ALTDORF/FEUCHT/RUMMELSBERG – Keine Frage: Praktisch ist er, der Coffee to go Pappbecher. Er ist unzerbrechlich, leicht, dank passendem Kunststoffdeckel kann nichts überschwappen – und wenn er leer ist, wird er nicht abgewaschen, sondern weggeworfen. „Doch genau hier liegt das Problem“, weiß Monika Rauscher, Geschäftsführerin beim Bäcker Bock aus Nürnberg. „In Deutschland werden schlicht zu viele Einwegbecher genutzt und gleich danach entsorgt, was massiv zu Lasten der Umwelt geht.“
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Zahlen erhoben, die diese Einschätzung belegen: Der jährliche Verbrauch liegt hierzulande bei knapp drei Milliarden Coffee to go Pappbechern. Das macht 320.000 Stück – pro Stunde!
Die Produktion dieser beachtlichen Menge an Wegwerfgefäßen frisst natürlich eine nicht minder beachtliche Menge an Ressourcen. Laut DUH sind für die Herstellung unter anderem 1,5 Milliarden Liter Wasser, 64.000 Tonnen Holz und 22.000 Tonnen Rohöl nötig. Der dabei anfallende Energieverbrauch entspricht dem jährlichen Strombedarf von Schwerin, der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns.
Nach 10 Minuten im Müll
Nach rund zehn Minuten in der Hand, landet der durchschnittliche Einwegpappbecher im Müll. Viele Städte sind von den Massen überfordert. Die Folge: Öffentliche Abfalleimer quillen über, die Becher liegen auf Gehwegen, Plätzen oder in Parks herum.
Für Einrichtungen wie den Nürnberger Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) bedeutet das erheblich mehr Arbeit, die Zahl der Kehrkilometer steigt. Waren es 1996 noch 130.000 Kilometer, belief sich die Zahl in 2014 auf knapp 200.000. In Recyclingsysteme schaffen es die Becher to go selten. Und wenn doch, dann bringt das wenig. Da sie aus Mischmaterial bestehen, sind sie weder im Papier- noch im Plastikmüll gut aufgehoben – und werden einfach verbrannt.
Stempel für Kaffeepass
Beim Bäcker Bock tritt man der umweltbelastenden Pappbecher-Wegwerfmentalität jetzt mit einer Nachhaltigkeitsprämie entgegen. Kunden, die 15 Stempel in ihrem Kaffeepass haben, bekommen im Juli einen Mehrweg Coffee to go Becher geschenkt. „Der passt auch in jeden Getränkehalter, ist aber im Gegensatz zu den Pappbechern umweltschonend, wesentlich besser isoliert und darüber hinaus leicht zu reinigen“, erklärt Monika Rauscher. Auf jeden „Kaffee zum Mitnehmen“, den sich Kunden künftig in das nachhaltige Gefäß füllen lassen, gibt es zehn Cent Nachhaltigkeitsprämie. Das weit verbreitete Gerücht, Bäckereien dürften mitgebrachte Behälter aus hygienischen Gründen nicht befüllen, verweist Monika Rauscher ins Reich der Fabeln: „In der Lebensmittelhygieneverordnung spricht nichts gegen Mehrwegbecher, solange sie sauber sind und den Abfüllstutzen nicht berühren.“

Eigene Tasse ist erlaubt
Beim Backhaus Fuchs in Altdorf und Feucht gibt es den Mehrwegbecher mit Fuchs-Logo schon lange. Kaffee kann man sich zum Mitnehmen darin einfüllen lassen. Coffee to go gibt es weiterhin aber auch in Einwegbechern. Wer Mehrweg bevorzugt, aber keinen Becher mit dem Logo von Fuchs hat, kann jederzeit seine eigene Tasse mitbringen. Die wird dann anstandslos befüllt.
Die Rummelsberger Diakonie will in ihren Bäckereien ganz auf Einwegbecher verzichten. Ab sofort gibt es den Rummelsberger Mehrwegbecher mit dem Slogan „Gutes tun und nicht müde werden“. Verkauft wird er in den Filialen der Rummelsberger Bäckerei sowie im Café Tullnau Carrée in Nürnberg. Die erste Kaffeespezialität ist gratis. Kunden können den Mehrwegbecher an den Verkaufsstellen reinigen und wieder auffüllen lassen.
Mitglieder der Agenda21 Schwarzenbruck haben den Kaffee aus dem neuen Becher bereits getestet und für gut befunden. „Ich finde es besonders gut, dass die Rummelsberger darauf geachtet haben, einen Becher aus BPA-freiem Kunststoff auszuwählen“, sagt Cordula Renner von der Agenda21. Gestaltet hat den Becher Felix Kämpfe von den Wichernhaus Werkstätten der Rummelsberger Diakonie in Altdorf. „Mit dem Mehrwegbecher leisten die Rummelsberger einen wichtigen Beitrag zur Müllvermeidung und kommen so ihrer Verpflichtung Mensch und Umwelt gegenüber nach“, sagt Mark Bohn, Leiter der Ausbildungsbetriebe in Rummelsberg.