Herrmann händigte das Bundesverdienstkreuz aus

„Ohne Ehrenamtliche würde viel fehlen in unserem Land“

Dr. Gerhard Beuschel aus Altdorf ist schon viel in der Welt herumgekommen. Er setzt sich für die demokratische Idee der Europäischen Union ein. Für seine Verdienste im Verein „Europa-Union Nürnberger Land“ händigte ihm Innenminister Joachim Herrmann das Bundesverdienstkreuz am Bande aus. Foto: Kappes2016/02/altdorf-beuschel-bundesverdienstorden.jpg

ALTDORF/RUMMELSBERG/RÖTHENBACH – Sie leisten Außerordentliches für unsere Gesellschaft – und das ehrenamtlich. Innenminister Joachim Herrmann verlieh am Freitag im Namen des Bundespräsidenten Joachim Gauck in Erlangen das Bundesverdienstkreuz am Bande. Unter den Geehrten auch zwei Männer und eine Frau, die Außerordentliches für den Landkreis geleistet haben.

„Europa muss überdauern. Es gibt keine Alternative“, ist Dr. Gerhard Beuschel aus Altdorf überzeugt. Der 79-jährige, frisch gebackener Träger des Bundesverdienstkreuzes widmet seine Freizeit seit Jahren der Europäischen Union. 1984 trat er in den Kreisverband der „Europa-Union Nürnberger Land“ ein und stieg in den folgenden Jahren zum Vorsitzenden und Geschäftsführer auf, war zuletzt auf Bezirksebene tätig. Während seiner Amtszeit wuchs die Mitgliederzahl von 30 auf über 100 an. Immer wieder organisierte er alleinverantwortlich das Programm der mittelfränkischen Landessiegerehrung des Europäischen Wettbewerbes „Europa in der Schule“, das in diesem Jahr zum 63. Mal stattfindet.

Vom Mekong bis zum Amazonas

Kindern und Jugendlichen den Gedanken der EU näherzubringen, ist der Motor für Beuschels Arbeit. Den Friedensgedanken will er, der selbst als Kriegswaise aufgewachsen ist, in die Köpfe der jungen Generation pflanzen. Immer wieder organisierte er Begegnungs- und Fortbildungsfahrten für Bürger aus Mittelfranken nach Osteuropa mit Schwerpunkt Polen und den Besuch polnischer Schüler, Studenten, Lehrkräfte, Kommunalpolitiker in die Region. 1500 Besucher hat er bislang nach eigenen Worten betreut. „Die Dankbarkeit der Schüler motiviert mich“, sagte der Altdorfer, der noch in zahlreichen anderen Vereinen mit anpackt, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Beuschel fühlt sich durch und durch als Europäer und hat schon viel von der Welt gesehen: Als forstlicher Entwicklungshelfer reiste er acht Jahre von Asien über Afrika bis nach Lateinamerika, vom Mekong bis zum Amazonas und forstete unter anderem Kiefernwälder in der Südsee auf, erfasste Teakwälder in den Tropen oder half eritreischen Ex-Kämpfern dabei, in ein normales Leben zurück zu finden und arbeitete drei Jahe als Forstschullehrer in Bolivien.

Die primitiven Lebensumstände bei den Einsätzen für die UN in Staaten mit Diktaturen oder labilen Demokratien haben ihn sehr geprägt, sagt Beuschel. Wohl gerade, weil er auch andere politische Systeme am eigenen Leib erfahren hat, ist er vom Konzept der EU überzeugt: „Das Wirken für ein vereintes, demokratisches Europa ist das Maß meines Handelns, das ich konsequent bis in die Gegenwart anwende.“

Um die Gesellschaft verdient gemacht hat sich auch Angelika Schopper aus Röthenbach. Die 63-Jährige engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnte im sozialen und kommunalpolitischen Bereich. Viele Jahre war sie stellvertretende Vorsitzende, bevor sie 1992 das Amt der ersten Vorsitzenden des Ortsvereins Röthenbach der AWO übernahm. Seit der Einweihung der Begegnungsstätte des AWO-Kreisverbandes in Röthenbach ist sie ehrenamtliche Leiterin. Schopper hat dafür gesorgt, dass Vorträge auf die Bedürfnisse der Senioren zugeschnitten sind und Themen wie die Leistungen von Krankenkassen, Essen auf Rädern oder Pflegestufen beinhalten. Für Senioren und Menschen mit Migrationshintergrund werden in Zusammenarbeit mit der Stadt Röthenbach Sprechstunden und Hausbesuche angeboten.

Der Röthenbacherin gelingt es jedes Jahr aufs Neue, durch ideellen und finanziellen Einsatz zwei bis drei Kindern von bedürftigen Eltern die Teilnahme an Kindererholungsmaßnahmen zu ermöglichen. Ferner greift der Ortsverband einem ortsansässigen Kindergarten mit Spenden unter die Arme, stellt bedürftigen Kindern Schulmaterial und Schultüten zur Verfügung und lässt der „Wärmestube“ in Nürnberg sowie dem Verein „Frauen in Not“ Sach- und Geldspenden zukommen.

Schoppers Ortsverband unterstützt auch die Selbsthilfegruppe für Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige und Angehörige. Schopper ist zugleich Behindertenbeauftragte ihrer Stadt und hat mit ihrem Engagement den Mitgliederstand des Ortsvereins Röthenbach von ehemals 55 auf mittlerweile 260 aufgebaut und damit zum größten Ortsverein im Kreisverband Nürnberger Land entwickelt.

Auch Hans David aus Adelsdorf erhielt das Bundesverdienstkreuz. Der 63-Jährige hat eine autistische Tochter und setzt sich nicht nur deshalb seit 20 Jahren für Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen ein. Er hat das Autismuskompetenzzentrum Mittelfranken mit ins Leben gerufen, das erste seiner Art in Bayern „und Vorbild vieler weiterer Einrichtungen“, so Herrmann. 2009 rief David mit zwei betroffenen Familien und dem Regionalverband „autismus Mittelfranken“ die Stiftung „Muschelkinder“ ins Leben, deren Vorsitzender er bis heute ist.

Klasse für autistische Kinder

Bereits 1995 war David die treibende Kraft zur Gründung der ersten Klasse der „Muschelkinder“ in der Rummelsberger Diakonie, einer besonderen Förderklasse für autistische Kinder und Jugendliche. Das Konzept hat sich in den folgenden Jahren so bewährt, dass eine ganze Schullaufbahn mit vier Klassen bei dreijähriger Stufung abgedeckt werden konnte.

„Ohne ehrenamtliches Engagement würde unendlich viel fehlen in unserem Land“, sagte Innenminister Herrmann in seiner Rede und ging auf die Verdienste von freiwilligen Helfern in Politik, Kultur, Sport und der Gesellschaft insgesamt ein. „Sie haben viel Zeit investiert, um für andere da zu sein“, sagte er an die Ausgezeichnteten gerichtet und bedankte sich bei den Ehrenamtlichen bevor bei einem Sektempfang auf die Erfolge angestoßen wurde.

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