ALTDORF – Heiße Rhythmen bei heißen Temperaturen: Kora-Virtuose Sekon Kouyaté aus Guinea und die Afro-Jazzband The KutiMangoes aus Dänemark haben das Publikum des zweiten MIA-Festivaltags entzückt. Trotz der Konkurrenz des zeitgleich stattfindenden Nürnberger Bardentreffens war der historische Universitätsgarten in Altdorf gut gefüllt.
Die Nachmittagssonne brennt unbarmherzig vom Himmel. Es riecht nach trockenem Lindenlaub. Lässiger Reggae kommt aus den Boxen und füllt den Universitätsgarten hinter der Altdorfer Polizei. Die Besucher des MIA-Festivals haben sich auf bunten Decken und Badetüchern im Schatten des großen Kirschbaums und der weißen Pavillons niedergelassen. Sie schwatzen, lachen, trinken Bier. Einige fächeln sich Luft zu, eine Frau mittleren Alters strickt in der backenden Julihitze Wollsocken.
Jimi Hendrix der Kora
Sekon Kouyaté betritt die Bühne. Der Reggae verstummt. In einem charmanten Mix aus gebrochenem Deutsch, Englisch und Französisch begrüßt er die „Damen und Herrs“ aus Altdorf. Der mehrfache Award-Gewinner, Sänger und Komponist beweist in seinem Konzert, dass er zu den besten Kora-Spielern der Welt zählt. Mit seinem Instrument bringt der aus Guinea stammende „Jimi Hendrix der Kora“ die Klänge Westafrikas auf seine ganz einzigartige Weise auf die Bühne: elektrisch verstärkt und mit verschiedenen Effekten verzerrt schafft er einen originellen Sound.

Die traditionellen Klangelemente aus seiner Heimat Westafrika mischt er gekonnt mit Jazz-, Blues-, Soul-, Funk- und Afro-Pop-Elementen. Eine groovige Bassline und akzentuiertes Schlagzeug tragen die filigran gezupften Klänge der Kora, die entfernt an eine exotische Harfe oder Zitter erinnern. Perlend fließen die Töne und Harmonien von dem fremdländischen Instrument, das mit seinen vielen Saiten und Nieten nicht nur optisch eine Schau ist, sondern auch akustisch Laune macht.
Die Musik passt zur Hitze. Sie hat etwas rauschhaftes und lädt zum Schwelgen ein. Viele Zuschauer schließen die Augen und lassen sich treiben. Kouyatés samtene Stimme nimmt sie mit auf die Reise. Als der Himmel leicht zuzieht und eine Brise die Temperatur angenehmer macht, wagen sich einige Mutige aus dem Schatten und schwingen das Tanzbein.
Völkerverständigung via Musik
Auch die zweite Band des Festival-Tages hat für Tanzfreudige ordentlich was im Gebäck. The KutiMangoes überzeugen mit kraftvoller Musik, die zwischen heiterem Calypsosound über chunky Funk bis hin zu Sahel Blues hin und her springt. Das Sextett aus Dänemark schafft den Brückenschlag zwischen afrikanischer und westlicher Musik überraschend gut. Immun gegen Genregrenzen schaffen sie einen globalen, authentischen Sound, der mitreißt und verbindet.
„Wir sprechen nicht sehr gut Deutsch“, sagt Posaunist und Bandgründer Gustav Rasmussen zum Auftakt auf Englisch. „Aber wie Sie wissen, ist Musik eine universelle Sprache, die jeder versteht. Also freuen wir uns darauf, Sie mit unserer Musik kennen zu lernen.“ Und dann geht‘s ab. Rhythmische Beats (Casper Mikkelsen und Magnus Jochumsen), dicke Bassline (Johannes Buhl Andresen), sonores Sax (Michael Blicher und Aske Drasbæk), rassige Gitarre und Posaune (Gustav Rasmussen) heizen den Altdorfern an dem ohnehin schon glühenden Sonntagnachmittag ein. Die Bandmitglieder feuern sich mit Rufen gegenseitig auf der Bühne an.
Die sympathischen Dänen in ihren übergroßen Hawaii-Hemden transportieren eine unglaubliche Energie, die das Publikum ansteckt. MIA tanzt. Nur wenige bleiben auf ihren Plätzen. Saxofonist und Flötist Michael Blicher verlässt die Bühne und tanzt in der jubelnden Menge mit. Mit „Desert Moon“, das sie aufgrund der brutalen Hitze auf der Bühne kurzer Hand in „Altdorf Moon“ umbenennen, zeigen KutiMangoes, dass sie auch zartere Töne anschlagen können.
Stimmungsvoll leises Saxofon unterstützt das von Rasmussen gespielte Flügelhorn, das, getragen von dezentem Schlagwerk, die Melodieführung übernimmt. Abgelöst wird es von den sphärischen Klängen der E-Orgel, die die Zuschauer aus der überhitzen Kleinstadt in die kühle Weite des Weltraums mitnimmt.
„Ihr seid klasse“
Vor ihrer letzten Nummer bedankt sich die Band ausdrücklich bei den Soulbuddies. „Wir reisen wirklich viel und spielen weltweit auf den verschiedensten Bühnen, aber noch nie wurden uns selbst angebaute Gartentomaten und frisch gebackener Kuchen geschenkt. Ihr seid wirklich klasse!“, lobt Bandgründer Blicher. The KutiMangoes verabschieden sich schließlich mit einer letzten, fetzigen Tanznummer von ihren euphorisierten Zuschauern, die sich sogar auf den Nachhauseweg noch weiter im Takt wiegen.