ALTDORF/FEUCHT. Während es bei Textil Moeller und Betten Rüger ruhig zugeht, überrascht der erste Tag von Click and meet Schuh Hommel und Intersport Kolb positiv.
Seit gestern können Kunden sich telefonisch bei Einzelhandelsgeschäften für Einkäufe anmelden. Wir haben bei verschiedenen Händlern nachgefragt, wie sich Click&Meet anlässt.
Wie soll das weitergehen? Harald Moeller, Inhaber des Altdorfer Bekleidungsgeschäfts am Markt, ist einigermaßen ratlos. Seit gestern dürfen Kunden im Geschäft anrufen und einen Einkaufstermin vereinbaren. Was die Politik als Lockerung verkauft, ist aus Sicht Moellers aber nichts anderes als ein wirkungsloses Trostpflaster für Einzelhändler. Bis in die Mittagszeit haben gerade einmal fünf Kunden telefoniert und anschließend den Weg in sein Geschäft gefunden.
Click&Meet heißt das Prinzip, das den Verkauf bei vorheriger Anmeldung möglich macht. „Das wird aber nur ganz verhalten angenommen“, klagt Moeller, der sich auch darüber beschwert, dass die Einzelhändler mit der Durchführung allein gelassen werden. Er hat bereits bei der Abteilung für Wirtschaftsförderung am Landratsamt angerufen, „aber da wusste niemand, wie es im Einzelnen läuft“. Konkret heißt das: Die Rahmenbedingungen wie Anmeldung, Fläche pro Kunde und Zeitrahmen des Einkaufs werden zwar vorgegeben, Details dazu fehlen aber.
Kunden müssen Kontaktdaten angeben
Und dann gibt es da die Dokumentationspflicht, der Moeller ebenso wie seine Kollegen nachkommen müssen. Die Kunden müssen im Laden ihre Kontaktdaten hinterlassen. „Warum hier, aber nicht in Supermärkten?“ fragt Moeller, der jetzt Winterware im Laden hat, die keiner mehr kauft. Die Sommerware wird erst jetzt mit den Lockerungen des Lockdowns Stück für Stück geliefert. Wie schätzt er die weitere Entwicklung ein? „Ganz schwer zu sagen“, sagt Moeller. Er hofft, dass sich die Möglichkeit zum Kauf bei Anmeldung weiter herumspricht.
Das hofft auch Michael Alber vom Leder- und Bettwarengeschäft Rüger am Markt in Altdorf. Bei Rüger gibt es zwar deutlich mehr Verkaufsfläche als bei Moeller, trotzdem waren bis in die Mittagszeit lediglich zehn angemeldete Kunden im Laden. Die Mehrzahl hatte sich gezielt für den Kauf von Büchertaschen für die Schule angemeldet. Nach Albers Beobachtung wissen die jüngeren Kunden eher von der Möglichkeit des Click&Meet, ältere Kunden hätten eher weniger davon gehört. „Hin und wieder sehen Kunden im Schaufenster etwas, für das sie sich interessieren“, sagt Alber. Sie können dann ohne große Umstände in den Laden kommen und müssen lediglich ihre Kontaktdaten wegen der Dokumentationspflicht hinterlassen.
Schuhe und Sportwaren stark nachgefragt
Andrea Schreiner ist Schuhverkäuferin bei Schuh-Hommel in Feucht. Im Gegensatz zu Harald Moeller und Michael Alber aus Feucht kann sie von einem relativ guten Auftakt berichten. Das ganze habe sich besser als erwartet angelassen, erzählt sie. Kunden melden sich im Schuhgeschäft an und kommen zum Einkaufen – oder sie sehen im Schaufenster Schuhe, die ihnen gefallen und kommen dann in den Laden – wenn dort Platz ist. Bei Hommel dürfen nämlich jeweils nur zwei Kunden gleichzeitig in den Geschäftsräumen sein. „Wenn dann aber ein Dritter draußen wartet, stellen wir auch schon einmal einen Stuhl zum Anprobieren von Schuhen vor die Tür“, sagt Andrea Schreiner.
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Positiv überrascht vom Click&Meet-Auftakt ist auch Thomas Kolb vom Sportgeschäft in der Prackenfelser Straße in Altdorf. Innerhalb von drei Stunden hatte Kolb über 30 Anrufe von Kunden, die sich für Einkäufe angemeldet haben. „Schlimmer als in den vergangenen Wochen konnte es ja sowieso nicht mehr laufen“, sagt der Altdorfer Geschäftsmann. „Unsere Kunden sagen: Endlich geht es bei euch wieder los.“ Kolb freut sich riesig darüber, dass seine Stammkunden ihn nicht im Stich lassen. So zufrieden er mit dem Kundenzuspruch ist, so kritisch sieht er die einzelnen Vorschriften für die Händler. Wie kann es sein, dass die kleinen Einzelhändler mit Dokumentationspflichten gegängelt werden, in Baumärkten oder Supermärkten die Leute aber ein und ausgehen, ohne ihre Daten zu hinterlassen, fragt er sich. Dass der erste Tag nur ein Ausreißer nach oben war und das Geschäft jetzt wieder nachlassen könnte, glaubt Kolb nicht. „Die Leute wollen was machen, die wollen Sport treiben“, sagt er.
INFO
Die Einzelhändler im Nürnberger Land dürfen seit gestern per Click&Meet öffnen, da die Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 liegt. Einkaufen ohne Terminvereinbarung wird erst bei einer Inzidenz von unter 50 möglich. Analog verhält es sich bei Museen und Galerien.