NÜRNBERGER LAND – Erneut fordert der Kreistag Nürnberger Land die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale: Er schloss sich Anfang der Woche einstimmig der sogenannten Karlsbader Erklärung an.
Bei einem internationalen Verkehrsgipfel im tschechischen Karlsbad entstand Anfang Mai der Appell, der sich insbesondere an die nationalen Verkehrsministerien und Regierungen richtet. Sie sind aufgefordert, die Franken-Sachsen-Magistrale als wichtige europäische Verbindung „ohne weitere Verzögerung zu elektrifizieren“, wie es in der Erklärung wörtlich heißt. Und weiter: „Hier kann europäische Einigung und Zusammenarbeit in Mitteleuropa unter Beweis gestellt werden.“
Bei einer Neubewertung der Ausbaustrecke von Nürnberg über Marktredwitz und Schirnding zur tschechischen Grenze müsse das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die „Verflechtungen und Potenziale“ zwischen Bayern, Sachsen, Tschechien und Polen berücksichtigen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts.
Projekt liegt derzeit auf Eis
Die Vorplanungen für die Modernisierung der 125 Gleiskilometer in Richtung tschechische Grenze wurden bereits 2021 abgeschlossen, sie kosteten über 25 Millionen Euro. Und trotzdem liegt die Elektrifizierung „vorerst auf Eis“, so die Deutsche Bahn. Schuld war Ende 2022 eine sogenannte Bedarfsplanüberprüfung. Bei der Franken-Sachsen-Magistrale stand plötzlich der Wert 0,6 hinter dem Nutzen-Kosten-Verhältnis – viel zu wenig. Damit war die Bahn gezwungen, das Projekt zu stoppen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags beschloss allerdings im September 2023, die Wirtschaftlichkeit neu berechnen zu lassen – darauf hoffen nun die Anrainer.
70 Organisationen, Verbände und Personen hätten die Karlsbader Erklärung mittlerweile unterzeichnet, berichtete Patrick Leitl, Leiter der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung, am Montag im Kreistag.
Landrat Armin Kroder freute sich über das einstimmige Kreistagsvotum: „Wir wollen, dass der Bund die Signale auf Grün stellt und die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale begonnen wird. Das ist und bleibt eine politische Entscheidung.“ Kristine Lütke (FDP), Kreisrätin und Bundestagsabgeordnete, informierte, dass Parlamentarier in Berlin am Donnerstag einen interfraktionellen Parlamentskreis zu dem Thema gründen werden. „Wir haben das Thema weiterhin im Blick“, sicherte sie zu. Europaabgeordnete Marlene Mortler (CSU) erinnerte an den Einsatz der Europaparlamentarier, damit die Magistrale Teil des sogenannten Transeuropäischen Kernnetzes bleiben konnte.
Die tschechischen Partner, so das Landratsamt, hätten „seit vielen Jahren ihren Teil der Elektrifizierung erfüllt“. Der „längst überfällige Lückenschluss“ sei für die Menschen und die Wirtschaft in der Region „von größter Wichtigkeit“. Die Elektrifizierung ist auch eine Grundvoraussetzung für den Bau der S-Bahn von Nürnberg nach Neuhaus mit Abzweig nach Neunkirchen und Simmelsdorf.