Freude über Nachbau des Originals in Lauf

Rad an der Schleif dreht sich wieder

Bürgermeister Bisping und vor allem die Vetreter der Laufer Altstadtfreunde sind froh, dass sich das große Wasserrad an der Reichel´schen Schleif ab Freitag wieder drehen wird2015/08/schleifmu__hle_reichel_neues_rad_2.jpg

LAUF (fi) — Fast fünf Jahre lang stand das eindrucksvolle Wasserrad an der Reichel‘schen Schleif am ersten Pegnitzwehr in Lauf still — nach über 30 Betriebsjahren war das Holz morsch geworden, viele Schaufeln waren gebrochen. Ab morgen allerdings soll sich nun an der Schleif gegenüber dem Wenzeschloss ein neues Wasserrad drehen.

Zusammengebaut wird es seit Montag von einem Mühlenbauer aus Mulda bei Freiberg in Sachsen. Gestern präsentierte Bürgermeister Bisping zusammen mit den Altstadtfreunden schon mal den „Rohbau“ des Eichenholzrades der Öffentlichkeit.

Schließlich, so der Bürgermeister, sei die Schleifmühle Reichel an der Wasserbrücke ein Aushängeschild der Stadt, eine kleine Touristenattraktion oder eines der beliebtesten Bildmotive. Die Stadt engagiere sich deshalb finanziell sehr stark am Erhalt des Technik-Denkmals. So seien zuletzt für neue Stege und Geländer seit 2010 und einschließlich des erneuerten Rades schon rund 75 000 Euro in die Sanierung der Schleiferei geflossen. Direkt aus dem Stadtsäckel oder über Zuschüsse.

Zu dieser Summe kommen noch einmal rund 25 000 Euro von den Altstadtfreunden, die diese Summe für die Sanierung des zweiten und kleinen Wasserrades an der Schleiferei investierten. Zusammengekommen ist dieses Geld vor allem durch eine Spendenaktion (die PZ berichtete).

Allein das neue Wasserrad kostet rund 25 000 Euro, wie Manfred Meier vom Hochbauamt der Stadt sagte. Sehr froh sei man dabei über das Angebot des Mühlenbauerunternehmens Schumann aus dem Erzgebirge gewesen. Dieses nämlich habe eine Ausführung in Eichenholz angeboten, „genau das, was wir wollten und wie es auch historisch belegt ist“, so Meier.

Gottfried Schumann, Chef der Mühlenbauer, hat das Rad zunächst in seiner Werkstatt in Freiberg angefertigt und baut es seit Anfang der Woche mit zwei Mitarbeitern an der Schleif zusammen. Dabei bleibt die Metallnabe erhalten, alle Holzteile werden erneuert. Der Radkranz besteht allerdings nicht mehr aus massiver Eiche, sondern aus Eichenleimholz. Dies sei verwindungssteifer und quelle nicht so sehr auf, weiß der Fachmann. Auch die Träger der Schaufeln bestehen aus Eichenholz. Nur die 36 Schaufeln selbst werden aus Lärchenholz gefertigt, „das ist leichter auszutauschen“.

Das Rad an der Schleif ist dabei mit seinem Durchmesser von sechs Metern eines der ganz großen Wasserräder, die der Spezialist in den letzten Jahren sanierte oder neu baute. Sonst seien die sogenannten „unterschlächtigen Wasserräder“, wie sie an größeren Flüssen mit geringer Fallhöhe standardmäßig zum Einsatz kommen, etwa um die zwei Meter groß. Unterschlächtig bedeutet, dass die Schaufeln unten vom Wasser angeströmt und angetrieben werden. Im Gegensatz zum oberschlächtigen Wasserrad, das eher in Gebirgsgegenden an Bächen mit sehr starkem Gefälle eingebaut wird. Hier fällt das Wasser von oben auf die Schaufeln, was zum einen Wirkungsgrad von bis zum 85 Prozent führt. Im Gegesatz zum Wasserrad in Lauf, das einen Wirkungsgrad von „nur“ 65 Prozent hat.

Diese ökonomische Seite spielt beim großen Wasserrad an der Schleif aber sowieso keine Rolle. Das Wasserrad dreht sich seit den 80er Jahren nur zur Schau, es treibt weder Transmissionen, noch Mühlen oder Generatoren. Dabei habe man zuletzt schon intensiv überprüft, ob sich das Wasserrad nicht doch zu Stromgewinnung eigne, wie Meier vom Bauamt sagt. Aufwand und Ertrag standen am Ende allerdings in keinem Verhältnis mehr und außerdem hätte dann ein Stahlrad eingebaut werden müssen, was wiederum dem Denkmalschutz widersprochen hätte. Fünf bis zehn Kilowatt Strom, so Berechnungen, hätten hier am obersten Pegnitzwehr in Lauf erzeugt werden können.

Zum ersten Mal kommt mit dem Freiberger Unternehmen ein reiner Mühlenspezialist in Lauf zum Einsatz. Bisher hat die Großbellhofener Zimmerei Hollfelder in Lauf, vor allem auch am Museum, gearbeitet. Hier fand man noch echtes Fachwissen vor, erzählt der Chef der Altstadtfreunde, Baldur Strobel. Zuletzt habe sich der Reparatur- und Sanierungsaufwand aber nicht mehr gelohnt, so dass man jetzt froh um die neue Konstruktion sei. Schließlich gehöre das große Wasserrad, auch wenn es keine Funktion mehr hat, zum Laufer Stadtbild. Dreht es sich doch hier schon seit hunderten von Jahren. Zunächst als Antrieb für eine Getreidemühle, später, nach dem Abbruch der Mühle Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde das Rad tatsächlich schon zur Stromerzeugung genutzt.

Für den Betrieb der Schleiferei (Vorführungen jeden 1. und 3. Sonntag im Monat durch die Altstadtfreunde) dient ein kleineres Wasserrad am Gebäude auf der Pegnitz-Insel. Dieses Rad treibt über historische Holzzahnräder zwei große Schleifsteine an.

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