FEUCHT – Ja, was schreibt man denn über die Geschlechtsgenossinnen, denen einmal im Jahr das erlaubt ist, was man selber tagtäglich gern machen würde, nämlich die männlichen Kollegen ungestraft durch den Kakao ziehen? Dass sich die Hexen am gestrigen Unsinnigen Donnerstag da eigentlich noch viel zu sehr zurückhielten? Dass man selber ganz anders zugelangt hätte und zwar nicht nur beim Krawattenabschneiden?
Verpasste Chance bei der Weiberfastnacht also? Aber nein, auch diese scharfen Damen müssen sich ja mit Verlags-, Druckerei- und Redaktionsleitern – allesamt männlich, wie in der guten alten Zeit – gutstellen. Und ganz ehrlich, so furchtbar sind die Herren der Schöpfung im Hause Bote-Hessel auch wieder nicht. Gestern haben sie zum Beispiel den Unfug ganz brav mitgemacht. Bestimmt nicht nur, weil es hinterher Hexenküsschen gab, sondern auch weil es sich, anders als es die fünfte Jahreszeit eigentlich vorgibt, um eine todernste Angelegenheit handelte, derer sich die flott-dreisten Weiber annahmen: die drohende Schließung der Feuchter Polizei-Dienststelle.
Man habe nicht einen Moment gezögert, sich der Situation zu stellen, verkündete Ex-Boten-Hexe Anita, und wolle nun mit vereinten Hexenkräften die Polizei ersetzen, prädestiniert dafür sei die Frauenriege ja schon durch ihr fantastisches Aussehen und die vornehmen Uniformen. Und weil es die Xanthippen nicht gar so sehr mit dem Arbeiten haben, haben sie sich ein Notrufsystem einfallen lassen, mit Hilfe dessen die Zeitungsleute als Mitarbeiter eingespannt werden sollen. Und dies werde über Trillerpfeifen funktionieren. So zumindest kam die etwas konstruierte Begründung für den darauf folgenden Pfeifwettbewerb bei den unfreiwilligen Teilnehmern rüber. Verschiedene Gefahrenlagen werden durch verschiedene Pfeifsignale signalisiert, zwei Mannschaften mussten zum Trainieren gegeneinander antreten, und keiner konnte sich drücken (auch die Ausrede von Lenz und Didi, sie müssten arbeiten, griff nicht). Die Gewinner bekamen kleine Geschenke, Orden und – noch viel wertvoller – kleine Küsschen, die Tinnitus-Attacke durch den Triller-Chor wurde dafür gern in Kauf genommen.
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Als neues „Dienstfahrzeug“ dient für die Hilfssheriffs vom Boten allerdings kein schicker Sportflitzer, sondern selbstverständlich, weil unter Hexen-Regie, ein Reisigbesen, der mit allerlei nützlichen Utensilien ausgestattet war und an die Redaktionsmitglieder übergeben wurde.
So lief denn die Übungseinheit von Hexe Beate nach Plan, und nach der Pflicht kam die Kür in Form von – alkoholfreier – Bowle, Brezen und heftigen Klatsch-, Sing- und Schunkelrunden. Die hundertprozentige Verstärkung am Akkordeon – aus der Ein-Mann-Kapelle der vergangenen Jahre war ein Duo geworden – sorgte für verdoppeltes Temperament, und der Frohsinn in der beherbergenden Pre-Press-Abteilung kannte kaum noch Grenzen. Und dass die kampfeslustigen Ladys Verleger Ulrich Bollmann der Krawatte beraubten, war angesichts des Vintage-Modells wirklich keine Frechheit, sondern eigentlich ein großer Gefallen, der ihm da erwiesen wurde.