Wanderung

Unterwegs auf dem Schönberger Jakobsweg

Ein Blick durch das Tor zum Fürerschlösschen in Haimendorf. | Foto: Moritz2022/11/155e578935bd8009da31ed9755578b2c9ec3dee0_max1024x.jpeg

RÖTHENBACH/LAUF – Wanderautorin Christa Moritz nimmt uns mit auf eine knapp neun Kilometer lange Wanderung von Haimendorf über die Hüttenbachschlucht bis nach Schönberg.

Der Herbst ist da. Die meisten Felder sind abgeerntet, die Hitze des Sommers ist vorbei. Für unsere Wanderautorin Christa Moritz die richtige Zeit für eine Wanderung auf dem Schönberger Jakobsweg. Mit dem berühmten Pilgerweg hat dieser nichts zu tun, sein Namensgeber ist die Jakobuskirche in Schönberg.

Ich starte beim Campingplatz in Haimendorf, dem hübschen Örtchen am Fuße des Moritzberges. Der Weg ist durchgehend mit einem grünen Kreis auf weißem Grund markiert. An einer Pferdekoppel vorbei führt er leicht bergab. Bei der großen Eiche an der Weggabelung entscheide ich mich für den Weg nach rechts, Richtung Schönberg.

Sehenswürdigkeit des Weilers Nessenmühle ist das ehemalige Mühlengebäude. / Foto: Moritz2022/11/71bc1c5e5e086b2f479f15ecda304fc390c9a4ca_max1024x.jpeg

Nach Überquerung der kleinen Holzbrücke geht es bergwärts zu Feldern und Wiesen. Eine Bankgruppe lädt zum Verweilen ein. Es bietet sich ein herrlicher Blick über die Hügel der Hersbrucker Schweiz.

Gemächlich wandere ich weiter, erfreue mich an den letzten Blümchen am Wegesrand. Laut krächzend lässt sich ein Krähenschwarm auf dem Feld neben mir nieder. Das Wegezeichen lotst mich nach rechts an einer vom Dorfverein Schönberg gestifteten Holzbank vorbei. An einer Stallwand lehnt ein Bücherschrank. Weiter geht es durch ein Neubauviertel und ich passe gut auf, dass ich die Markierung nicht verliere. Sie bringt mich zu einer Straße, auf dieser nach rechts und danach links auf einen Feldweg, dem Wald entgegen.

Nach Überquerung eines Baches erreiche ich die Nessenmühle. Um das romantische Ensemble herum haben sich moderne Häuser angesiedelt. Auch das Reittherapiezentrum der Lebenshilfe Nürnberger Land e.V. mit dem Schriftzug: „Pferde bewegen Menschen“ hat hier seinen Platz gefunden.

Am Wegesrand entdeckt unsere Wanderautorin noch einige der letzten Blumen für dieses Jahr. / Foto: Moritz2022/11/873e25a2ff0f44ffa265c11788cfc2522d16d591_max1024x.jpeg

Namensgeber ist die Kirche

Hinter dem Reitzentrum geht’s auf dem Schotterweg nach links. Etwas abseits steht ein bunter Bauwagen mit Stühlen davor und einer im Winde flatternden Frankenfahne. Nach dem Austritt aus dem Wald thront vor mir in ihrer vollen Schönheit die Jakobuskirche von Schönberg.

Der grüne Kreis führt mich rechts am Waldrand entlang, dann nochmals nach rechts auf einem ganz schmalen Pfad, der mich wieder zu einer Straße bringt. Diese gilt es zu überqueren, danach kerzengerade weiter durch den Wald.

Irgendwann geht’s dann mal nach links, aber genauso kerzengerade weiter bergan zu einer Straße mit seitlichem Radweg. Auf deren gegenüberliegender Seite führt mich das Zeichen erst steil bergan, danach neben einem Drahtzaun auf schmalem Weg weiter.

Allmählich nähere ich mich dem Highlight dieser Wanderrunde, der Hüttenbachschlucht, mit dem sogenannten „Klingenden Wasserfall“. Über eine Kante fällt das Wasser hier etwa fünf Meter hinab und erzeugt durch den Widerhall an den Sandsteinwänden das für den Wasserfall typische „Klingen“. Seine größte Wirkung entfaltet der Wasserfall aber im Winter. Das Wasser gefriert dann Schicht für Schicht und es bilden sich ganz viele Eiszapfen, die an Orgelpfeifen erinnern. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat die Stelle sogar als Geotop ausgewiesen.

Bald danach bin ich wieder bei meinem Ausgangspunkt angelangt. Hinter dem Kinderspielplatz lugt das Fürer’sche Schloss hervor. Die Fürer sind eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1295. Durch Heirat des Sigmund Fürer mit Anna Tucher kam 1476 das Schloss in Haimendorf an die Familie, das seither ihr Stammsitz ist. 1599 wurde der Familie der Adelstitel zuerkannt.

Die Hüttenbachschlucht mit dem „klingenden Wasserfall“ ist besonders im Winter ein Highlight. / Foto: Moritz2022/11/3cdee0799f44ac4737cd09b2dc8b33004977e4fb_max1024x.jpeg

Vom Ross ohne Reiter

Heute ist der Besitzer Bolko von Oetinger. Er hat in das Geschlecht der Fürer von Haimendorf eingeheiratet. Wie bei vielen Schlössern und Burgen gibt es auch für das Fürerschloss eine Legende, und zwar die vom Ross ohne Reiter: 1567 war Carl Fürer auf dem Rücken seines Rosses auf dem Weg von Nürnberg zu seinem zukünftigen Herrensitz in Haimendorf, als ihn Räuber überfielen und ermordeten.

Sein Pferd aber soll bis Haimendorf gelaufen sein, das Geld für die Bauleute im Gepäck. Mit diesem Geld konnte Schloss Haimendorf fertiggestellt werden und gilt heute als einer der wichtigsten Herrensitze der Renaissance in Franken. Der „Fürerstein“, der in etwa einer Wegstunde in Richtung Nürnberg steht, erinnert an die Begebenheit.

Leider gibt es in Haimendorf keine Gaststätte mehr. Unterhalb jedoch, in Diepersdorf, kann man gut einkehren oder auch im kleinen Örtchen Rockenbrunn im historischen Gasthaus „Zum Rockenbrunn“.

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