ALTDORF – Altdorfs neuer Rathauschef Martin Tabor hat ein dickes Paket geschnürt, das von einergeplanten Wohnbaugesellschaft bis zum Runden Tisch für den Marktplatz viele Themen enthält. Die Lagerbildung im Stadtrat will er überwinden.
Martin Tabor hat sein Ziel erreicht, er ist ab dem 1. Mai Altdorfs neuer Bürgermeister. Ein Überraschungserfolg war das am Ende nicht mehr, schon bei der ersten Bürgermeisterwahl am 15. März zeichnete sich ab, dass die Chancen gut standen für den Fraktionsvorsitzenden der SPD.
Tief in Altdorf verwurzelt
Sein Gegner Thomas Kramer sieht einen der gewichtigeren Gründe für den Sieg von Martin Tabor in dessen tiefer Verwurzelung in der Stadt: Gebürtiger Altdorfer, Kindergarten, Schule, Abitur in Altdorf, dann 2005 Rückkehr in die Wallensteinstadt nach Studium der Kulturarbeit in Berlin und dreijähriger Tätigkeit als Koordinator des Marketings der Berliner Festspiele.
2005 eröffnet Martin Tabor das Sport Bavaria und wird so etwas wie der Szene-Wirt vor Ort, kommt 2008 in den Stadtrat und studiert neben seinem Gastronomen-Job von 2009 bis 2013 Lehramt, wird 2013 Lehrer an der Altdorfer Mittelschule und übernimmt 2015 den Fraktionsvorsitz der SPD im Stadtrat. Am Schulamt Nürnberger Land ist er Koordinator für digitale Bildung.
Zur Vernetzung gehört natürlich die Mitgliedschaft in Vereinen. Fußballer ist Martin Tabor, er hat bei den Blauen Jungs in Weinhof gespielt, beim FV Röthenbach und beim FC Altdorf, und während seiner Zeit in Berlin hat er bei Union Berlin gekickt. Er ist Wallensteiner, Mitglied im Partnerschaftsverein und Mitgründer des Altdorfer Brauvereins, außerdem Gründungsmitglied des Vereins zur Erhaltung analoger Musiksysteme.
Leidenschaftlicher Lokalpolitiker
Ein breites Spektrum also, das komplettiert wird durch seine Mitgliedschaft in der SPD. Martin Tabor ist leidenschaftlicher Lokalpolitiker. Mancher Kritiker hat ihm in der Vergangenheit einen zu hohen Grad an Leidenschaft vorgeworfen, weil der Fraktionsvorsitzende der SPD immer klare, für manche auch harte Worte in der politischen Auseinandersetzung bevorzugt.
Mit Bürgermeister Erich Odörfer hat er sich so manche scharfe Debatte geliefert, ebenso mit Vertretern der anderen Fraktionen. Harmonie hat für ihn keine Priorität im Stadtrat, in der Vergangenheit sah er vielmehr seine Aufgabe im Ansprechen von Problemen und im Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten.
Womit die einzelnen Themenfelder in den Blickpunkt kommen, die Martin Tabor als Bürgermeister beackern will. Stichwort Wohnungsbau: Hier will er Baugrund mit der Stadt kaufen und erst dann Wohngebiete ausweisen. Wie in Berg oder Burgthann. Er will dichtere Bebauung ermöglichen und die Gründung einer städtischen Wohnbaugesellschaft vorantreiben.
Zweite Grundschule?
Weil Altdorf weiter wachsen wird, will er mittelfristig eine zweite Grundschule für die Stadt, darüber hinaus ausreichend Krippen- und Kindergartenplätze und den Ausbau der Mittagsbetreuung. Ob am Marktplatz alles so bleibt wie bisher – Stichwort: Sperrung für Autos – will Tabor über einen Runden Tisch klären.
Beim Thema Verkehr kann sich der 42-Jährige ein neues Konzept für die Rieger-Kreuzung vorstellen und eine neue Parkraumbewirtschaftung. Und beim Thema Bürgerbeteiligung verspricht er den Altdorfern, dass sie künftig Einsicht in sämtliche Protokolle der öffentlichen Stadtratssitzungen bekommen.
Bürgerforum und Online-Diskussion
Außerdem will er ein Bürgerforum initiieren und zu jeweils aktuellen Themen Online-Diskussionen anstoßen, die dann moderiert werden sollen.
In der Verwaltung will Tabor Entscheidungsprozesse so transparent wie möglich machen, ein familienfreundliches Arbeitsumfeld schaffen und die Arbeitsprozesse laufend überprüfen. Alles in allem ein großes Paket, das der neue Rathauschef da geschnürt hat.
Die schwierigste Aufgabe allerdings, vor der Tabor mit seinem Amtsantritt steht, ist die Bewältigung der Corona-Krise. Die Gewerbesteuer-Einnahmen brechen ein, schon jetzt muss die Stadt vorausgezahlte Gewerbesteuer wieder zurück zahlen. „Da können wir nur reagieren, indem wir verschiedene Maßnahmen in die Zukunft verschieben.“ An die Altdorfer Bürger hat er den Wunsch, bei lokalen Geschäften zu bestellen statt beim anonymen Online-Handel. Und die Gastronomie könne man unterstützen, indem man sich ab und an Gerichte zum Mitnehmen kaufe.
Keine großen Forderungen
Die Etatberatungen für den neuen Altdorfer Haushalt stehen unmittelbar bevor. Werden die angesichts der Krise schwierig? Nein, beruhigt der neue Bürgermeister, „die werden einfach, weil keine Fraktion mit großen Forderungen kommen wird.“ Angesichts der prekären Lage werden sich alle mit Wünschen zurückhalten.
Für die gemeinsame Arbeit im neuen Stadtrat ist er recht zuversichtlich, dass die Altdorfer Bürgervertreter Lagerbildungen überwinden und auf mehr überparteiliche Zusammenarbeit setzen.
Bürgermeister Erich Odörfer hat Martin Tabor bereits angeboten, ihn angemessen einzuarbeiten. Außerdem will der neue Rathauschef an einem Seminar für neue Bürgermeister teilnehmen, das regelmäßig im Anschluss an Kommunalwahlen in Fürstenfeldbruck stattfindet.
In diesem Jahr werden die Teilnehmer wahrscheinlich online unterrichtet.