An den ersten Schulranzen erinnern sich die meisten Erwachsenen noch Jahrzehnte später. Vor 50 Jahren war er kastenförmig, blau mit orangefarbener Vordertasche und von der Marke Scout. Ein anderes Modell gab es nicht, als 1975 der erste Leichtschulranzen in Deutschland auf den Markt kam.
Heute konkurrieren etliche Hersteller mit verschiedenen Modellen und Designs um die Gunst der künftigen Schulkinder. Der Kauf will – auch wegen des Preises – gut überlegt sein. Viele Familien kaufen den Ranzen bereits Monate vor der Einschulung, oft als Geschenk zu Weihnachten oder Ostern.
Damals sei der erste Schulranzen aus Polyester mit Katzenaugen und wattierten Trägern eine Innovation gewesen, sagt Michael Fortdran, Geschäftsführer des Herstellers Undercover in Nürnberg: „Davor gab es eigentlich nur Ledertaschen in Schwarz oder Braun, die schwer waren und nicht ergonomisch.“ Nach und nach kamen weitere Farben und Muster dazu. In den 1980er Jahren gewann die Sicherheit an Bedeutung: Die Ranzen bekamen Reflektorstreifen und fluoreszierende Flächen.
Die Qual der Wahl
Heute soll der Ranzen vor allem bequem sitzen, leicht zu tragen sein und dem Kind gut passen – dabei haben sich die Hersteller viel von Wanderrucksäcken abgeschaut und ihre Modelle mit Brust- und Hüftgurten sowie verstellbaren Rückenteilen aufgerüstet.
Die große Auswahl habe einen Vorteil, erläutern die Fachleute vom Magazin „Ökotest“: Kinder könnten sich den Ranzen aussuchen, der ihnen gefalle und richtig sitze.
Eltern allerdings stehen oft ratlos vor der großen Auswahl: Welcher Ranzen ist der richtige? „Der Markt ist da schon sehr unübersichtlich geworden“, sagt Händler Peter Emig aus Rüsselsheim, der seit 15 Jahren Schulranzen verkauft. Viele Eltern seien verunsichert und befürchteten, ein falscher Ranzen könne dem Kinderrücken dauerhaft schaden. Auch deshalb sind viele Familien bereit, zur Einschulung tief in die Tasche zu greifen: Im Fachhandel kosten viele der aktuellen Modelle mittlerweile um die 280 Euro.
Technik treibt den Preis
„Schulranzen sind unheimlich technisch geworden, da sie deutlich mehr Anforderungen erfüllen müssen“, erläutert Fortdran. „Das hat am Ende natürlich einen bestimmten Preis.“ Ähnlich begründen es die Fachleute des Kölner Ergobag-Herstellers Fond Of. „Eine Schultasche ist eine langfristige und enorm wichtige Investition“, betont die Produkt-Geschäftsführerin Susanna Kindler. Ranzen müssten robust, komfortabel ergonomisch und nachhaltig sein. Man könne davon ausgehen, dass der Preis für Ranzen durchschnittlich pro Jahr um zehn Euro steige, hat Händler Emig beobachtet.
Der Ranzen muss cool aussehen
Den größten Fehler, den Eltern machen könnten, sei, ihre Kinder zu einem bestimmten Ranzen zu überreden, sagt Emig. Schließlich müsse dieser den Kindern die gesamte Grundschulzeit gefallen. Kinder könnten die Bequemlichkeit noch nicht vom Motiv trennen. Das Kind würde immer den Ranzen bequemer finden, der ihm am besten gefällt. „Viele Eltern unterschätzen den Wert des Schulranzens fürs Kind. Je eher dem Kind der Schulranzen jetzt gefällt, desto eher gefällt ihm der auch noch in der dritten, vierten Klasse“, so der Fachmann.
Die Vorlieben haben sich dabei über die Jahrzehnte nur wenig geändert: Besonders beliebt seien nach wie vor klassische Themen wie Weltraum, Pferde, Autos, Dinosaurier und Einhörner, sagt Scout-Chef Fortdran. Dpa
Wann Erstklässler ins Bett müssen
Auch wenn der stolze Erstklässler behauptet, er sei noch gar nicht müde, braucht das Schulkind genügend Schlaf, damit es ausgeruht lernen kann.
Beim Übergang vom Kindergarten zur Schule stellen sich Eltern meist die Frage: Wann muss mein Kind jetzt eigentlich immer abends ins Bett? Das ist zwar abhängig davon, wann am Morgen die Schule beginnt, die Eltern aufstehen und auch, ob die Kinder noch ein Mittagsschläfchen halten. „Aber zehn bis zwölf Stunden Schlaf sollten es bei Erstklässlern schon sein“, sagt der Berliner Kinder- und Jugendarzt Ulrich Fegeler.
Der Mediziner macht folgende Rechnung auf: „Wenn die Schule um 8 Uhr beginnt und ich etwa eine halbe Stunde Schul- oder Fahrweg kalkuliere, sollte das Kind um 6.30 Uhr aufstehen“, so Fegeler. Da hätte es in Ruhe Zeit für die Morgentoilette, sich anzuziehen und zu frühstücken. „Rückwärts gerechnet sollte das Kind dann spätestens um 20.30 Uhr im Bett sein“, rät Fegeler. Müssten Erstklässler erst um 7 Uhr aus den Federn, dürfe es am Abend auch ruhig 21 Uhr werden.
Wichtig ist es dem Kinderarzt, dass Eltern eine ruhige Einschlafsituation für die ABC-Schützen schaffen – ohne Hektik, ohne Lärm aus Lautsprechern, ohne Bildschirm-Medien. „Am schönsten ist es, den Tag mit einer Gute-Nacht-Geschichte ausklingen zu lassen und so eine ritualisierte Form des Einschlafens zu finden“, empfiehlt Ulrich Fegeler. dpa