LAUF — In sechs bis acht Wochen soll durch die Pegnitz in Lauf wieder Strom aus Wasserkraft erzeugt werden. Dann nämlich wird sich die fast 80 Jahre alte Turbine am vierten Pegnitzwehr bei den Stadtwerken nach einer Totalsanierung wieder drehen. Etwa 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom (bei gutem Wasser auch etwas mehr) können hier pro Jahr erzeugt werden und so den Stadtwerken Einnahmen von rund 80 000 Euro bescheren.
Seit 1939 läuft die sogenannte Kaplanturbine am vierten, also am untersten, Pegnitzwehr bei den Stadtwerken in Lauf. Eine erste größere Sanierung der Anlage wurde Ende der 80er Jahre durchgeführt, im vergangen Sommer nun wurden Schaufelrad, Getriebe und Generator komplett ausgebaut und beim Hersteller Andritz in Ravensburg generalüberholt. Gestern kamen die Maschinenteile zurück und wurden von einem 160-Tonnen-Kran vom Tieflader vor die Betriebshalle gehoben. Drei Arbeiter der Firma schieben und heben sie nun mit Stapler und Panzerrollen wieder zurück in die Turbinenhalle, montieren die Einzelteile zusammen und versenken sie wieder im Turbinenschacht.

Vorausgegangen war der Turbinensanierung die Totalsanierung des sogenannten Klappenwehres, das sich selbstständig reguliert und dafür sorgt, dass möglichst immer die gleiche Menge Wasser durch die Turbine fließt. Bei Hochwasser allerdings senkt sich, wie auch im vergangenen halben Jahr, in dem die Turbine ausgebaut war, das Wehr vollkommen ab. Die Pegnitz ist dann im Abschnitt zwischen Industriemuseum und Stadtwerke immer so zu erleben, wie sie früher war. Als ein recht wilder Fluss mit viel Gefälle. Dieses große Gefälle vor allem war der Grund für die Entstehung der Frühindustrie mit den vielen Wasserrädern an der Pegnitz in Lauf. Und auch ihren Namen verdankt die Stadt vom Wort lauffen, also dem schnellen Lauf des Flusses im Bereich zwischen Wenzelschloss und Schlachthof.
Obwohl schon 80 Jahre alt, sind alle Originalteile des Wasserkraftwerks an der Pegnitz noch gut in Schuss und können noch Jahrzehnte laufen, so die Fachleute. Die Anlage wurde allerdings im Werk komplett zerlegt um Dichtungen zu erneuern, Montageflächen neu einzuschleifen, alle Teile auf Maßhaltigkeit zu überprüfen und den Korrosionsschutz zu erneuern, erläutert der Monteur Waldemar Mack aus Ravensburg.
Diese mögliche Weiternutzung der Originalanlage war für den Leiter der Stadtwerke, Jürgen Ferfers, auch der Grund, die Totalsanierung anzugehen. Ein Vorhaben, das sich die Werke immerhin rund eine halbe Million Euro kosten lassen. Bei den Stadtwerken hofft jetzt deshalb vor allem der Bereichsleiter Strom, Klaus Brinke, auf ausreichend Niederschlag und „gutes Wasser“ in der Pegnitz, damit sich die Investition auch schnell wieder amortisiert.
Rund zwölf Kubikmeter Wasser, also 12 000 Liter, können pro Sekunde über die Turbinenschaufeln strömen und Strom erzeugen. Die Leistung der Anlage schwankt dabei zwischen 70 und 180 Kilowatt.
In Lauf dreht sich eine sogenannten Kaplanturbine. Das über zwei Meter durchmessende Laufrad ähnelt einer Schiffsschraube, hängt allerdings an einer senkrechten Achse waagrecht im von oben kommenden Wasserstrom. Das Besondere an dem Propeller der klassischen Kaplanturbine aber sind seine vier verstellbaren Flügel. Dadurch wird erreicht, dass die Schraube bei schwankenden Wassermengen immer gleichmäßig umströmt wird und so einen besonders hohen Wirkungsgrad von 80 bis 90 Prozent erreicht.
Bei der Turbinenform in Lauf bleibt die Drehzahl unabhängig von der Wassermenge konstant. Dadurch kann der Generator mit einer Übersetzung durch ein Getriebe direkt in das Stromnetz einspeisen. Im sogenannten Krafthaus der Stadtwerke (hinter dem Wehr) führt ein betonierter runder Schacht bis in die Tiefe des Unterwassers. Oben auf diesem Schacht ruht das Getriebe. Von diesem führt eine lange Welle, an der wiederum das Schaufelrad hängt, nach unten.

Kaplanturbinen sind gut geeignet für niedrige Fallhöhen und große und schwankende Wassermengen. Sie sind damit prädestiniert für Flusskraftwerke an ruhig fließenden Großgewässern, sowie auch für Bewässerungskanäle, Restwasserkraftwerke und den Einsatz in Mühlen.
Zum Glück für die Stadtwerke und die Montage der sanierten Anlage hat das Hochwasser am vergangenen Wochenende in Lauf die Meldestufe II nicht ganz erreicht. Eine größere Überschwemmung hätte nämlich durch den offenen Turbinenschacht leicht auch zu einer Überflutung im Turbinenhaus führen können.