NÜRNBERGER LAND/ ENZENDORF – Einen ganzen Tag lang haben zwölf Luftretter aus den elf fränkischen Bergwachtbereitschaften mit acht Notärzten der DRF Luftrettung bei Enzendorf trainiert. Ein Spektakel mit ernstem Hintergrund.
Die Rotoren von Christoph 27 drehen sich immer schneller und lauter. Die Zuschauer auf der Enzendorfer Hochfläche, darunter Landrat Armin Kroder, Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel und Hartensteins Bürgermeister Hannes Loos, halten ehrfurchtsvoll Abstand.

Der Wind bläst ihnen ins Gesicht. Dann hebt der Rettungshubschrauber ab und bleibt wenige Meter über ihnen in der Luft stehen. Notfallsanitäter und Winch Operator Dirk Gockeler sitzt an der geöffneten Seitentür und lässt das Windenseil – die sogenannte Winch – ab. Am Boden nimmt ein Notarzt das Seil auf, hakt es ein, gibt ein Zeichen an Gockeler und aufwärts geht’s.
Rettung im Bergungssack
Der Arzt hebt ab, vor ihm der Bergungssack mit der Patientenpuppe. Jetzt gilt es, auch auf der Reise durch die Luft den Patienten weiter zu beatmen. Denn wen die Luftretter über die Winde bergen, der hat in der Regel mehr als nur eine Lappalie. Der ist ernsthaft verletzt, mitunter geht’s für ihn gar um Leben und Tod.
Umso wichtiger ist es, dass Pilot, Winch Operator, Notarzt und Bergretter ein eingespieltes Team sind und jeder Handgriff sitzt. Und genau das will geübt sein.
Und so hebt Christoph 27 an diesem Tag noch unzählige Male ab, fliegt umliegende Felsen an, um auch dort zunächst Luftretter abzusetzen und sie anschließend mit dem Patienten wieder aufzunehmen. Start- und Landepunkt an diesem Tag: das Gelände um die Bergwachthütte in Enzendorf.
Drei mal drei Meter
Lediglich ein Platzfenster von drei mal drei Metern nach oben braucht der Hubschrauber für so eine Windenrettung. 20 bis 30 solcher Einsätze fliegt Christoph 27, der am Flughafen in Nürnberg stationiert ist, durchschnittlich im Jahr.
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In Enzendorf spielen die Retter drei Einsatzszenarien durch, inklusive der sogenannten Kapp-Rettung. Die kommt zum Tragen, wenn ein verletzter Kletterer am Seil in der Wand hängt. Der Luftretter wird zu dem Patienten „abgewincht“, hängt ihn ein und kappt dann dessen Kletterseil am Felsen.

Heikler Moment
Was sich einfach anhört, birgt einen heiklen Moment: In dem Augenblick, wo der Kletterer schon über den Windenhaken am Hubschrauber gesichert ist, aber gleichzeitig noch an seinem Kletterseil an der Felswand hängt, ist auch der Hubschrauber am Felsen „angebunden“.
Zwischen den einzelnen Übungen kommen die Retter zu gemeinsamen Besprechungen zusammen, gehen durch, was gut geklappt hat, wo vielleicht noch Optimierungsbedarf besteht. Doch die entspannten Gesichter zeigen es: Es läuft gut an diesem Tag. Das Zusammenspiel von DRF Luftrettung und Bergwacht funktioniert.

Und so haben Christian März und Jürgen Bauer vom BRK Hersbruck, die zur Sicherheit vor Ort sind, sollte sich ein Retter bei einer Übung verletzen, eine ruhige Schicht und dürfen am Nachmittag einmal geschwind die Rollen wechseln: Aus den beiden Sanitätern werden Patienten, die die Luftretter im Bergungssack vom Fuß einer Felswand holen. „Fantastisch“, ist März von der ungewöhnlichen Flugeinheit begeistert.