FEUCHT – Ein Schüler sollte in der Zeit vor seinem Abschluss nicht nur mit dem schulischen Leistungsdruck umgehen können, von ihm wird auch ein klarer Plan für seine berufliche Zukunft erwartet. Kein Wunder also, dass junge Menschen in diesem Lebensabschnitt oft zu kämpfen haben. Deshalb haben es sich Ehrenamtliche zur Aufgabe gemacht, die Schüler auf ihrem Weg ins Berufsleben zu begleiten.
Schüler und Coaches treffen sich sich wöchentlich als Tandem für mehrere Stunden. Sie kochen, machen Ausflüge oder unterhalten sich über die Probleme des Schülers. „Wir Coaches sind erwachsene Freunde, die den Schüler frei von Druck unterstützen“, sagt Herbert Spanke, der selbst Coach zweier Schützlinge war. Jeder erwachsene Mentor begleitet nur einen Schüler, um sich voll und ganz um ihn kümmern zu können. Die Ehrenamtlichen sollen weder Lehrer- noch einen Elternersatz darstellen, sie sollen für die Schüler unabhängige Vertrauenspersonen sein. Sie sollen dabei helfen, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, die Schule zu meistern und einen Weg ins Berufsleben zu finden.
Drei-Säulen-Modell
Dieses von Peter Held, Gründer der Schülercoach-Stiftung, in Cadolzburg entwickelte Drei-Säulen-Modell verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Persönlichkeit, Schule und Ausbildung separat betrachtet und gefördert werden: Bei der Persönlichkeitsentwicklung sollen Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein der Schüler ausgebaut werden.
Das Schüler-Coach-Tandem ermittelt gemeinsam Lernmotivationen und außerschulische Stärken. Im schulischen Bereich helfen die Ehrenamtlichen bei der Organisation des Lernens, entwickeln realisierbare Ziele für den Schüler und geben in manchen Situationen auch Nachhilfe. Entscheidend sei hier laut Spanke der Umgang mit Anerkennung und Kritik. Die letzte Säule beschäftigt sich mit dem Bereich Beruf und Ausbildung. Die Coaches beraten bei der Berufswahl und unterstützen die Schüler bei Praktikumssuche und Bewerbungen.
Menschen mit Lebenserfahrung
Der 71-jährige Held verfolgte mit dem 2005 ins Leben gerufenen Coaching-Projekt das Ziel, die Potenziale jedes einzelnen Mittelschülers zu fördern. Das komme laut Spanke auch der Gesellschaft zugute, da der Fachkräftemangel dadurch reduziert und ein Abrutschen der Schüler in Armut, Kriminalität und Drogenmilieus verhindert werden könne. Außerdem entlaste das Projekt Eltern und Lehrer, die nicht genügend Zeit finden, um ihr Kind ausreichend zu fördern. Das Feedback zu Helds Initiative sei durch die Bank positiv, meint Spanke.
Ein Schülercoach benötigt kein abgeschlossenes Pädagogikstudium oder ähnliches. Helds Stiftung benötigt Menschen mit Lebenserfahrung, die willens sind, diese mit jungen Menschen zu teilen. Das Alter ist auch kein Kriterium, „von 30 bis über 70 sind alle Altersschichten vertreten“, meint Spanke, „die Coaches sind teilweise noch aktiv im Berufsleben oder bereits im Ruhestand“ Momentan sind an den insgesamt 15 Schulen etwa 180 ehrenamtliche Wegbegleiter tätig.
Zu Gast bei der First-Lady
Helds soziales Engagement traf vielerorts auf Begeisterung und Anerkennung, so verlieh ihm 2008 der damalige Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz. Er erhielt im selben Jahr die Verdienstmedaille des Landkreis Fürth und 2016 vom Freistaat Bayern eine Urkunde für seinen ehrenamtlichen Einsatz. Im Oktober diesen Jahres lud Deutschlands First-Lady Elke Büdenbender Held zu sich ein, um sich mit ihr über das Schülercoach-Projekt auszutauschen.
Robin Walter
Die Schülercoaches suchen stets nach Verstärkung für ihre Teams. Im Nürnberger Land arbeiten aktuell 40 Coaches an den Mittelschulen in Feucht, Altdorf, Schnaittach, Lauf und Röthenbach. Informationen für Interessierte, Schüler oder Eltern gibt es bei Herbert Spanke unter Telefon 09187/902090 oder unter www.der-schuelercoach.de