LAUF – Zum Auftakt der 30. Ausgabe der Literatur Tage Lauf konnte Moderatorin und Organisatorin Dr. Ina Gombert von der Stadtbücherei den Bestsellerautor Ewald Arenz und die Verlegerin des Piper-Verlags, Felicitas von Lovenberg, in der Bertleinaula begrüßen.
Zuvor richteten allerdings Bürgermeister Thomas Lang und Landrat Armin Kroder Grußworte ans Publikum. Bürgermeister Lang erinnerte an die Premiere des Lesefestivals im Jahr 1996 und betonte, dass sich die Literatur Tage schnell zu einem kulturellen Highlight in der Kreisstadt entwickelten. Landrat Kroder beglückwünschte das Team der Stadtbücherei rund um Dr. Gombert zum ausverkauften Haus. Rund 450 Zuschauer waren gekommen. Kroder drückte seinen Wunsch aus, dass auch bei allen anderen Lesungen kein Stuhl leer bleibt.
Dann folgte eine Premiere, denn eine Verlegerin saß überhaupt noch nie auf der Bühne bei den Literatur Tagen Lauf. Im Gespräch mit Moderatorin Dr. Ina Gombert plauderten Felicitas von Lovenberg vom Piper-Verlag und der Fürther Ewald Arenz, der schon als Dauergast beim Laufer Lesefestival gelten kann, aus dem Nähkästchen. So erfuhr das Publikum unter anderem, dass Buchtitel oft nicht vom Autor selbst stammen, sondern vom Verlag vorgeschlagen werden. Das Buch „Alte Sorten“ etwa wurde zum Bestseller, aber diesen Titel hätte Arenz selbst nie gewählt, wie er verriet. Auch auf das Cover habe er kaum Einfluss, sondern überlasse es den Profis, so Arenz. Von Lovenberg betonte, dass die Autorinnen und Autoren in ihrem Verlag Buchcover auch ablehnen können, wenn sie damit gar nicht zufrieden sind. Arenz steht beim Verlag DuMont unter Vertrag, allerdings erschien sein Buch „Gebrauchsanweisung für Franken“ bei Piper.
Der Autor freute sich über die ausverkaufte Bertleinaula und erinnerte sich an Lesungen aus seiner Anfangszeit als Schriftsteller, zu denen kaum jemand erschienen war und bei denen er sich am Ende des Abends über zwei verkaufte Bücher freute. Lesungen gibt es in dieser Form fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum, so der Bestsellerautor. Er lobte das Format als Gelegenheit, mit den Leserinnen und Lesern direkt in Kontakt treten zu können. Viele Autorinnen und Autoren seien auf Lesungen angewiesen, denn allein vom Verkauf der Bücher können nur die wenigsten leben.
Von Lovenberg sprach übers Verlagswesen, das eine Mischkalkulation sei, denn mit den wenigsten Büchern könne man Geld verdienen. Aber ob ein Buch gut sei oder nicht, das sei für sie keine Frage des kommerziellen Erfolgs, betonte die Verlegerin. Sie erzählte, dass sie mit Mitte 20 zur FAZ kam und dort 18 Jahre lang im Feuilleton Bücher rezensierte. Aber sie wollte lieber an der Entstehung von Büchern mitwirken und bekam unverhofft die Möglichkeit, den Piper-Verlag zu leiten. „Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit“, so von Lovenberg, sie fühle sich „wie ein Fisch im richtigen Aquarium“.
Auch über Lieblingsbücher ging es an diesem Abend. Das Publikum erfuhr etwa, dass Arenz eine ganze Reihe von Büchern immer wieder zur Hand nimmt. zu seinen 40 bis 50 „Herzensbüchern“, wie er sie bezeichnet, zählen unter anderem Werke von Kurt Tucholsky, Michael Ende und Erich Kästner. Von Lovenberg hat sich vorgenommen, einmal im Jahr einen Klassiker erneut zu lesen. Sie schwärmte von Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ und von William Faulkners „Als ich im Sterben lag“. Aber die Verlegerin hatte auch eine ganze Reihe aktuelle Buchempfehlungen im Gepäck, darunter „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus. Den Roman bezeichnete sie als „absolute Sensation“, allerdings sei es schon eine Herausforderung gewesen, eine völlig unbekannte Autorin bekannt zu machen. Garmus war bereits über 60 Jahre alt, als ihr Erstlingsroman erschien. Für die deutschen Rechte habe der Piper-Verlag tief in die Tasche gegriffen, verriet von Lovenberg, aber es lohnte sich. „Eine Frage der Chemie“ sei der meistverkaufte deutschsprachige Roman des letzten Jahrzehnts.
Die Chemie stimmte an diesem Sonntagabend auch auf der Bühne der Bertleinaula. Zwischen Dr. Gombert von der Stadtbücherei, Arenz und von Lovenberg entwickelte sich ein fürs Publikum informatives und dabei sehr kurzweiliges Gespräch über das Schreiben, das Verlegen und das Lesen von Büchern. Vorgelesen wurde natürlich auch. Ewald Arenz hatte seinen Roman „Katzentage“ dabei und sorgte mit zwei Passagen beim Publikum für Heiterkeit. Im Anschluss nahm sich der Erfolgsautor noch die Zeit, um Bücher zu signieren.
