LAUF – Noch bevor die Laufer Apotheken am Dienstagmorgen um 8 Uhr ihre Türen öffneten, hatten sich lange Schlangen von wartenden Menschen vor den Eingängen gebildet. Passanten, die sich dieses gesteigerte Interesse nicht erklären konnten, wurden schnell informiert: „Ab heute gibt es die kostenlosen FFP2-Masken.“ Die Kunden freute die Geschenkaktion der Regierung, für die Apotheker war sie der pure Stress.
Vergangenen Mittwoch hatte Gesundheitsminister Jens Spahn verkündet, dass bei einer bundesweiten Maskenaktion zum Schutz vor Corona bis zum 31. Dezember drei kostenlose FFP2-Masken an Angehörige der Risiko-Gruppen verteilt werden. Im Januar und Februar kommen noch einmal je sechs Masken pro Monat dazu.
Einen Anspruch auf die kostenlosen Masken hat jeder Bürger, der über 60 Jahre alt ist oder an bestimmten Krankheiten wie Asthma oder Herzschwäche leidet.
Masken für 27 Millionen Menschen
Insgesamt dürfen laut Regierung rund 27 Millionen Menschen in Deutschland die Masken abholen. Dass dieses Angebot auf reges Interesse stoßen wird, war klar, doch nachdem Jens Spahn öffentlich die Spendierhosen angezogen hatte, überließ er die Ausführung den Apothekerverbänden und ihren Mitgliedern.
Sie wurden als „staatliche Ausgabestelle“ gewählt. Viele von ihnen, darunter auch Laufer Apotheker erfuhren von der Tatsache, dass sie die Masken selbst bestellen müssen, aus den Medien.
Seit Spahns Ankündigung fragen Kunden der Laufer Marktapotheke nach den kostenlosen Masken. „Und als meine Mitarbeiterin heute morgen die Apotheke öffnete, ging die Schlange bis zum Atli Restaurant. Das war wie beim iphone“, sagt Ulrich Horneber, Inhaber der Marktapotheke.

Erst Formular, dann Maske
Er verbrachte den Tag damit, vor seiner Apotheke am Nürnberger Tor Formulare zu verteilen, mit denen die Kunden erklärten, dass sie über 60 sind oder an einer der angegebenen Krankheiten leiden. Außerdem dürfen sich Risikoschwangere die Masken abholen. Um die Maskenschlange von den sonstigen Patienten zu trennen und so die Mitarbeiter zu entlasten, funktionierte die Marktapotheke ihr Fenster an der Mauergasse zur Ausgabestelle um.
„Wir haben gleich letzte Woche 7000 Masken bestellt und hoffen, dass diese bis Ende Dezember ausreichen“, sagt Horneber. Der Markt sei vor allem durch chinesische Produzenten noch gut versorgt. Der Zeitpunkt der hektischen Aktion sei allerdings schlecht gewählt. „Heute ist der letzte Tag vor dem Lockdown, die Leute decken sich ein für die Weihnachtszeit und jetzt auch noch die Masken. Dabei soll doch eigentlich niemand aus dem Haus“, sagt Horneber.
Lange Schlangen
Von „niemand aus dem Haus“ konnte auch vor der Medicon Apotheke am Laufer Marktplatz keine Rede sein. Hier zog sich die Menschenschlange teilweise bis auf die Straße. Theodora Muscat, Inhaberin der Filiale, hält die Aktion für überhastet. „Ein geregeltes Konzept hätte man sich gut im Sommer überlegen können.“
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Über ihren Großhändler habe sie glücklicherweise kurzfristig noch genug Masken bekommen. „Ich hoffe, dass der Verband das Finanzielle schnell regelt“, sagt Muscat. Doch die Finanzierung der Aktion scheint genauso aus dem Ärmel geschüttelt, wie die gesamte „Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung“ an sich.
Apotheken schießen Geld vor
Die Apotheker, die das Geld für die Dezember-Masken vorschießen, erhalten nicht etwa eine Kostenerstattung pro Stück, sondern eine Pauschale, je nach geschätzter Kundenanzahl. Erst im Januar erhalten die berechtigten Risikopatienten einen Schein von ihrer Krankenkasse und die Apotheker sollen dann sechs Euro pro verteilte Maske erhalten. Wenn alles klappt.
Die Pauschale, gemessen an der Kundenanzahl, ist problematisch, da die Menschen mit Anspruch sich die Masken nicht nur bei ihrer Stammapotheke abholen. „Heute haben viele Menschen nach der Maske gefragt, die ich noch nie gesehen habe“, sagt Stefanie Herrmann, Inhaberin der Laufer Stadtapotheke. Sie musste ihre Kunden noch vertrösten, weil ihre bestellten Masken nicht rechtzeitig geliefert wurden.
Herrmann hält die Verteilaktion für völlig misslungen. „Wir dürfen uns keine Belege für die Erkrankungen zeigen lassen. Wer will, kann zu jeder Laufer Apotheke gehen und Masken abholen“, sagt Herrmann. Außerdem hätte es weit bessere Konzepte gegeben. „Wieso hat nicht einfach der Bund Masken an die Apotheken geliefert?“ Einer Sache ist sich Herrmann sicher: „In den kommenden Wochen werden die Preise für FFP2-Masken stark steigen.“