FEUCHT – Die siebenjährige Hündin Taya wird in ihrem Garten in Feucht von einem Unbekannten vergiftet, kommt aber mit dem Leben davon. Ein Einzelfall? Die Feuchter Verwaltung und die Altdorfer Polizei haben aktuell keine Hinweise auf zunehmende Taten von Tierquälerei.
Sieben Jahre ist Xylie Wakanda Tachunga, kurz Taya, alt. Sie ist die Hündin von Familie Schüchner aus Feucht, die seit einigen Jahren züchtet und sich dabei keiner alltäglichen Hunderasse verschrieben hat: dem Saarlooswolfhund. Der gilt als „lebhafter, vor Energie strotzender Hund, der einen stolzen und unabhängigen Charakter aufweist. Sein äußeres Erscheinungsbild (Körperbau, Gangwerk und Behaarung) lässt an einen Wolf denken“, heißt es in der Rassebeschreibung des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (vdh).
Vergangenen Sonntag wäre das Leben der friedfertigen Zuchthündin jedoch beinahe jäh beendet gewesen, nur das schnelle Handeln ihrer Besitzerin Lisa Schüchner verhinderte Schlimmeres. „Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr kam Taya zu mir, begann am ganzen Körper zu zittern und sie speichelte extrem. Ihr Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute, es wirkte fast wie ein epileptischer Anfall. Daraufhin bin ich sofort in die Tierklinik am Nürnberger Hafen gefahren“, beschreibt Lisa Schüchner die Geschehnisse vor wenigen Tagen. In der Klinik wurden Magen und Darm der Hündin entleert und gespült, eine Nacht musste sie dort unter Aufsicht verbringen und mit Infusionen versorgt werden. „Die Ärzte fanden in ihrem Magen helles Fleisch, welches wir nicht verfüttern, sowie unbekanntes rotes, krisseliges Zeugs“, ergänzt Schüchner. Um welche Substanz es sich dabei genau gehandelt hat, ist unklar. Bis Redaktionsschluss lag der Familie der Untersuchungsbericht der Klinik noch nicht vor.
Giftköder über den Zaun geworfen?
Doch daran, dass ihre Hündin mit Vorsatz vergiftet wurde, besteht für Lisa Schüchner und ihren Mann Matthias kein Zweifel. „Taya ist sehr gut erzogen, sie nimmt normalerweise nichts vom Boden auf und geht auch nicht an Pflanzen ran. Außerdem verwenden wir in unserem Garten nur pflanzliche Produkte. Das, was in ihrem Magen gefunden wurde, muss von außen auf das Grundstück gebracht worden sein“, sind sich die beiden sicher. Einige Tage nach dem Vorfall befindet sich Taya auf dem Weg der Besserung, ihren Gesundheitszustand beschreibt Lisa Schüchner „den Umständen entsprechend“. Es ist nicht das erste Mal, dass Taya Opfer von Tierquälerei wurde. Vor einigen Jahren trennte man ihr die Schwanzspitze ab. „Das sah damals aus, als wäre sie skalpiert worden. Zwei Schwanzwirbel lagen frei und mussten schließlich amputiert werden“, erinnert sich die Besitzerin zurück.
Tatort Eichenhain
Doch nicht nur Privatgrundstücke, auch öffentliche Flächen können zu Tatorten werden. So wie im Dezember 2017, als ein zehnjähriger Dalmatiner-Rüde verendete, nachdem er beim Spaziergang im Eichenhain einen Giftköder gefressen und wenige Tage später seine zersetzten Innereien erbrochen hatte. Wie der Hundehalter damals mitteilte, sollen im gleichen Zeitraum weitere Hunde in Bahnhofsnähe vergiftet worden und zwei von ihnen gestorben sein.
Wie Marion Buchta auf Nachfrage mitteilt, hat die Feuchter Verwaltung aktuell keine Kenntnis über ausgelegte Köder im öffentlichen Gemeindegebiet. „Allgemein werden Giftköderfunde so gut wie gar nicht bei uns gemeldet. Wenn doch, wie beispielsweise in Parks wie dem Eichenhain, entfernen wir sie natürlich schnellstmöglich, um Menschen und Tiere zu schützen“, sagt die geschäftsleitende Beamtin der Feuchter Verwaltung.
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Entgegen anders lautender Meldungen in Internetforen kann auch Gerhard Zenker keinen Anstieg von ausgelegten Giftködern feststellen. Er ist Erster Polizeihauptkommissar und seit Dezember des vergangenen Jahres bei der Altdorfer Polizei. „Seit Anfang Dezember kann ich mich an keinen Fall erinnern, in dem uns Bürger auf Giftköder aufmerksam gemacht haben“, sagt er. Doch selbst wenn sich Betroffene diesbezüglich an die Polizei wendeten, so fiele die Aufklärungsquote erfahrungsgemäß sehr gering aus. „Solche Sachen sind natürlich extrem schwer aufzuklären, ganz einfach, weil man in der Regel keinen Anhaltspunkt hat, wo man genau überwachen soll“, gibt Zenker zu bedenken. Grundsätzlich sollen sich Bürger, die mögliche Giftköder entdecken, dennoch an die Poilzei wenden, „allein schon aus Gründen der Gefahrenabwehr und um die Bevölkerung über die Öffentlichkeit besser warnen zu können“, stellt er klar.
Empfindliche Strafen drohen
Trotz geringer Chancen hofft Familie Schüchner, dass der unbekannte Täter ausfindig und schließlich zur Rechenschaft gezogen werden kann – eine Anzeige bei der Polizei vorausgesetzt. Die möglichen Strafen variieren dabei von empfindlichen Geld- bis hin zu dreijährigen Haftstrafen. Neben der Sachbeschädigung stellt das Auslegen von Giftködern zusätzlich einen Verstoß gegen das bestehende Tierschutzgesetz dar. Darin heißt es: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Doch genau das ist Taya bereits zum zweiten Mal in ihrem Leben widerfahren.