstaltungen erhalten bleiben, die dort stattfinden.
Großen Handlungsbedarf sieht man auch beim Eingang zur Kirche, der an sich als sehr schön empfunden wird, aber von einem Schilderwald verschandelt ist. „Der sollte dort aufgeräumt werden“, fordert Köstler und bringt eine Pflasterung bis zur Treppe ins Gespräch ebenso die Erneuerung des Handlaufs und eine kleine Sitzecke vor der Kirchenmauer. Die sollte durch Auslichten des Gehölzes im Vordergrund etwas besser sichtbar gemacht werden. Wie der Kirchenaufgang behindertengerecht gemacht werden könnte, wollte Margit Dickas, Behindertenbeauftragte der Gemeinde, wissen. Im vorderen Bereich sei das schwierig, aber man wolle die Möglichkeiten prüfen, wurde hier versichert.
Kritik am Friedhofsvorplatz
Kritikpunkte und Lösungsvorschläge gab es auch beim Friedhofsvorplatz, wo der Straßenasphalt nahtlos in das Friedhofsgelände übergeht. Da sollte eine optische Abgrenzung durch eine Hecke vorgenommen werden. Unschön werden auch die Glascontainer dort empfunden und ebenfalls verlagern sollte man die Fläche für den Grasaushub.
Bis 2025 kann gefördert werden, informierte Neukirchner und machte für die 14 Maßnahmen folgende Rechnung auf: 2,6 Millionen dürfte das Gesamtpaket kosten, insgesamt sollte es 800 000 Euro Zuschüsse geben, der Rest – also zirka 1,8 Millionen Euro ist von der Gemeinde zu stemmen, natürlich auf die sieben bis acht Jahre verteilt, die für die Ausführung im Gespräch sind. Bürgermeiser Joachim Lang ist sich der Summe bewusst, die sich natürlich auch in den Haushalten niederschlagen wird, resümiert aber dennoch: „Ihr habt oft zusammengesessen und euch viele Gedanken gemacht, jetzt soll es bald mal losgehen.“
Angesichts mancher Gemeinderäte, die bei der Summe schlucken mussten, warf Matthias Hummel (SPD) ein, dass es sich für die Gemeinde im Schnitt um eine Summe von 250 000 Euro jährlich handle.
Michael Steinbauer vom Ingenieurbüro Steinbauer Consult präsentierte schließlich die Ergebnisse seiner Kanal- und Wasserleitungsuntersuchung. Das Entwässerungssystem ist als Mischsystem ausgelegt mit einer Vielzahl von Gräben, Verrohrungen und Gerinnen. Bei starker Belastung reichen die Kapazitäten nicht aus, auch sei der Zustand der Kanäle schlecht, zwei Drittel mindestens müssten erneuert werden. Anhand einer Oberflächenabfluss-Simulation zeigte er auf, wo sich Wasser im Krisenfall sammelt, in der Ortschaft verteilt und schließlich auf Privatgrundstücken ausbreitet.
Um der großen Wassermengen Herr zu werden, schlägt er eine umleitende Hochwasserschiene vor, für die 250 000 Euro zu veranschlagen sind, von denen das Wasserwirtschaftsamt 50 Prozent übernimmt. Unbedingt erneuert müssten die Wasserleitungen werden, weil sie über 80 Jahre alt und deutlich unterdimensioniert sind. Im Brandfall enthielten die Hydranten zu wenig Wasser. All diese Erneuerungsmaßnahmen dürften mit 1 555 000 Euro zu Buche schlagen, so der Ingenieur.
Ziemlich schnell einig
Die Diskussion verlief angesichts des großen Vorhabens dennoch wenig kontrovers. Einige Gemeinderäte zeigten sich allerdings überrascht angesichts der umfangreichen anstehenden Erneuerungen, forderten aber, diese Arbeiten so bald wie möglich vorzunehmen. So meinte Richard Kohler (FWG) erst müsse man die Leitungen in Ordnung bringen, bevor man sich mit den Maßnahmen der Dorferneuerung beschäftigen könne.
Florian Hummel (SPD) wollte beides miteinander verbinden: „Wenn wir den Kanal austauschen, dann können wir auch gleich die Straße richten.“ „Erschüttert“ zeigte sich allerdings Jutta Helmreich (SPD) darüber, „dass das so teuer wird“ und so vieles im Argen liegt. Manfred Räbel (SPD), Thomas Kraußer (CSU) und Gerhard Pfeiffer (SPD) waren sich alle einig, dass man die Sanierung der Leitungen schon lange vor sich herschiebe und dass es nun endlich an der Zeit sei, sie zu durchzuführen.
Um endlich ein Zeichen zu setzen und zu signalisieren, dass sich in Sachen Dorferneuerung etwas tut, schlug Bürgermeister Lang vor, heuer noch den Anbau an das Feuerwehrhaus anzustoßen, eine Einzelmaßnahme, die sich schnell realisieren lässt, denn „darunter brauchen wir ja keinen Kanal“.