Drama um vereinsamte Laufente

Ente doppelt gefangen

Zusammen mit einem Stockenten-Gefährten verbringt die Laufente (links) derzeit ihre Tage in einer Schleusenkammer, aus der sie sich aber nicht selbstständig befreien kann, weil die Flugfähigkeiten des Vogels sehr begrenzt sind. Die Mauern sind zu hoch, die Wasserfläche droht zuzugefrieren, Nahrung gibt es kaum. | Foto: Gisa Spandler2021/01/pfeifferhuette-Ente-Schleusenkammer.jpg

PFEIFFERHÜTTE – Anwohner und Spaziergänger am Alten Kanal sorgen sich um eine Ente. Das Wasser droht zu frieren und das Tier sitzt in einer Schleusenkammer fest.

Entendrama am Alten Kanal: Spaziergängern an den Schleusen am Ludwig-Donau-Main-Kanal ist das originelle Federvieh schon länger aufgefallen und Kenner haben den langhalsigen Vogel schon bald als Laufente enttarnt. Eine Wildente ist die asiatische Entengattung allerdings nicht. Ihre Artgenossen werden seit einiger Zeit als Haus- und Nutztiere in deutschen Gemüsegärten gehalten, die sie erfolgreich von Schnecken und deren Eiern befreien. Doch seit zirka zwei Jahren lebt besagter Entenvogel auf und am Kanal, ist derzeit auch ohne Partner und muss um seine tägliche Nahrung kämpfen, denn aktuell lassen sich kaum Schnecken oder andere Insekten in seinem Wirkungskreis finden.

Das hat Bernadette Hegelein-Lange und weitere Anwohner beziehungsweise Passanten auf den Plan gerufen, denn dass es der braun-weißen Laufente nicht besonders gut geht, kann man beobachten. Versuche, das Tier einzufangen und an einen gemütlicheren Ort zu bringen, sind bisher gescheitert.„Vor eineinhalb bis zwei Jahren“, berichtet Hegelein-Lange, die täglich mit dem Hund am Kanal spazieren geht, sei ihr der ungewöhnliche Entenvogel erstmals aufgefallen. Damals gab es auch einen Erpel dazu, aber irgendwann war der weg und das weibliche Tier hat ganz offensichtlich gelitten und verzweifelt geschrien, „hat ihren Partner zwischen Feuerwehrhaus Pfeifferhütte und B8 wohl gesucht“, vermutet Hegelein-Lange.

Auch ein zweiter Lauferpel, den ihr jemand spendiert hat, war bald verschwunden. Wohin, ist unbekannt. Offensichtlich aus Einsamkeit oder einem Muttertrieb folgend, hat die Laufente von Stockenten, die auch den Kanal bevölkern, drei junge Entlein adoptiert und mütterlich betreut. Sollte das ein Versuch gewesen sein, in die größere Wildenten-Gemeinschaft aufgenommen zu werden, so ist der allerdings schief gegangen. Denn die Laufente wurde von den anderen „regelrecht gemobbt“, so die Beobachterin, und wieder vertrieben.

Feuerwehr rückt mit Boot an

Das Drama spitzte sich im vergangenen Sommer zu, als die Adoptivmama in die Kammer der Schleuse 39 fiel, von wo sie sich nicht mehr selbstständig befreien konnte, weil sie die zugewachsene Böschung nicht hochkam. Ein paar Tage hat die Pfeifferhütterin die Situation beobachtet, aber als klar war, dass das Tier gefangen blieb, alarmierte sie zunächst die Pfeifferhütter Feuerwehr, dann die Schwarzenbrucker. „Beide Wehren waren ungeheuer kooperativ“, lobt Hegelein-Lange die Kameraden. Mit Keschern und Netzen hat man versucht, den Vogel zu fangen, die Schwarzenbrucker haben auch ihr Flachwasserschubboot eingesetzt, doch die Ente flüchtete immer wieder, entweder per Luft oder unter Wasser.

Ente sitzt schon zum zweiten Mal fest

Auf weniger Engagement traf die Pfeifferhütterin bei den Tierschutzorganisationen, die sie daraufhin kontaktierte. Keine sah eine Möglichkeit, die verhinderte Entenmama aus ihrem Gefängnis zu holen. Mühe gab man sich aber auch beim Wasserwirtschaftsamt und dem Bauhof Schwarzenbruck, doch geholfen hat das letztendlich auch nicht. Am Ende hat sich das Tier wohl doch selber irgendwie und irgendwann befreien können und ist ein paar Schleusenhäuschen weiter gezogen.

Und wieder sitzt der unbeholfene Vogel, der nicht richtig fliegen, sondern nur ein bisschen flattern kann, in einer Schleusenkammer fest. Hatte sie bisher immer noch eine Frau aus dem Ort, die selber einmal Laufenten hatte, gefüttert, so ist das jetzt der älteren Dame nicht mehr möglich, weil der Uferbereich vor allem im Winter nicht gut zugänglich und bei Schnee viel zu gefährlich ist. Hinzu kommt: Wirft man die nahrhaften Körner wie Mais ins Wasser, so geht das Futter unter.

Wer annimmt, der Ente gehe es als Wasservogel doch am Kanal bestimmt nicht schlecht, der muss sich nur einmal ihre Schreie anhören, wenn sie sich aus ihrem Gefängnis nicht befreien kann. Am Dienstag schließlich schlich sich bei Hegelein-Lange Panik ein. Sie dachte an die festgefrorenen Enten, die im Dezember von der Röthenbacher Feuerwehr von einem dortigen Weiher gerettet werden mussten und befürchtete ein ähnliches Los für ihre Laufente. So wandte sie sich noch einmal an Christian Eckstein, den Kommandanten der Schwarzenbrucker Feuerwehr, und bat um Hilfe.

Rettungsversuch misslingt

Doch obwohl noch am gleichen Nachmittag und bis zur einbrechenden Dunkelheit die Kameraden mit Scheinwerfer und Boot versuchten, das Federvieh in Sicherheit zu bringen, blieb der Einsatz letztendlich erfolglos. Einziger Trost: Ab und zu sieht man einen Erpel an ihrer Seite, der zwar nicht zur Gattung der Laufenten gehört, ihr aber doch ein wenig Gesellschaft leistet. Der allerdings ist wohl flinker oder eben nicht ganz so treu, denn er kommt und geht von Zeit zu Zeit und lässt das gefangene Entlein immer wieder allein.

Bernadette Hegelein-Lange ist mit ihrem Latein mittlerweile am Ende. Sie und weitere Beobachter des Entenschicksals würden sich um Unterstützung freuen, zumal es sogar zwei Plätze für den asylsuchenden Vogel gäbe, wo er gut versorgt und unter artgerechten Bedingungen leben könnte. Sogar ein Laufentenerpel würde sich über die Gefährtin dort freuen. Auch der Landesbund für Vogelschutz würde sich ihrer annehmen. Doch zuerst müsste das Tier aus seiner misslichen Situation befreit werden.

Info:
Wer sich in der Lage fühlt, den Vogel zu retten, kann sich bei Bernadette Hegelein-Lange unter Telefon 09183/9398304 melden.

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