HERSBRUCK – Es hätte ein „grünes Sommerfest“ im Innenhof des Hirtenmuseums werden sollen, aufgrund des gar nicht sommerlich anmutenden Wetters verlegte die Ortsgruppe der Grünen zumindest die Diskussion unter dem Motto „Chancen der Energiewende“ in die Museumsscheune. Unter der Moderation von Grünen-Stadträtin Ulrike Eyrich startete, nach musikalischer Einstimmung durch Marcus Seitz mit Gitarre und Gesang, die Diskussion.
Für den kurzfristig erkrankten Direktkandidaten für den Bundestag, Felix Erbe, war Kreissprecherin Daniela Vitzthum spontan eingesprungen. Sie erklärte ihre Motivation für die Energiewende: Aus der Frage, wie sie für ihre Kinder eine bessere Zukunft schaffen und die Klimakrise noch abwendbar sein könnte, entstand ihr Wunsch nach politischem Engagement.
Einblicke aus der Praxis gab ihr Gegenüber, „iKratos“-Gründer Willi Harhammer. Dessen Firma für Solartechnik und Speicherpumpen aus Weißenohe bei Eckental baut rund 500 Solaranlagen im Jahr. Zuletzt waren es, wohl auch durch Corona und die Klimapolitik bedingt, bis zu 20 in der Woche. Für die Förderung solcher nachhaltigen Projekte durch die Umweltbank Nürnberg war Thomas Benz der dritte Gesprächsgast in der Runde. Auch seine Motivation rühre daher, der Tochter einmal eine bessere Welt hinterlassen zu wollen.
Kombi aus Wind und Sonne
Was sich die Vertreter aus der lokalen Wirtschaft und Bürger von der Energiewende wünschen? Da war zum einen die erleichterte Antragstellung für den Bau einer Solar- beziehungsweise Photovoltaikanlage, aber auch die notwendige Erstellung eines Masterplans zur Zielerreichung, für den die Kombination aus Sonnen- und Windenergie notwendig sei.
Vitzthum drückte ihre Hoffnung für eine offene Thematisierung des Zwei-Grad-Ziels zur Begrenzung der Klimaerwärmung bis ins Jahr 2100 aus, für das endlich auch ein Kipppunkt in der Politik erreicht werden müsse. „Wir reden immer nur“, meinte Harhammer, wobei er den angesprochenen Masterplan für alle Bereiche als nötig erachtet: Reduzierung von Plastik, weniger Discounter, kleinere Autos – zusammengefasst eben eine Minimierung der Bedürfnisse auf allen Ebenen.
Landkreis im Rückstand
Vitzthum bemängelte außerdem, dass das Nürnberger Land beim Anteil an erneuerbarem Strom mit zehn Prozent stark hinterher hänge, während etwa Neumarkt oder Bayreuth bei über 100 Prozent lägen. Hier lohne sich die Diskussion über die Windkraft, auch eine sinnvolle Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff kam zur Sprache. Benz kritisierte, dass es oft nur Pilotprojekte gebe und Energie verloren gehe, weil ein Windrad eher abgedreht werden könnte als ein Kohle- oder Atomkraftwerk.
Aus dem Publikum wurden erste Stimmen laut, die eine Bürgerbeteiligung und Kapitaleinsatz bei solchen Projekten für realisierbar hielten. Aber auch die Frage, welchen konkreten Masterplan denn die Grünen-Fraktion bei einer Regierungsbeteiligung hätte, mussten sich die regionalen Vertreter gefallen lassen.
Oberbecken ans Netz
Es blieb bei der Feststellung, dass es in keinem Punkt gelingt, ganz konkret zu werden, aber der Plan zu einer Energiewende gerade im Hinblick auf aktuelle Umweltereignisse unbedingt verfolgt werden müsse. Die Forderung, die Zehn–H-Regel für Windkraftanlagen abzuschaffen und deren Bau in Einklang mit Naturschutz und Aufforstung zu bringen, steht für die Grünen weit oben auf der Agenda.
Konkret für die Region und das Hersbrucker Umland wurde angeregt, das Oberbecken wieder in Betrieb zu nehmen, wofür eine Umsetzung in wenigen Jahren möglich sein könnte. Viele Bürgerformate, -beteiligung und zum Beispiel eine gemeinsame Standortsuche für Windkraftanlagen könnten ein erster Schritt sein, im Landkreis mehr nachhaltige Konzepte zu erreichen.