ALTDORF – Headliner, Zugpferd, attraction principale – was soll‘s. Electro Deluxe mit seinem massenkompatiblen Profi-Sound, seinem Publikums-Animateur James Copley und der perfekten Choreografie war das Konzert bei MIA 2019, das garantiert in Erinnerung bleiben wird.
Die Mannschaft spielt seit fast 20 Jahren zusammen und kommt auf den ersten Blick fast ein bisschen bieder daher – Anzug oder Sakko, Schlips, modische Bärtchen, ein bisschen angegraut – nur der Bassman Jérémie Coke kultiviert seine Rastalöckchen. Auf den ersten Blick – das heißt, bevor sie zu spielen beginnen. Das war’s dann mit der Unauffälligkeit.
Kraftstrotzend, groovig, dynamisch und mit viel Wums, dabei musikalisch auf hohem Niveau lassen es die Sieben krachen. Heftig auf funkigen Rhythmus gebürstet legen die Franzosen los und haben die Stimmung vom ersten Moment an unter Kontrolle. Als der einzige Ami in der Truppe, der turnschuhfitte Sänger James Copley, beginnt ins Mikrofon zu bellen, knistert der Parkplatz in der Neubaugasse vor Energie. Sitzen mag da keiner, stehen auch nicht, nur im Zappelmodus lässt sich diese Musik aushalten.

Robbie als müder Abklatsch
Was da zu erleben ist, ist neben perfekter Stimm- und Instrumente-Beherrschung eine Show vom Feinsten, mit Tanz, Akrobatik schier, eine Performance, bei der jede Geste, jede Grimasse sitzt. Robbie Williams, an den der charismatische Leadsänger ein bisschen erinnert, ist nur ein müder Abklatsch gegen den aufgedrehten Shouter, der nebenbei auch mit einem erstaunlichen Stimmvolumen besticht.
Bei der gebotenen Show wird aber nicht nur der Shouter gefeatured – auch die drei Spitzen-Bläser (Tenorsax, Trompete und Posaune), die hin und wieder mit funkigen Kabinettstückchen an die Rampe dürfen, haben fürs Publikum ein paar Tanzschrittchen einstudiert. Und man vergisst bei all den professionellen Präsentationen fast, wie herausragend die eigentliche musikalische Leistung ist.
Jeder Song ein Treffer
Jeder Song ein Treffer und wenn das Publikum sich kurz erholen will, dann wird es angefeuert (nicht umgekehrt). „Are you tired?“, will die Rampensau des Septetts wissen, das bereits in der Nacht weiter nach Le Havre fährt, wo schon der nächste Auftritt wartet, und gibt zu verstehen, dass man als Musiker gibt und gibt, aber vom Publikum auch ein bisschen Feedback erleben will.
In Altdorf kann sich dieser Massen-Hypnotiseur nicht beschweren. Die Soulbuddies auch nicht: Passender als mit dieser Franzosen-Combo kann ein gelungenes Festival nicht zu Ende gehen. Chapeau!