LAUF — Hoch über den Dächern von Lauf den Blick über die Stadt und das fränkische Land schweifen lassen: Ein Besuch der Aussichtsplattform des Turms der Johanniskirche ist der Höhepunkt einer jeden Stadtbesichtigung mit den Altstadtfreunden. Damit ist vorerst Schluss, die Plattform ist geschlossen. Auch das Turmblasen, der Auftritt von Posaunenbläsern, musste in diesem Jahr schon eingestellt werden. Steine unter den Pfosten des Geländers hatten sich gelöst, das denkmalgeschützte Geländer selbst ist nicht mehr sicher.
Mindestens 200. 000 Euro wird die Reparatur, die ohne ein komplettes Gerüst nicht möglich ist, kosten. Eine Summe, die die evangelische Kirchengemeinde selbst und mit Spenden und Zuschüssen aufbringen muss, weil staatliche Stellen die Auffassung vertreten, in diesem Fall nicht für die Sanierung zuständig zu sein. Trotzdem plant Stadtpfarrer Jan-Peter Hanstein schon im Sommer nächsten Jahres mit der Sanierung, wie er in der Monatszeitung der Kirchengemeinde, „Blick“, schreibt.
Die Kirche sucht für die Sanierung dringend Sponsoren, dabei denke man vor allem an die metallverarbeitende Industrie in der Stadt, so Hanstein. Schließlich bestehe das nun desolate barocke Geländer aus historischem Laufer Waffenstahl.
Eine erste kleine Spende konnte der Stadtpfarrer jetzt schon entgegennehmen. Baldur Strobel von den Laufer Altstadtfreunden überreichte einen Scheck und sagte ideelle wie materielle Hilfe zu. Im Laufe des kommenden Jahres wollen sie mittels Aktionen bei der Laufer Bevölkerung Spenden sammeln, verbunden mit Informationen über den Turm, das Geländer und die Türmerwohnung. Bei der Spendenübergabe erläuterte Pfarrer Jan-Peter Hanstein den Hintergrund der Sanierung.
Plattform ist gesperrt
Ein Steinschlag hatte im Frühjahr eine Passantin am Fuß des Turms nur knapp verfehlt (die Pegnitz-Zeitung berichtete). Seither steht ein Zaun vor dem Bauwerk, die Plattform ist gesperrt. Als Auslöser für den Steinschlag stellten sich bei zwei Baubegehungen die Geländerpfosten heraus, die in das vorspringende Mauerwerk eingelassen sind. Hier dringt Feuchtigkeit ein und sprengt den Stein. Ein Problem, das schon länger bekannt sei, so Hanstein, wie ältere Protokolle zeigten. Eine Reparatur ist aber bei der letzten großen Turmsanierung unterblieben, weil das sonst für den Turm zuständig Staatliche Bauamt bei der Plattform keine Zuständigkeit sah.
Grundsätzlich nämlich hat der Staat die Baulast an Kirchen zu tragen. Allerdings, so die Rechtsauffassung der staatlichen Seite, sei sie nur für Belange zuständig, die auch liturgischen Zwecken dienen. Also beispielsweise das Dach, Fenster, Gocken oder Altar. Nicht aber das Geländer aus dem Jahr 1690. Auch bei der Stadt, so die Information des Stadtpfarrers, sehe man derzeit keine rechtliche Verpflichtung zur Behebung des Schadens.
Türmer gab Signal bei Gefahr
Dabei ist die Johanniskirche mit ihrer zentralen Lage für die Stadt Lauf und ihre Bevölkerung schon immer ein wichtiges Gebäude. Der Turm ist nicht nur eines der Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Turm wohnte und lebte früher der Türmer mit seiner Familie, der für das Gemeinwohl der Stadt zuständig war. Bei Gefahren durch Feinde oder Feuer musste der Türmer in ein Horn blasen. Er blies aber auch vom Turm herab mit der Posaune, zum Beispiel Choräle und andere Musikbeiträge.
Für die Beseitigung der Schäden und um das Geländer in seiner ursprünglichen Form zu erhalten, wurde nun vom Staatlichen Bauamt ein Kostenplan erstellt, der für die Renovierung rund 200 .000 Euro vorsieht. Darin enthalten sind das Gerüst, das Geländer, eine neue Kupfereindeckung und ein neuer Holzboden für die Besucher. Die Kirchengemeinde hofft nun auf Spenden und auf Zuschüsse durch die Landeskirche, die Stadt und den Denkmalschutz. „Leider“, so Hanstein, „wird der Turm nun im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 im Sommer wohl eingerüstet sein“.