HERSBRUCK – Seitdem zum Gedenken an die Deportationen der Hersbrucker Sintifamilien am 8. März 1943 im Rosengarten eine Stele steht, lädt der Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck hier jährlich am 8. März zu einer kleinen Gedenkfeier ein. In diesem Jahr waren unter den Anwesenden unter anderem Klaus Porta, der die Stadt Hersbruck vertrat, Pfarrer Wunibald Forster für die katholische Kirchengemeinde und Vertreter der Angehörigen der deportierten Hersbrucker Sintifamilien, schreibt der Verein in einer Pressemeldung.
Der ehemalige Vorsitzende des Dokuvereins, Peter Schön, erinnerte in seiner Rede an das damalige Geschehen und zitierte dabei auch aus Paul Kornmayers Buch „Verfolgt, deportiert, ermordet“. So „polterten“ in der Frühe Polizisten in die Wohnungen der – nach damaligem und langjährigem Sprachgebrauch – „Zigeunerfamilien“ und zwangen die Bürger von Hersbruck ohne Gerichtsbeschluss zum Bahnhof.
Hintergrund waren die „Nürnberger Rassengesetze“, die am 15. September 1935 von Adolf Hitler erlassen worden waren. „Zigeuner“ galten damit als „minderwertig“.
Die Mitglieder der Familien Strauß und Lehmann mussten mit dem Zug um 7.09 Uhr nach Nürnberg fahren, wo sie ins „Schubgefängnis“ gesperrt wurden, um danach mit anderen Sinti- und Romafamilien nach Auschwitz-Birkenau ins sogenannte „Zigeunerlager“ deportiert zu werden. Die meisten wurden dort umgebracht, nur wenige überlebten.
Da die Diskriminierung von Sinti und Roma auch heute noch aktuell ist, ziehen die meisten Sinti- und Romafamilien die Anonymität einer Großstadt vor. In Hersbruck leben keine Nachkommen der Familien Lehmann, Strauß, Höllenreiner oder Schmitt. Zum Abschluss der kurzen Gedenkfeier legten die Angehörigen für den Verband der Sinti und Roma und der Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck Blumengebinde an der Stele nieder.