Krankenhaus Hersbruck

Bürger setzen Zeichen gegen Krankenhaussterben

Bei Opern und Museen werde nicht auf Wirtschaftlichkeit geachtet, bei Krankenhäusern auf dem Land schon – ein Skandal, findet dieser Demonstrant. Im Hintergrund ist das Feldlazarett zu sehen, das die Bürger aufschlugen. | Foto: K. Bub2019/04/DSC_0498-2-e1554881399413.jpeg

HERSBRUCK – Auch wenn der Kampf um das Hersbrucker Krankenhaus wohl endgültig verloren ist, etliche Bürger geben sich noch nicht geschlagen.

An die 100 Bürger waren am Montag auf den Oberen Markt in Hersbruck gekommen, um dort ein Feldlazarett aufzuschlagen. Damit wollten sie ihren Unmut über die vorzeitige Schließung des Hersbrucker Krankenhauses kundtun. „Wir müssen weiter Zeichen setzen“, rief Angelika Pflaum von der Bürgerinitiative für den Erhalt des Hersbrucker Krankenhauses ins Mikro. Lauter Beifall.

Als Gastredner war Dr. Rainer Hoffmann gekommen. Er ist Vorsitzender des Seniorenbeirats in Rothenburg ob der Tauber und einer der Initiatoren der bundesweiten Online-Petition „Stopp dem Krankenhaussterben im ländlichen Raum“, die auch vom dortigen Krankenhausförderverein „Mediroth“ und der Stadtspitze in Rothenburg ob der Tauber unterstützt wird.

„Ulla Schmidt hat die freie Marktwirtschaft im Krankenhauswesen eingeführt. Seither werden die Abteilungen gefördert, die viel Geld einbringen. Und derjenige ist ein guter Patient, dessen Behandlung viel Geld abwirft. Aber was ist das für ein Gesundheitswesen, in dem die Patienten für das Wohl der Krankenhäuser da sind? Die Krankenhäuser müssen für die Patienten da sein!“, sagte Hoffmann, selbst Arzt, in Hersbruck.

Listen liegen aus

Er machte deutlich, wie wichtig Krankenhäuser gerade im ländlichen Raum sind. Von den Bürgern, die es sich auf ihren mitgebrachten Matten und Liegen mittlerweile bequem gemacht hatten, erntete er dafür viel Applaus. Nahezu jeder nutzte am Ende der kleinen Kundgebung die Gelegenheit, sich gleich vor Ort in die Petitionslisten einzutragen. Der genaue Text der Petition ist hier nachzulesen. Dort können Interessierte auch direkt unterzeichnen. Listen zum Unterschreiben liegen aber auch bei Spielwaren Rauenbusch und bei „Max und Moritz“ in Hersbruck aus.


Noch lange nach dem Flashmob standen die Bürger beieinander und diskutierten angeregt über das derzeitige Gesundheitswesen weiter. Unter die Menge hatten sich auch etliche Mediziner wie Belegarztsprecher Dr. Hans Kolb und sein Kollege Markus Kirschke, Dr. Otto Wolze und Dr. Johannes Seitz gemischt.

Immenser Aufwand für Ältere

Gerade für ältere Menschen, die oftmals auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen seien, sei es ein immenser Aufwand, künftig nach Lauf ins Krankenhaus zu fahren. „Da wird der Besuch im Krankenhaus schnell zum Tagesausflug“, sagte Michael Barth, der mit seinem Vater Helmut zur Kundgebung gekommen war. Den Belegärzten des Hersbrucker Krankenhauses werfe er ihre Kündigung nicht vor. Im Gegenteil. „Nicht die Ärzte, die Politik hat hingeschmissen“, fand Barth deutliche Worte.

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